Die Kritiker

«Papa allein zu Haus»

von

Story


Am Hochzeitstag von Theo und Gabi kommt es zum Eklat. Zuerst beleidigt Theo seine Enkelkinder, dann wirft er seiner Frau vor, ihr Hinterteil habe während der letzten Jahre unmäßig zugelegt. Gabi schießen die Tränen in die Augen und sie flüchtet ins obere Stockwerk. Tochter Theresa packt ihre Kinder ins Auto, Sohn Oliver gibt noch einen bösen Kommentar ab, und beide flüchten voller Entsetzen. Nur wenige Tage später fällt Gabi unversehens tot um. Unter Alkohol- Einfluss und Schock über den plötzlichen Tod seiner Frau baut Theo zu allem Unglück am gleichen Tag noch einen Unfall. Er fährt die 17-jährige Johanna an und wird zum Sozialdienst verurteilt. Nun muss er sich um die angriffslustige jugendliche Straftäterin Johanna kümmern.

Tochter Theresa und Sohn Oliver stehen nun vor einem noch größeren Problem: Denn Papa ist nun allein zu Haus und deswegen den Bach runter. Erst jetzt merkt er, was er an seiner Gabi hatte. Ohne Frau, ohne Arbeit und ohne jede Verpflichtung lässt sich der 65-jährigen Frischrentner gehen. Die Stunden mit Johanna stellen den hartgesottenen Theo auf eine harte Probe. Doch zwischen beiden entwickelt sich doch noch ein Vertrauensverhältnis, so dass Theos Zöglinge gar ein verruchtes Liebesverhältnis zwischen ihrem rüstigen Vater und der minderjährigen Johanna vermuten.

Darsteller


Götz George («Schimanski») ist Theo Winter
Janina Stopper («Klimawechsel») ist Johanna
Nicole Marischka («R.I.S.») ist Theresa Winter
Johann von Bülow («Tatort») ist Oliver Winter
Gundi Ellert («Tod am Engelstein») Gabriele Winter

Kritik


Der Filmtitel «Papa allein zu Haus» klingt wie eine ungewollte Fortsetzung von «Kevin allein zu Haus» und «Kevin allein in New York». Doch keine Sorge, den Anspruch den Hollywood-Erfolg fortzusetzen oder daran anzuknüpfen hegt der ZDF-Film nicht. Götz George spielt auch keinen gealterten Kevin, sondern einen Ekel, der es sich mit seinen Familienmitgliedern verscherzt, dann auch noch seine Frau verliert und schließlich einen schicksalhaften Unfall erlebt. Als Tragikomödie ausgelegt, hat «Papa allein zu Haus» aber auch zu wenig Lacher, um einem Kevin-Vergleich überhaupt Stand halten zu können. Mit ihrem großartigen Schauspiel stechen Götz George und Janina Stopper aber dennoch hervor und veranschaulichen diese ungleiche Geschichte, die viele Wandlungen der beiden Charaktere bereithält. Georges Figur des Theo Winter wandelt beispielsweise von einer Extreme zur anderen. Erst ein zynischer Ekel, dann ein freundlicher alter Mann, mit Gefühl für seine Mitmenschen. Grund für den Wandel ist eine Frau, die junge Johanna.

Ähnliche Geschichten wie in «Papa allein zu Haus» gibt es zu Genüge. Der einzige Unterschied ist: Regisseurin Vivian Naefe, die auch das Drehbuch schrieb, hat die Situation nochmal drastisch verschärft. Für Götz George, den sie schon von Anfang an für die Rolle im Sinn hatte, hat sie mit Janina Stopper die passende Gegenspielerin gefunden. Dabei wandelt sich auch ihr Charakter, denn die junge 17-Jährige gibt sich anfangs ebenfalls sehr renitent. Als der Witwer Theo nach einem Unfall zu Sozialstunden verdonnert wird und die junge Johanna, die zudem auch noch als Straftäterin auffällig wird, betreuen soll, entsteht eine interessante Figurenkonstellation, die viele Möglichkeiten eröffnet. In vielen ähnlichen Filmen wählt man jedoch fast immer die gleiche: Das ungleiche Paar wird durch die Liebe vereint. Doch Regisseurin Naefe war in diesem Fall bewusst, dass das weder glaubwürdig noch passend gewesen wäre. Sie dichtet ihren beiden Hauptfiguren deswegen keine Liebesbeziehung an, greift den Aspekt aber über Sohn und Tochter von Theo auf. Eine klarere Haltung wäre hier vielleicht angebrachter gewesen.

Die Szenen zwischen Götz George und Janina Stopper sind aber die Highlights im Film. Die beiden wirken in «Papa allein zu Haus» als kongeniales Paar und treiben die ohnehin schon tragisch-komische Situation auf die Spitze. So kommt auch der Humor an manchen Stellen nicht zu kurz, doch ist er insgesamt rar gesät. Das Erzähltempo ist schnell. Es erweckt den Eindruck als wolle man möglichst viel innerhalb der 90 Minuten zeigen können. Das tut der Spannung im Film aber gar nicht gut. Außerdem sind die bitterbösen Momente von Götz George als Ekel-Vater amüsanter, doch ist eben diese Zeit relativ schnell vorbei. Erst zum Schluss gibt es einen bissigen Kampf zwischen den beiden Sturköpfen, Theo und Johanna. Aber auch dieser Moment geht zu schnell vorbei. Regisseurin Naefe hat im Film aber noch mehr als Komik zu bieten, weshalb der Film sehr detailreich und letztlich amüsant ist.

Das ZDF zeigt «Papa allein zu Haus» am Montag, 16. Mai 2011, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/49641
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