Die Kritiker

«Vater aus heiterem Himmel»

von
Inhalt
Keiner kann ihn leiden. Wenn er durch den Flur des Amtsgerichts geht, fliegen die Türen zu. Dr. Martin Rogalla, Staatsanwalt in Potsdam, ist "Das lächelnde Fallbeil". Selbstgerecht, listig, penetrant, aber auch kompetent bis zur Unerbittlichkeit. Rogalla ist überzeugter Junggeselle, Kinder sind ihm ein Gräuel. Sex findet nur zu festgelegten Terminen statt - und dann bestimmt nicht bei ihm zu Hause. Seine Freundin Dorothea hat sich damit abgefunden - bisher. Seit zehn Jahren stehen seine Möbel an der gleichen Stelle. Niemand darf sie verrücken, sie sind ein Spiegel seiner Seele. Er legt mit Leidenschaft riesengroße Puzzles, hasst Raucher und jegliche Form von Unordentlichkeit.

In dieses Leben preußischer Ordnung bricht Miriam ein: 15 Jahre, hübsch, frech und doch verletzlich. Ein Mädchen auf der Schwelle zur Frau. Sie platzt mitten in eine Verhandlung Rogallas auf der Suche nach ihrem Vater. Sie erkennt ihn in Martin Rogalla wieder. Als Beweis hält sie dem Juristen ein Foto vor die Nase, aufgenommen vor 16 Jahren, auf dem er gemeinsam mit Miriams Mutter zu sehen ist. Miriam, ein Kind der Liebe. Ein Kind, von dem Dr. Martin Rogalla 15 Jahre lang keine Ahnung hatte…

Darsteller
Fritz Wepper («Um Himmels Willen») ist Dr. Martin Rogalla
Olga von Luckwald («Das Glück kommt unverhofft») ist Miriam
Gudrun Landgrebe («Kommissar LaBréa») ist Regine Neumann
Peter Sattmann («Was glücklich macht») ist Udo Burkhardt
Katharina Schubert («Eine für alle - Frauen können's besser») ist Dorothea Weigand
Gerlinde Locker («Geld.Macht.Liebe») ist Friederike Kielinger
Tim Oliver Schultz («Hallo Robbie!») ist Daniel
u.a.

Kritik
Mit dem ZDF-Sonntagsfilm ist das immer so eine Sache. Häufig mischt sich dort die auf Panoramabilder spezialisierte Hochglanz-Kamera mit einer mehr oder weniger abgedroschenen Geschichten sowie unzähligen abgehalfterten TV-Stars in klischeebeladenen Rollen. So auch an diesem Sonntag. In «Vater aus heiterem Himmel» spielt Fritz Wepper den erfolgreichen, stets miesepetrigen und auf Solopfaden wandernden Staatsanwalt Rogalla, dem der Zufall von jetzt auf gleich eine vermeintliche 16-jährige Tochter vorsetzt. Der Rest ist denkbar einfach, denn alles was in den nächsten – gefühlten – 3 Stunden passiert ist nach dem typischen Muster so vieler „Heile-Welt-Geschichten“ konstruiert worden. Happyend natürlich inbegriffen. Da macht es dann schon fast nichts aus, das Wepper seinen Part als Staatsanwalt als fast 1:1-Kopie seiner Rolle in «Um Himmels Willen» spielt. Eine große Bandbreite hat Wepper aber auch vorher schon nicht in seinem Spiel besessen.

Ärgerlich sind aber vor allem die völlig überzeichneten Figuren, ihr Rollenbild und die z.T. unglaublich dämlichen Dialoge. Es ist davon auszugehen, dass der allgegenwärtige Generationenkonflikt auch tragendes Thema dieser Komödie sein sollte. Doch was hier letztlich als Jugendbild dargestellt wird, entbehrt jeglicher Logik und zeigt doch nur wieder, wie schlecht die Autoren doch recherchieren. Da hilft es auch wenig, einen „hippen“ Soundtrack über die jugendlich-wilden Szenen zu legen. Authentisch ist das bei weitem nicht. Passt dann aber wiederum zum öffentlichen Bild und Ansehen des Öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Schade.

Überzeugen kann auch sonst fast nichts an dieser runter gespulten Massenware. Tochter Miriam nervt, Großmutter Friederike Kielinger alias Gerlinde Locker wirkt wie aus dem Museum entsprungen. So spielt und spricht doch keine Großmutter mehr in der heutigen Zeit! Und auch der Rest ist mehr Katastrophe als Durchschnitt. Wer allerdings die oben schon angedeutete Fahrt der Hochglanz-Kamera sehen möchte, der kann zumindest ein paar schöne Aufnahmen der Stadt Potsdam genießen. Alles andere ist völliger Nonsens und man kann nur hoffen, das Regisseur Ulli Baumann («Inga Lindström») und Autor Rolf-René Schneider («Mord in bester Gesellschaft») sich mit diesem üblen Machwerk nicht noch irgendwo auf sich aufmerksam machen wollten. So wird dass bestimmt nichts.

Das ZDF zeigt «Vater aus heiterem Himmel» am Sonntag, den 24. Oktober 2010, um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/45365
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