Die Kritiker

«Tod einer Schülerin»

von

Story


Der Gymnasiallehrer Alex Berger lässt sich nach einer Feier auf ein sexuelles Abenteuer mit der 18-jährigen Schülerin Katja ein. Sie wird am nächsten Morgen tot aufgefunden. Alles deutet auf ein Sexualverbrechen hin. Katja ist schon das zweite junge weibliche Mordopfer in der Region. Die Polizei vermutet nun einen Serientäter. Berger gesteht seiner Frau Susanne den Seitensprung, beteuert aber, nicht für Katjas Tod verantwortlich zu sein. Gemeinsam haben Susanne und Alex zwei Söhne, den 19 jährigen Benedikt und den 14-jährigen Daniel, der am Down-Syndrom leidet. Als die Polizei zügig einen von der Bevölkerung geforderten Massengentest initiiert, weigert sich Alex Berger unter Verweis auf seine Bürgerrechte, eine DNA-Probe abzugeben. So gerät er mehr und mehr in den Fokus der Kommissare Simone März und Tobias Falk und muss zugleich gegen das wachsende Misstrauen seiner verletzten Frau ankämpfen. Familiäre Spannungen herrschen in einer ohnehin schon sehr angespannten Situation vor.

Darsteller


Matthias Brandt («Die Tochter des Mörders») ist Alex Berger
Corinna Harfouch («Tatort») ist Susanne Berger
Adrian Topol («Black Forest») ist Benedikt Berger
Max Dominik ist Daniel Berger
Lavinia Wilson («Golm») ist Kommissarin Simone März
Peter Lerchbaumer («Trau’ niemals deinem Chef») ist Kommissar Tobias Falk
Jürgen Heinrich («Masserberg») ist Holger Weiss
Kirsten Block («Die Auflehnung») ist Karin Weiss
Robert Gwisdek («Renn, wenn du kannst») ist Florian Auffermann
Peter Benedict («Solange du schliefst») ist Manfred Wellmann

Kritik


Nicht nur durch eine spannende Geschichte hebt sich «Tod einer Schülerin» von anderen Produktionen des Genres ab. Vielmehr hat dieser Kriminalfilm eine ganz eigene Authentizität, die es ihm erlaubt eine Story zu erzählen, die tatsächlich auch „mitten aus dem Leben“ entstammen könnten. Keine Frage, sehr großen Anteil daran haben sicher die Schauspieler, die ihren Figuren durch hervorragend Mimiken und Gestiken ein genaues Profil geben, gleichzeitig aber auch Emotionen wecken. Das Sensibilisieren des Zuschauers ist dabei gewollt, denn natürlich soll die Geschichte „nahe gehen“ oder aufwühlend wirken. Dafür ist die Thematik fast schon ausreichend, doch ein gut aufgelegter Matthias Brandt sorgt dafür, dass sich der Zuschauer in die Rolle des Lehrers hinein versetzt, der zwar etwas mit der toten Schülerin hatte, aber verzweifelt versucht seine Unschuld am Tod der 18-Jährigen zu beteuern. Nach dem Drehbuch von Silke Zertz erfährt der Zuschauer über die tatsächlichen Hintergründe nicht viel. Es gibt keinen allwissenden Erzähler, sondern vielmehr wird das Publikum eingeladen selbst die Gefühle und Außenwirkung des Charakters Alex Berger auf Wahrheitsgehalt und mögliche Motive zu einer Tat abzuklopfen. Die beiden Kommissare, gespielt von Lavinia Wilson und Jürgen Heinrich, sind dabei nur der verlängerte Arm des Zuschauers, der Detektiv spielen darf.

Dabei weiß der Zuschauer sogar mehr als die beiden Kommissare. Denn es werden, wie bereits erwähnt, tiefe Einblicke in die Gefühlswelt des Alex Berger gewährt. Dass dies plausibel wirkt und stets eine Portion Spannung mitbringt, ist ebenfalls Matthias Brandt zu verdanken, der seiner Rolle hierfür die nötigen Eigenschaften verleiht. Auch das Zusammenspiel mit Corinna Harfouch, wenn es um die familiären Spannungen nach dem Geständnis des Seitensprungs mit der Schülerin geht, ist hervorragend. In diesen Szenen prallen Eifersucht, Misstrauen und Wut auf den Ehemann ein, der selbst Reue empfindet und ein schlechtes Gewissen hat. Dass dennoch beide versuchen mit der schweren Situation klar zu kommen und es auch den Kommissaren bei ihren Ermittlungen nicht leicht machen, ist ein weiteres Detail, das den Film hervorstechen lässt. Das Publikum sieht nicht im «Tatort»-Stil zwei Polizisten bei ihren Ermittlungen zu, sondern einem Ehepaar, das eine äußerst prekäre Situation samt Ehekrise bewältigen muss und gleichzeitig noch an der Wahrheit um den Mord an der Schülerin interessiert ist. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen in der komplexen Beziehungskonstellation auch die Kinder der Bergers, Benedikt und Daniel. Lobenswert ist hier auch, wie Adrian Topol, den Berger-Sohn verkörpert, der sein Leben gar nicht nach den Vorstellungen seines Vaters gestaltet und dabei weitere Konflikte auslöst. Außerdem prallen so Gegensätze aufeinander, was dem Film gut tut, da er so eine Dynamik entwickelt, die sich in den Schlusssequenzen gipfelt. Der Film nimmt zusätzlich noch Fahrt auf, wenn Lehrer Berger selbst versucht die Wahrheit herauszufinden und dabei auf Erkenntnisse stößt, die neue Schockmomente für die mit Verzweiflung und Angst kämpfende Familie bereit halten. Regisseur Mark Schlichter hat gut daran getan, auch Action-Elemente einzubauen. Zum Beispiel jene Szene, als Lehrer Berger die Verfolgung eines ihm nachstellenden und ihn mit Drohungen überhäufenden Ex-Schülers aufnimmt.

Eine kluge, durchdachte Geschichte, die also viel Krimi-Spannung bei der Suche nach den wahren Umständen des Mordes an der jungen Schülerin mitbringt und aus der Sicht des beschuldigten Lehrers Berger erzählt wird, der sich zwar verdächtigt gemacht hat, aber genau deshalb seine Mühe hat die Unschuld zu beweisen. Hinzu kommt eine ausgefeilte Figurenkonstellation, die zusätzlich die schon angespannte Situation anheizt. Mitten in dieser familiären Krise und den Mordanschuldigungen sind in der Teamworx-Produktion alle Begleitumstände erfasst worden, die das Leben der Hauptfigur noch schwerer machen als es ohnehin schon ist. Das verspricht Nervenkitzel mit einer guten Portion Anspruch, bei der der Film auch zum Mitdenken einlädt. Denn nur, wer sich darauf einlässt und bereit ist, selbst auf eine kleine Spurensuche zu gehen oder ein Interesse an dem vorliegenden Fall aufbringen kann, wird an dem Film Spaß haben, der zu den besseren seiner Zunft gehört.

Den Spielfilm «Tod einer Schülerin» zeigt ZDFneo am Dienstag, den 28. September 2010 in Erstausstrahlung um 21 Uhr. Im ZDF läuft er am Montag, den 4. Oktober 2010 um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/44820
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