Hingeschaut

Pelzig in der Anstalt

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Wie schlug sich Erwin Pelzig als regelmäßiger Mitstreiter an der Seite von Priol in «Neues aus der Anstalt»?

Es war neben Jörg Pilawa einer der eher unbemerkten ZDF-Neueinkäufe in diesem Jahr: Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig wechselte von seiner ehemaligen Fernsehheimat ARD zum Zweiten, um dort Georg Schramm als Co-Präsentator in der Kabarett-Show «Neues aus der Anstalt» abzulösen und gleich seine eigene Talksendung «Pelzig unterhält sich» mitzunehmen, die (eventuell unter neuem Titel) 2011 im Programm startet. Seinen Einstand als ZDF-Mann gab Pelzig am Dienstagabend in der ersten «Neues aus der Anstalt»-Folge nach der Sommerpause – viel Material dürfte sich also angesammelt haben, um es satirisch aufzuarbeiten.

Für ein grundsätzliches Problem kann Pelzig selbst wahrscheinlich am wenigsten: Er ist das komplette Gegenteil von Lothar Dambrowski (gespielt von Georg Schramm), den er ablöst. Dambrowski war ein streitbarer, unangenehmer und rigider Zeitgenosse, der im Zusammenspiel mit dem nicht ganz unähnlichen „Anstaltsleiter“ Urban Priol hervorragend harmonierte – das Duo ergänzte sich und lieferte in der mittlerweile fast vierjährigen Geschichte des TV-Formats so manch legendäre Dialogpassage. Nicht ohne Grund ist «Neues aus der Anstalt» zu einem großen Zuschauererfolg geworden.

Pelzig sollte also gar nicht erst versuchen, in die Fußstapfen von Lothar Dambrowski zu treten. Er bekleidet daher auch nicht das Amt des Patientensprechers, das dieser zuvor innehatte, sondern jenes des PR-Chefs. Pelzig, der ländliche Provinz-Satiriker, schafft es in seiner ersten Sendung zwar, sehr gute und provokante Witze auf Kosten der Bundesregierung oder auch der „Stuttgart 21“-Gegner zu machen, aber sein Auftreten lässt den gelernten Misanthropen Lothar Dambrowski schnell vermissen. Zu groß ist der Unterschied der Außendarstellung zwischen Pelzig und Dambrowski.

Es dürfte also für treue «Neues aus der Anstalt»-Zuschauer etwas länger dauern, bis sie sich an den neuen Angestellten gewöhnen. Auch das Zusammenspiel zwischen Pelzig und Priol wirkte noch etwas hölzern, besonders wenn man die improvisierte Schlagfertigkeit Pelzigs aus seiner Talkshow kennt – die er in dieser ZDF-Satire eben nicht ausleben kann, sondern sich an vorgeschriebene Dialoge halten muss. Sein Solo-Auftritt war inhaltlich größtenteils hervorragend und gespickt mit bissiger Satire. Genau so also, wie es sich für die beste Kabarett-Sendung im deutschen Fernsehen gehört. Doch einige unnötig dumme Kalauer und die noch im Vergleich eher schwach wirkenden Dialoge mit Anstaltsleiter Urban Priol machen Pelzigs ersten Auftritt zu einem durchschnittlichen und nur streckenweise guten. Es sollte allerdings kein Zweifel daran bestehen, dass sich das neue Anstaltsduo Priol/Pelzig nach einigen Episoden aufeinander einspielt.

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