Hingeschaut

Dschungel-Camp, oder: Der Spaß ist zurück

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Drei Tage «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!». Ein erstes Fazit der Dschungel-Show, die sich in Runde fünf befindet.

Es war ein Wochenende voller Freuden: Für RTL, weil die Auftaktsendung von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» mit mehr als sieben Millionen Zuschauern und fast 40 Prozent Quote alle Rekorde sprengte. Für die Zuschauer, weil sie erneut eine qualitativ sehr hochwertige Sendung zu sehen bekommen und auch für Fernseh-Experten, weil «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» wieder so viele kleine, versteckte Feinheiten aufweist, dass sich eigentlich sogar zwei oder dreimaliges Anschauen lohnt.

„Elf komische Vögel“ – oder die „erfolgloseste Elf seit Cordoba“, so nennt Dirk Bach die D-Prominenz, die nun maximal 16 Tage lang in die heimischen Wohnzimmer kommen wird. Machten sich die exzellenten Moderatoren Zietlow und Bach früher noch Mühe, die Teilnehmer zumindest halbwegs prominent erscheinen zu lassen, hacken sie nun scheinbar genüsslich darauf herum, dass sie genau dies eben nicht sind. Und wenn dann nach einer solchen Moderation in einem Film über Katy Karrenbauer auch noch der aktuelle Chartsong „I need a Dollar“ erklingt, dann ist der Zynismus wohl auf die Spitze getrieben.

Vielleicht ist die Freude der TV-Experten auch deshalb so groß, weil man solches Fernsehen von RTL zuletzt schlicht nicht mehr gewohnt war. Die RTLiesierung, wie sie gerne genannt hat, hat vor dem Dschungel-Camp Gott sei Dank Halt gemacht, der Funken ist von «Supertalent» und «Superstar» nicht übergesprungen. Genau deshalb macht die gute Quote auch so viel Freude: Auch gute Unterhaltung kann punkten.

Ekel-TV ist das Dschungel-Camp in Runde fünf aber weiterhin. Davon, dass die Prüfungen körperlicher werden, wie angekündigt wurde, ist bislang nichts zu merken. Mit 30.000 Kakerlaken im Sarg liegen, Tiere essen, durch eine enge Höhle robben und sich dabei Ratten gegenüber zu sehen; oder wie am Montagabend: Ein australisches Oktoberfest mit allerlei Leckereien; das ist der Dschungel und so wird er wohl auch während einer sechsten Staffel aussehen. Zweifelsohne würde das Format auch ohne diese Prüfungen erfolgreich sein – für RTL aber besteht schlicht kein Grund darauf zu verzichten. Genau dieses Element ist nämlich das, worauf Boulevard-Zeitungen wie Bild und Co. meisten anspringen.

Und es ist Motor für das Telefonvoting in der ersten Woche: Die gute, alte Schadenfreude lässt viele Zuschauer zum Hörer greifen. Für 50 Cent kann man seinen Teil dazu beitragen, um den ungeliebten Promi leiden zu sehen. Klingt hart, ist aber Realität. Der Cast erweist sich nach dem ersten Wochenende übrigens als eine Art Überraschungsei. Gerade die, von denen man viel erwartete, sorgten bislang eher für gähnende Langeweile. Beispiel Mathieu Carrière: Bis auf seine Prüfung am Freitag kam vom Vater-Rechtler bislang sehr wenig. Auch Rainer Langhans überzeugt aktuell eher durch stets Abliegen und eine kurze Meuterei vor seiner Dschungel-Prüfung, die wiederrum aber zu einem der Highlights der aktuellen Staffel gehörte.

Für Brisanz sorgt natürlich Sarah Knappik, die sich in dieser Woche möglicherweise noch einigen Prüfungen gegenüber sehen wird, wenn sie ihre nervtötende Art nicht ganz schnell abstellt. Auch Jay – ehemaliger Sänger – überraschte positiv und mit erstaunlich wohltuenden Ansichten. Jahrhundert-Playmate Gitta Saxx hingegen ist bislang tendenziell ein Totalausfall; sie aber dürfte noch Potential haben. Ist der erste Friede aus dem Camp verschwunden, könnte sie in Fahrt kommen. Der Dschungel 2011: Das erste Wochenende hat unter dem Strich geboten, was es versprochen hat.

Und: Wer heute immer noch über die Leute mit dem Kopf schüttelt, die sich als Fan des Formats outen, der hat vermutlich nie eine Episode der Sendung ganz gesehen. Und falls doch, dann hat er nicht kapiert, dass sich «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» immer weniger als Reality-Show versteht, sondern mehr und mehr eine Art Comedy-Reality ist. Und das ist gut so.

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