Die Kritiker

«Ein Sommer in Paris»

von

Story:


Klara und Jörg verbringen ein romantisches Wochenende in Frankreichs Hauptstadt Paris, doch die Reise endet im Streit: Als Arzt Jörg seiner Freundin Klara nach zehn Jahren Beziehung immer noch nicht zur Frau nehmen will, reagiert diese entrüstet, kündigt prompt ihren Job als Krankenschwester und bleibt alleine in Paris zurück. Auf einem Streifzug durch die Metropole trifft sie in einer Boutique auf Phillipe Clement, Präsident einer Firma, die Uhren herstellt. Als dieser erfährt, dass Klara ausgebildete Krankenschwester ist, engagiert er sie vom Fleck weg als Pflegerin für seine Mutter Jeanne, die nach einer Operation nur schwer auf die Beine kommt. Im Hause Clement entwickelt Klara eine enge Bindung zu Jeanne und deckt einen Vorfall aus deren Vergangenheit auf. Auch zwischen Phillipe und der blonden Krankenschwester herrscht eine gewisse Anziehungskraft…

Darsteller:


Anica Dobra ist Klara Müller
Pasquale Aleardi («Wo ist Fred?») ist Phillipe Clement
Nicole Heesters («Lamorte») ist Jeanne Clement
Liane Forestieri («Männerherzen») ist Zoé Legrand
Peter Fitz ist Rocher
Peggy Lukac («Die Frau vom Checkpoint Charlie») ist Henriette
Georg Tryphon ist Jules
Kai Scheve («Der letzte Patriarch») ist Jörg Offergeld

Kritik:


Schon das Lesen der Inhaltsangabe des ZDF-Sonntagsfilms «Ein Sommer in Paris» fällt schwer und lässt erahnen, was den Zuschauer in den 90 Minuten Laufzeit erwartet. Die Story ist nicht innovativ und folgt dem üblichen Schema, die Darsteller sind unterdurchschnittlich und die Umsetzung nicht sehr ansprechend. Aber alles der Reihe nach.

Die Geschichte strotzt nicht gerade vor Kreativität, vielmehr wird nach Schema F eine vorhersehbare Geschichte erzählt. Klara trifft nach ihrer total überhasteten Entscheidung, ihren Job aufzugeben, eine zehnjährige Beziehung binnen Sekunden wegen einer nicht allzu großen Sache zu beenden und mal eben in Paris zu bleiben anstatt in die Heimat zurückzukehren, auf den smarten, gut aussehenden und reichen Phillipe Clement, dessen kranke Mutter sie pflegen soll, welche sich natürlich zunächst gegen die neue Pflegerin wehrt, dann Klara aber doch ins Herz schließt.

Dieser erneute Einblick in die Geschichte des Films soll noch einmal verdeutlichen, wie dümmlich die Geschichte aufgebaut ist und dass keinerlei Überraschungen zu erwarten sind – dem Film liegt ein ähnliches Muster zugrunde, wie den vielen anderen romantischen (Fernseh-)Komödien, wie immer gespickt mit einer Handlung, die dem Ganzen eine gewisse Dramaturgie geben soll, was hier allerdings total missglückt.

Hinzu kommt, dass der Film zwar unter dem Genre (Romantik-)Komödie läuft, dies aber auf Grund der hölzernen, schmalzigen, geradezu doofen Dialoge kaum zum Ausdruck kommt. Viel mehr führen diese ab und an zu Fremdschäm-Momenten. Es muss schon etwas heißen, wenn der Treppensturz von Zoé unfreiwillig zu dem lustigsten Moment des Films wird, Die von Liane Forestieri gespielte Verlobte von Phillipe, erschrickt, weil mehrere Uhren gleichzeitig anfangen Geräusche von sich zu geben, und fällt dann furchtbar schlecht gespielt die Treppe hinunter und hält sich mit einem Schmerz verzerrten Gesicht das Bein.

Auch andere Darsteller überzeugen nicht. Das genannte Beispiel zeigt, wie wenig authentisch die Inszenierung wirkt. Auch alle anderen Schauspieler schaffen es in keinem Fall, auf irgendeine Weise zu gefallen. Eigentlich können sie aber auch nichts dazu, denn dafür sind die Charaktere viel zu oberflächlich angelegt worden und erfüllen lediglich die Klischees einer Liebeskomödie – die nach Abenteuer suchende Protagonistin oder der Schönling mit intriganter Freundin, all das findet man auch so in vielen anderen Filmen dieser Art. Es ist schon schade zu sehen, dass doch relativ oft Ähnliches im deutschen Fernsehfilmbereich gezeigt wird.

Schön sind die Bilder der französischen Hauptstadt zwar schon, wären sie aber nicht mit dieser penetranten Musik unterlegt, könnten sie wohlmöglich noch schöner wirken. Der Soundtrack variiert lediglich zwischen verträumt-romantischer und sentimental-melancholischer Musik, je nach Situation, je nach Gefühlslage eines Charakters wird diese dann viel zu laut eingespielt und geht schon von der ersten Sekunden an gehörig auf die Nerven.

Wer nicht viel Wert auf einen Film mit vielen neuen Ideen, einer tollen Story und guten Darstellern legt, wird an dem Werk von Regisseur Jorgo Papavassiliou Gefallen finden. Allerdings ist es kaum vorstellbar, dass es tatsächlich Zuschauer gibt, die über so viele Schwachstellen hinweg sehen. Allenfalls zum entspannten Wochenausklang am Sonntagabend könnte «Ein Sommer in Paris» der schönen Bilder wegen für den einen oder anderen Zuschauer wenigstens ein bisschen Unterhaltung sorgen – wenn man den Ton abstellt.

Das ZDF zeigt «Ein Sommer in Paris» am Sonntag, 15. Mai 2011, um 20.15 Uhr.

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