Biografie

Oliver Pocher

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Oliver Pochers Karriere folgte zwar einem stetigen Aufwärtstrend, doch nicht ohne Hindernisse. Mit Harald Schmidts Wechsel zu Sat.1 könnte der Entertainer jetzt starke Konkurrenz in den eigenen Reihen bekommen.

Oliver Pochers Fernsehkarriere begann niederschmetternd: Sein erster Auftritt, eine fünfminütige Stand-Up-Einlage in der Talkshow von Bärbel Schäfer im Jahre 1998, brachte ihm keinen Ruhm, sondern vielmehr den Hass des Publikums ein. Dennoch gab er sich siegessicher und verkündete, eines Tages erfolgreich zu sein. Vielleicht ist gerade das symptomatisch für den Werdegang des gelernten Versicherungskaufmanns, der wie kaum ein anderer deutscher Komiker die Massen polarisiert: Pocher kokettiert mit einer selbstbewussten, oftmals an den Grenzen zur Arroganz aneckenden Art – aber er realisiert auch seine Ziele. Schon ein knappes Jahr nach seinem misslungenen Karrierestart war Pocher in der VIVA-Sendung «Interaktiv» für eine Woche als Gastmoderator zu sehen, bevor er beim Musiksender als fester Moderator erst in Chartsendungen, später dann in seiner eigenen Show «Alles Pocher, … oder was?» die ersten Gehversuche im Fernsehen machte.

Von VIVA schaffte Pocher den Sprung zu ProSieben, wo er von 2003 bis 2006 seine Sendung «Rent a Pocher» etablierte und vor der Fußball-WM 2006 «Pochers WM-Countdown» moderierte. Im Jahr 2007 war er in der Tommy Jaud-Verfilmung «Vollidiot» nicht nur in seiner ersten Kinohauptrolle zu sehen, sondern wagte sich auch auf neues Terrain: Ab Ende Oktober desselben Jahres witzelte Pocher an der Seite von Fernsehurgestein Harald Schmidt in der gemeinsamen Sendung «Schmidt & Pocher» im Ersten. Im Jahr 2009 wechselte Pocher nach dem Ende der Sendung zu Sat.1, wo er neben Johannes B. Kerner als große Hoffnung zur Umstrukturierung des Senders gehandelt wurde. Die erste Sendung «Sportfreunde Pocher – Alle gegen die Bayern» war die Kür für den bekennenden Fußballfan, die «Oliver Pocher Show» sollte neben Pflicht auch Quotenkonstante für Sat.1 werden.

Augenscheinlich ist Pochers Karriere ganz nach Plan verlaufen, doch immer wieder muss sich der Entertainer für unangemessene Witze, Beleidigungen und Quotenpleiten rechtfertigen. So beleidigte er 2005 bei «Wetten, dass..?» und 2008 bei «Johannes B. Kerner» eine Frau, der er mehrfach zu einer Schönheitsoperation riet. Auch mit seinen Äußerungen gegen und Parodien auf Mark Medlock oder Tokio Hotel machte Pocher sich wiederholt Feinde. Mehrfach gab es außerdem Beschwerden zu Pochers Verhalten und seinen Interviewgästen in der Show «Schmidt & Pocher». Seinen letzten Eklat leistete sich der Moderator in der vergangenen Woche, als er zum Prozessauftakt gegen den der Vergewaltigung beschuldigten Jörg Kachelmann als Kachelmann verkleidet auftauchte – die Quote seine Late-Night konnte er damit allerdings auch nicht mehr verbessern. Privat ist Pocher mit Sandy Meyer-Wölden liiert; das Paar hat eine gemeinsame Tochter.

Wie es für den Entertainer beruflich weitergehen wird, bleibt dahingestellt: Im kommenden Jahr wird Moderationspartner Harald Schmidt zu seiner alten Wirkungsstätte Sat.1 zurückkehren und könnte Pocher damit noch größere Quotenprobleme bescheren. Im Interview gab er sich gönnerisch: «Ich habe schon vor mehr als einem Jahr den richtigen Weg vorgegeben und freue mich, dass Harald mir als Trendsetter in Sachen Sat.1 gefolgt ist». Ob Pocher dieser Vorsprung aber reicht, um sich vor Schmidt als endgültiger Sat.1-Komiker zu etablieren, bleibt zweifelhaft – schließlich war Schmidt vor seiner Zeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen jahrelang bei Sat.1 zu sehen. Wir sind gespannt und lassen Zeit ins Lande ziehen, in der der Pocher fröhlich weiter blödeln kann – ob es nun gefällt oder nicht.

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