Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: ‚Dirty Harry’ ist zurück

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Von der Rückkehr der «Harald Schmidt Show» im Sat.1-Programm profitiert auch der Zuschauer, schreibt Jürgen Kirsch.

Der Altmeister der Late-Night ist zurück bei Sat.1 und mit ihm seine legendäre Show: Die «Harald Schmidt Show» wird wieder auf Sendung gehen. Doch bis dahin wird noch etwas Zeit ins Land gehen: Schmidt wechselt erst im Sommer 2011 zum Bällchensender, bei dem er die größten Erfolge feierte. Einen Grund zur Freude hatten alle Freunde der Late-Night-Shows dank dieser überraschenden Meldung von der Rückkehr des einstigen Chef-Zynikers zu den Wurzeln seiner Sendung aber dennoch. Zu Wochenbeginn war es eine willkommene Überraschung, mit der keiner wirklich gerechnet hatte. Die größte Freude dürfte aber darüber vorherrschen, dass man auch mit dem Konzept an die Zeiten der «Harald Schmidt Show» bei Sat.1, die zwischen 1995 und 2003 ausgestrahlt wurde, anknüpft. Das zumindest macht Hoffnung, dass auch Harald Schmidt selbst zu alter Stärke zurückfindet. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass Schmidt dann wieder zynischer und bissiger in seinen Witzen und Kommentaren zu Werke geht. Auch bei den verrückt-lustigen Studioaktionen eröffnet sich mit dem Konzept der klassischen Late-Night ein neues Potenzial für Schmidt, der in der ARD zuletzt eher müde und gelangweilt wirkte. Ausschlaggebend dafür mag auch sein, dass sich für Schmidt bei Sat.1 in Sachen Show-Inhalte mehr Freiräumen bieten werden als noch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Eine dritte gute Nachricht ist, dass Harald Schmidt mit seiner Late-Night-Show wieder öfter auf Sendung gehen wird. Zweimal wöchentlich wird die «Harald Schmidt Show» bei Sat.1 zu sehen sein. Vor sieben Jahren war Schmidt noch fünfmal in der Woche zu sehen gewesen, während seines Engagements bei der ARD jeweils nur einmal pro Woche am Donnerstag. Gelegentlich setzte die Show im wöchentlichen Turnus sogar mal aus, so dass hin und wieder eine gewisse Unregelmäßigkeit der Ausstrahlung zu beobachten war. Wenn Harald Schmidt im Sommer 2011 zu Sat.1 wechselt, knüpft er zwar nicht in gleicher Schlagzahl an alte Zeiten an, ist aber auch doppelt so häufig on air als derzeit im Ersten. Seine Fans, die ihm auch in den letzten Jahren noch treu geblieben sind, wird das freuen.

Mit der Rückkehr der «Harald Schmidt Show» ins Sat.1-Programm werden auch jene Zuschauer wieder einschalten, die der ARD-Sendung «Harald Schmidt» in der Vergangenheit enttäuscht abgeschworen hatten. Vielleicht ist Schmidt auch die Bürokratie beim öffentlich-rechtlichen Sender leid geworden. Mit manchen Aktionen in seiner Sendung - auch in der mit Oliver Pocher - waren sofort ARD-Intendanten auf den Plan gerufen, die Kritik äußerten. Auch sind die Wege im öffentlich-rechtlichen Fernsehen steiniger als bei den Privaten. Neben Schmidt kann wohl auch Jauch ein Lied davon singen. Mit der gemeinsamen Sendung mit Oliver Pocher wurde Harald Schmidt auch nicht warm. Vielmehr hielt er sich hier bewusst eher zurück und ließ Pocher mehr Raum. So saß Schmidt oftmals gelangweilt und desinteressiert daneben, Passivität machte sich breit. Und als Schmidt drohte der Late-Night müde geworden zu sein, wurde in der letzten TV-Saison das Konzept dahingehend geändert, dass Schmidt nur noch machte, was ihn selbst interessiert. Immerhin fand er so wieder etwas Spaß an seiner Sendung. Das Niveau selbiger besserte sich zwar, aber die Frage, wie die Zukunft von «Harald Schmidt» im Ersten aussehen soll, war längst nicht beantwortet.

Jetzt hat Harald Schmidt die Antwort selbst gegeben. Sein Vertrag läuft 2011 aus, dann ist das Projekt ARD für den Late-Night-King erledigt. Die selbst ernannte „Mediennutte“ wird beim Bällchensender sicher mehr verdienen, aber möglicherweise waren die letzten Diskussionen seit der ARD-Verpflichtung von Günther Jauch und dem geplanten Polittalk des Schmidt-Freunds in 2011 auch nicht unbeteiligt an der überraschenden Entscheidung von Schmidt. Nach seinen kapitalistischen Prinzipien ist Schmidt also wieder da, wo er mehr Geld verdienen kann, obgleich seine Verträge mit dem Ersten auch finanzielle Sicherheiten boten. Dafür wird sich „Dirty Harry“ bei Sat.1 aber wieder mehr anstrengend müssen, um diesen Beinamen auch zu verdienen. Ebenso wird die Einschaltquote nicht gänzlich egal sein.

Davon profitiert wiederum der Zuschauer, der hoffentlich wieder mehr Freude an der neuen, alten «Harald Schmidt Show» haben wird. So werden wohl auch mehr Menschen aus dem Showbiz sich in dem Late-Night-Format die Klinke in die Hand geben als Wirtschaftsleute oder Theater-Schauspieler, die nicht unbedingt für Jedermann interessant sind. Das macht zusätzliche Hoffnung, dass lebhaftere Gespräche mit Schmidts Gästen entstehen, wenn man dabei an so manche Klassiker-Highlights früherer Jahre denkt, die momentan bei Sat.1 Comedy noch zu sehen sind. All das macht Mut für einen wieder bissigeren Chef-Zyniker im deutschen Fernsehen und eine unterhaltsamere Late-Night-Show. Und Sat.1? Der Bällchensender hat ab 2011 mit Harald Schmidt das dritte Sendergesicht neben Johannes B. Kerner und Oliver Pocher. Andreas Bartl ist es gelungen den in der letzten TV-Saison noch in der Krise befindlichen Privatsender neu aufzustellen. Eine bärenstarke Aufstellung ist dabei herausgesprungen, die nunmehr auch erfolgreich in einer Liga mit RTL oder ProSieben mitspielen kann. Das spornt natürlich auch die Konkurrenten auf dem Markt an. Auch hier profitiert am Ende der Zuschauer.

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