360 Grad

Dancing Queers

von
Niki Lauda kritisierte den geplanten Auftritt von Alfons Haider, der im österreichischen Fernsehen mit einem Mann tanzen will.

Der österreichische, offen homosexuell lebende Fernsehmoderator Alfons Haider hat angekündigt, in der nächsten Ausgabe der ORF-Sendung «Dancing Stars» mit einem Mann tanzen zu wollen. Die diesbezügliche Entrüstung kam aus einer unerwarteten Ecke, nämlich von Ex-Formel-Eins-Fahrer Niki Lauda. Diesem schmeckt das offenbar gar nicht und er forderte den ORF auf, die „quotengeile Schwulennummer vom Herrn Haider“ zu unterbinden. Laudas größte Befürchtung: Er möchte seinen Kindern die Situation nicht erklären müssen, und erst recht nicht, dass diese das nachmachen.

Als logische Konsequenz müsste Lauda dann jedoch auch gegen jede Art von Nachrichtensendung wettern. Schließlich ist es wohl bedeutend schwerer, seinen Kindern zu erklären, wie Gleichaltrige entführt, missbraucht und kaltblütig ermordet werden.

Für Lauda scheint es dagegen dringender zu sein, die Gefahr abzuwenden, dass zwei Jungen im Vorschulalter miteinander tanzen würden. In seinen Augen scheint das Grund genug zu sein, eine wenn vielleicht auch nicht verbreitete, so jedoch trotzdem legitime Ausübung homosexueller Lebensweise im Fernsehen verboten sehen zu wollen. „Es gibt so was wie gute Traditionen in unserer Kultur – dazu gehört, dass Männer mit Frauen tanzen“, so Lauda. Mit ähnlich klingenden Sätzen wurde schon so Manches rechtfertigt. Auch bis vor wenigen Jahren eine vollkommene gesellschaftliche Ächtung von Homosexuellen – gleich welchen Geschlechts.

Doch so weit wollte Lauda offenbar nicht gehen. Auf der Facebook-Seite des nach ihm benannten Unternehmens Flyniki veröffentlichte er eine dem Ton nach eher halbherzige Entschuldigung. Darin beteuerte Lauda, dass er Zeit seines Lebens weder „Vorurteile gegen Homosexuelle“ hatte noch habe. Das ist jedoch nicht das, was ihm nun eigentlich vorgeworfen wird. Ferner entschuldigte er sich nicht explizit für seinen Standpunkt, sondern distanzierte sich lediglich von seiner Wortwahl. Lauda hat also nichts gegen Homsexuelle, möchte jedoch gleichzeitig offenbar die Ausübung ihres Lebensstils aus einem öffentlichen Raum verbannt sehen.

Bedrückend an der Sache ist es ferner, dass Laudas Schwulenschelte in den Stunden und Tagen nach dem Eklat in vielen österreichischen Medien auch noch Applaus abräumte und eine breite Zustimmung fand. Österreich scheint also genau so schlimm zu sein, wie Thomas Bernhard es beschrieben hat. Denn Laudas Äußerungen waren nicht nur reaktionär wie widerwärtig und eine Schande für jede pluralistische, offene Gesellschaft. Sie waren schlichtweg zum Kotzen.

Mit 360 Grad schließt sich auch nächsten Freitag wieder der Kreis.

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