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«Star Trek: Phase II» – Ein Fanprojekt zwischen Anspruch und Wirklichkeit

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Inmitten der Sciencefiction-Krise liegt auch das «Star Trek»-Franchise seit 2004 im TV brach. Im gleichen Jahr entstand allerdings «Star Trek: Phase II», das die Originalserie vollenden soll. Mehr als nur ein einfaches Fan-Projekt.

Das erregte nicht nur die Aufmerksamkeit von CBS, sondern auch vieler ehemaliger Mitwirkender der echten «Star Trek»-Serien. So haben mit Walter Koenig, George Takei und Grace Lee Whitney bereits drei reguläre Darsteller der Originalserie ihre Rollen für jeweils eine Episode wieder aufgenommen. Auch Denise Crosby, Hauptdarstellerin in der ersten «Star Trek – The Next Generation»-Staffel spielte bereits mit. Hinter der Kamera konnte «Phase II» bereits vielfach auf Autoren der offiziellen Serien zurückgreifen.

Ein besonderer Coup gelang Produzent James Cawley, der selber Captain Kirk spielt, beim Besuch am Set des «Star Trek»-Kinofilms. Er durfte nicht nur eine Statistenrolle übernehmen, sondern gewann zugleich Zachary Quintos Stunt-Double Brandon Stacy als neuen Spock-Darsteller. Denn produktionsbedingt muss man sich bei «Phase II» an ständige Darstellerwechsel in den meisten Rollen gewöhnen, die sich mal vor-, mal nachteilig auswirken.

Eine besondere Ehre erhielt die Serie im Jahr 2008, als die Episode "World Enough and Time" für den renommierten Hugo Award in der Kategorie "Best Dramatic Presentation: Short Form" nominiert wurde, in der in den Jahren zuvor unter anderem Episoden aus «Doctor Who», «Battlestar Galactica» und «Buffy» ausgezeichnet worden waren. Es blieb jedoch bei der Nominierung, denn «Phase II» unterlag der «Doctor Who»-Episode "Blink".

Trotz aller Ambitionen, Preise und Erfahrung vor und hinter der Kamera bleibt an «Phase II» natürlich mehr als nur das Stigma einer Fan-Produktion zurück. Mit einem aus eigener Tasche finanzierten Budget von rund 70.000 US-Dollar pro Episode liefert die Serie zwar in Relation zu den Kosten fantastische Ergebnisse, die Einschränkungen etwa in der Anzahl der Sets sind aber nicht übersehbar.

Der bislang größte Stolperstein für «Star Trek: Phase II» ist jedoch die eigene Ambition eine ernsthafte Fortsetzung des Originals zu sein und nicht bloß eine Fanserie. Denn sei es die behutsame Behandlung des Themas Homosexualität im Zweiteiler "Blood and Fire" oder schwelende Konflikte zwischen Kirk und Widersacherin Alersa in der neuesten Episode "Enemy: Starfleet": Hier fehlt trotz professioneller Autoren der Schliff am Drehbuch sowie die Klasse der Darsteller schwierige Szenen überzeugend zu meistern. Viele Längen in den letzten drei Episoden sind das Resultat.

Dass es auch anders geht, bewies man bereits selbst im August 2007. Damals erschien mit "World Enough and Time" eine Episode, die es in allen Belangen mit der Originalserie aufnehmen konnte, mit nahezu kinoreifen Spezialeffekten brillierte, einen glänzend aufgelegten George Takei als Gastdarsteller hatte und enorm von Regie und Drehbuch des TV-erfahrenen Marc Scott Zicree profitierte. "World Enough and Time" ist Fanfilm geradezu in Perfektion und jedem «Star Trek»-Fan uneingeschränkt zu empfehlen.

Drei weitere Episoden sind bereits abgedreht: "The Child", beruhend auf einem Originaldreh der nie verwirklichten «Phase II»-Serie, das in der zweiten Staffel von «The Next Generation» bereits umgesetzt wurde – in einer Weise, die dem ursprünglichen Autoren sehr missfiel. "Kitumba", das auf der klingonischen Heimatwelt Qo'nos spielt und aufgrund seiner nachträglichen Reduzierung von zwei auf eine Episode ein ordentliches Tempo verspricht (das zähe "Blood and Fire" ging den umgekehrten Weg). Und "Origins" aus der Kadettenzeit von James T. Kirk und damit eine ziemlich deutliche Referenz an den Weg, den das offizielle «Star Trek» derzeit geht.

Trotz des durchwachsenen «Enemy: Starfleet» ist daher zu hoffen, dass «Phase II» in Zukunft wieder eine solche glückliche Kombination wie mit "World Enough and Time" gelingt. Geduld muss man als Fan allerdings haben, denn zwischen den einzelnen Episoden liegt meist ein Jahr Pause. Zwar äußerte Cawley bereits vor einigen Jahren den Wunsch nach einer schnelleren Produktion, gelungen ist das jedoch noch nicht. So ist es noch ein weiter Weg bis zur Vollendung der 52 Episoden, die zur Fertigstellung der Fünf-Jahres-Mission fehlten.

Informationen und kostenlose Downloads der bisherigen Episoden finden sich auf der offiziellen Website www.startreknewvoyages.com. (Stand 26. Juni leider gerade offline)

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