Die Kritiker

«Die Minensucherin»

von

Story


Angola: Nina Schneider steht in der sengenden Hitze mitten auf einem Minenfeld. Trotz der harten Ausbildung und der ständig präsenten Lebensgefahr macht Nina einen verhängnisvollen Fehler: Sie lässt sich ablenken und tritt in derselben Sekunde auf eine Tretmine. Regungslos bleibt Nina stehen - jede Bewegung wäre tödlich. Verzweifelt denkt sie an die Ereignisse der vergangenen Wochen.
Rückblick: Die Bauingenieurin und Berufsschullehrerin Nina Schneider und ihr Kollege Jo kommen am Flughafen in Angola an. Sie möchten sich in ihrem Urlaub engagieren und in einem unterentwickelten Teil des Landes an einer Schule unterrichten. Vor Ort sehen sie die vielen Kinder, die Opfer von Tretminen geworden sind, verstümmelte Beine haben und an Krücken gehen. Nina ist entsetzt.
Doch die Kinder, die sie unterrichten soll, empfangen sie freundlich. Gemeinsam beginnen sie mit dem Projekt, ein Dach aus Plastikflaschen für die Schule zu bauen. Besonders die kleine, fröhliche Mumbi hat es Nina angetan. Von der Klinik, an der Mumbis Mutter als Beinprothesen-Schnitzerin arbeitet, bekommen sie viele Flaschen für ihr Dach.

Eines Tages nehmen Nina und ihr Kollege Mumbi auf dem Heimweg von der Schule im Auto mit. Als sie anhalten müssen, läuft Mumbi hinter ein leer stehendes Haus, sieht dort etwas Glitzerndes, greift neugierig danach und wird von der als Kinderspielzeug getarnten Mine tödlich verletzt.
Nina ist am Boden zerstört. Sie macht sich schreckliche Vorwürfe und gibt sich eine Mitschuld an Mumbis Tod. Überhastet kehrt Jo nach Deutschland zurück. Doch für Nina ist das keine Möglichkeit, ihren Gefühlen zu entkommen. Sie erinnert sich an eine Minensuch-Organisation und beschließt, in Angola zu bleiben und sich dort zu bewerben.

Nina wird von dem Ausbilder Mike Mason abgelehnt. Trotzdem taucht sie ungebeten im Ausbildungscamp auf und überzeugt ihn, sie doch zu behalten. In ihrer Ausbildungsgruppe sind der russischstämmige Söldner Marian Lipski, der deutsche Arzt Fabian Bergmann und mehrere junge Angolaner, die die gut bezahlte Arbeit annehmen, um ihre Familien zu ernähren.

Die Ausbildung ist hart. Jede menschliche Unzulänglichkeit der Auszubildenden kommt ans Licht. Mason siebt knallhart aus, er erkennt genau, wer für die schwierige und lebensgefährliche Aufgabe ungeeignet ist. Die Gruppe wird kleiner. Nina freundet sich mit dem Arzt Fabian an und verschweigt dessen schweres Alkoholproblem. Sie ist mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Ein schwerer Fehler wie sich später im Einsatz herausstellt.

Nina besteht die Abschlussprüfung. Mason und seine Gruppe werden in einem verminten Kupferbergwerk eingesetzt, das sie wieder betretbar machen sollen, um der Region deren einzige Geldquelle zurückzugeben. Die Anwohner empfangen den Minensuchtrupp unfreundlich und misstrauisch - sie kennen Masons Vergangenheit. Die Ereignisse überschlagen sich, bis Nina - abgelenkt von ihren Gedanken an die kleine Mumbi - selbst in Lebensgefahr gerät ...

Darsteller
Christine Neubauer («Frische Ware») ist Nina Schneider
Hannes Jaenicke («Bandits») ist Mike Mason
Heikko Deutschmann («Tiere bis unters Dach») ist Fabian Bergmann
Jevgenij Sitochin («Im Angesichts des Verbrechens») ist Marian Lipski
Peggy Tunyiswa («Kongo») ist Eshe
Lukhanyo Bele ist Avelino
Mark Simpson ist Jo

Kritik


Dieser Film will bedeutungsschwer sein, bleibt aber durchwegs platt und erschreckend undifferenziert. Worauf man sich hier einstellen muss, wird einem schon in der vierten Minute klar, wenn Nina Schneider und ihr Kollege frisch am Flughafen in Angola angekommen sind und am Gepäckband warten. Aufgrund eines Rückenleidens weigert sich Ninas Kollege, die schweren Taschen zu tragen, die Nina dann widerwillig unter folgendem Kommentar auf ihre Schultern schwingt: „Dann machen wir die afrikanische Nummer: Die Frauen tragen die ganze Last.“ Anspruchslos, überzeichnet und unglaublich suggestiv: So werden auch die restlichen sechsundachtzig Minuten aussehen.

Die Inszenierung dieses versemmelten Stoffes geschieht dabei stets ohne Sinn und Verstand. Explosionen will Regisseur Marcus O. Rosenmüller, der bereits deutlich bessere Filme gedreht hat, offenbar grundsätzlich in Slow-Motion zeigen. Wenn das kleine Mädchen in Slow-Motion auf die Miene tritt, heult Christine Neubauer – im Close-Up, selbstverständlich – in Slow-Motion in die Kamera. Quer über den Film verteilt zeigt man dieses Bildmaterial dann bis zum Erbrechen. Die Sache verkommt zum voyeuristischen Begaffen, weil man ohne Rücksicht auf Verluste um jeden Preis sentimental sein will. Etwas anderes, von Katharsis gar nicht erst zu reden, wird dadurch nämlich nicht erreicht. Die Sequenz bleibt aufgesetzt und maßlos überreizt und kann einem somit wegen der suggestiven Art der Inszenierung auch trotz der Tragik nicht nahegehen.

Hauptdarstellerin Christine Neubauer erweist sich dabei von der ersten Minute an als keine gute Besetzung. Sie spielt auf sehr aufgesetzte Weise und bemüht sich vergeblich, ihren bayerischen Akzent zu kaschieren, wodurch ihre Hochdeutschversuche nicht gut klingen. Ohne jeden Sinn für Authentizität heult sie ausschließlich in Großaufnahme in die Kamera, was zu dem schwachen Konzept dieses Films wiederum zu passen scheint.

Ihr Kollege Hannes Jaenicke ist dagegen ein hervorragender Schauspieler, vielleicht einer der besten, den die deutsche Filmindustrie derzeit zu bieten hat. Sogar in diesem dramaturgischen Elend schafft er es, zu überzeugen. Dies gelingt ihm dadurch, dass er bereit zum ehrlichen, bloßen Entsetzen ist und somit minimalistisch spielt. Dadurch kann er – in gelungenen Produktionen, versteht sich – glaubwürdige und authentische Darstellungen abliefern. In Ansätzen sieht man sein Talent sogar in diesem Film - ganz im Gegensatz zu der überkandidelten Herangehensweise von Neubauer, bei der wirklich alles aufgesetzt ist.

«Die Minensucherin» bleibt dabei in ihrem dramaturgischen Aufbau ganz und gar strukturlos. Nicht einmal ein Bemühen um eine angemessene Form oder um das Finden eines ansprechenden Rhythmus ist in dem Drehbuch von Thomas Eifler, Susanne Beck und Marcus O. Rosenmüller erkennbar. Wieso man diesen Film nicht linear erzählt, erschließt sich nicht. Ständig greifen die Autoren beherzt am Flashback-Tisch zu, ohne etwas damit zu bezwecken. Zumindest nichts, das Sinn ergeben würde. Ohne zu übertreiben, ist dieser Film (Produzentin: Daniela Ziegler) einer der schlechtesten des neuen Jahrtausends. Überhaupt. Die schwache Leistung von Christine Neubauer sticht aus dieser kompletten Misere jedoch auf ihre eigene Art nochmal heraus.

Das ZDF strahlt «Die Minensucherin» am Montag, den 04. April 2011, um 20.15 Uhr aus.

Mehr zum Thema... Die Minensucherin TV-Sender ZDF
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