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ProSieben und seine Serienabende: Quo vadis?

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2011 wird der Münchner Sender sein Serien-Line-Up ordentlich durcheinander wirbeln. Erst auf den zweiten Blick ergeben einige Entscheidungen Sinn.

Mitte der Woche sorgte der Münchner Privatsender ProSieben mit einigen Programmumstellungen für Erstaunen: Ab kommenden Jahr wird man das Line-Up der Abende Montag und Mittwoch verändern. Die aktuell quotenschwache Serie «Vampire Diaries» (Foto) läuft künftig montags um 21.15 Uhr, dafür setzt man mittwochs ab 21.15 Uhr gleich auf einen Viererblock der Sitcom «How I Met Your Mother». Beschlossen ist somit die Auftrennung der Serienabende nach Geschlechtern. Bisher war der Montag und der Dienstag dem männlichen Publikum zuzuordnen, während der Mittwoch als weiblicher Abend galt.

Dabei ist die Geschlechtertrennung längst nicht so deutlich, wie von manchen gedacht – und genau deshalb machen so manche Programmveränderungen auf den zweiten Blick durchaus Sinn. Wird die Verlegung von «Vampire Diaries» am Ende noch als geschickter Schachzug gefeiert? Die Ausgangsposition ist Folgende: Aktuell scheint die Vampir-Serie mit den letzten Episoden der ersten Staffel am Mittwochabend nur geringe Chancen zu haben, sie liegt meist unterhalb des Senderschnitts. Es ist nicht zu erwarten, dass sich das im Januar ändern wird. Im Gegenteil: Das Format müsste dann gegen die deutsche Serie «Doctor’s Diary» (RTL) antreten, die noch Unterstützung von «Deutschland sucht den Superstar» und teilweise auch vom Dschungel-Camp bekommt.

Mit der Umprogrammierung entgeht die US-Serie diesem Problem nun. Zudem ist «Fringe» (Foto) nicht so männlich von der Publikumsstruktur her, wie viele annehmen. Männer und Frauen halten sich bei der Serie von J.J. Abrams eher die Waage. ProSieben löst mit dem Verschieben aber ein weiteres Problem. Ein adäquater Ersatz für «Human Target», das im Dezember endet, ist nicht in Sicht. Zahlreiche neue US-Dramen erwecken nicht den Anschein, als ob sie hierzulande punkten könnten: Formate wie «Undercovers» oder «The Event» taten sich schon im Mutterland USA schwer.

Stattdessen baut ProSieben nun also die Sitcom-Schiene aus, eröffnet dafür gleich einen zweiten Tag. Ein Risiko wird dadurch freilich eingegangen. Sitcoms gelten eher als Format für Männer, nur bestimmte Formate wie beispielsweise «Scrubs» interessierten auch Frauen in größerem Rahmen. Ab Mitte Januar wird die in den USA sehr erfolgreiche Serie «How I Met Your Mother» zu ihrem großen Einsatz kommen und gleich im Viererpack laufen. Sie muss gegen «Doctor’s Diary» und zu Beginn auch gegen das Dschungel-Camp antreten. Genau diese Programmierung ist unglücklich – zweistellige Marktanteile dürften in dieser Zeit bereits als Erfolg gelten.

Eine genaue Analyse, ob solche Formate auch abseits von «Two and a Half Men» im Hauptabendprogramm funktionieren können, wird im Januar also schwer möglich sein. Durch die Vierfachausstrahlung ist eine Staffel von «How I Met Your Mother» (Foto) zudem binnen fünf Wochen ausgestrahlt – weitere Sitcoms wie «Scrubs» und «The Big Bang Theory» bieten sich als Nachfolger an. Die ProSieben-Programmumstellungen ergeben also unter dem Aspekt Sinn, dass das Problem des Montagsslots um 21.15 Uhr gelöst ist und man in Unterföhring großes Vertrauen in US-Sitcoms hat. Das Risiko ist nicht gerade klein, aber wer nie etwas wagt, gewinnt auch nicht.

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