Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Comeback für Geissen?

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Oliver Geissen hat sich rar gemacht. Nun aber pilotiert RTL eine neue Show mit ihm. Fehlen die Alternativen?

Erinnern Sie sich noch an «Die Show der Woche»? Oder «18 – Die beste Zeit meines Lebens» und «Surprise, Surprise»? Sicherlich zumindest an «Die 80er Show». All dies sind RTL-Formate, die Oliver Geissen in den letzten Jahren moderiert hat. Der Otto-Normalzuschauer wird sich allenfalls an letztgenannte «80er Show» erinnern – alle anderen Sendungen verschwanden nach nur wenigen Ausgaben im Giftschrank. Prädikat: gefloppt. Seit 2010 macht sich der ehemalige Shootingstar rar im deutschen Fernsehen. Im vergangenen Jahr war er lediglich mit einigen Ausgaben der weiterhin erfolgreichen «ultimativen Chartshow» sowie als Werbefigur für Schogetten auf den TV-Bildschirmen präsent.

Nun aber wagt sich die Produktionsfirma Endemol im Auftrag von RTL an ein neues Projekt mit Geissen, das den Arbeitstitel «Es kann nur einen geben» trägt. In diesem Prominenten-Ratequiz müssen zwei Teams ihre Menschenkenntnis unter Beweis stellen und beispielsweise erraten, welcher von vier Männern der Weltmeister im Chili-Essen ist. Sollte dieses Projekt wirklich konzeptuell so auf den Bildschirm gelangen, wird sich der SWR nicht freuen: Seine Show «Sag‘ die Wahrheit» dient hier unverkennbar als Vorlage – denn auch hier müssen Proominente unter drei Kandidaten denjenigen auswählen, der gesucht ist. Dieses öffentlich-rechtliche Format gibt es übrigens schon seit 1959.

Dies ist nicht zu kritisieren, da schließlich die besten Ideen alle paar Jahre oder Jahrzehnte wieder den Bildschirm erobern. Und dass erfolgreiche Formatkonzepte „geklaut“ werden, ist ebenfalls eine gepflegte Tradition in der Fernsehlandschaft. Interessant ist hier insbesondere, dass Oliver Geissen diesen Piloten moderieren wird. Wie oben beschrieben, war seine Auftragslage spätestens seit dem Flop «18» von 2009 dünn. Dies mag unter anderem auch mit seiner Omnipräsenz in der RTL-Primetime zu tun haben: Ab 2002 moderierte er jährlich nicht nur einige Ausgaben der «ultimativen Chartshow», sondern auch mehrere Staffeln von der «80er Show», der «90er Show» oder weiteren Timetainment-Formaten wie «Die DDR-Show», «20 Jahre RTL» oder «Die größten Weltrekorde - Guinness World Records».

Eigentlich war es also so, dass RTL dem einstigen Quotenstar Geissen nach den letzten Showflops kein großes Vertrauen mehr im Showbereich schenkte: Andere Gesichter wie Nazan Eckes und Daniel Hartwich dürfen große Shows wie «The Cube» oder «Let’s Dance» moderieren. Geissens Probleme sind darin begründet, dass er wie kein anderer für das sogenannte Timetainment steht: Die von ihm moderierten Shows blickten in der Retro-Welle unterhaltsam zurück auf die 80er, 90er oder auch erst die jüngeren Tage («Show der Woche»). Selbst die noch ausgestrahlte «ultimative Chartshow» ist ein Timetainment-Format, das jedoch auf den Musikbereich fokussiert ist. Dieser Timetainment-Boom war bis Mitte der 2000er Jahre im Fernsehen auch ein Boom des Oliver Geissen – mit dem Ende des Trends verlor der Moderator allerdings selbst auch immer mehr an Relevanz. Das neue Projekt «Es kann nur einen geben» hat mit Timetainment nichts mehr zu tun. Und es bleibt deswegen fraglich, ob es dann mit Geissen erfolgreich sein kann. Anscheinend fehlen also wirklich geeignete Alternativen, geeigneter Nachwuchs für die Moderation einer Show - der Hamburger "Altmeister" bekommt also eine (vielleicht letzte?) Chance.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

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