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HD-TV: Wie Kabelkunden den Kürzeren ziehen

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Fernsehen in High Definition ist die Zukunft: Bereit dafür sind aber nur die Sat-Betreiber. Kabelkonzerne wie Unitymedia und Kabel Deutschland hinken hinterher – zum Leidwesen ihrer zahlenden Kunden.

Als Besitzer eines Kabelanschlusses fühlt man sich nicht selten in der zweiten Liga des Fernsehens. Was Haushalte mit Schüssel auf dem Dach umsonst bekommen, bezahlt der Otto-Normal-Kunde von Kabel Deutschland, Unitymedia oder anderen Unternehmen. Die gleiche Programmvielfalt wie mit Schüssel gibt es im Kabel aber nicht. Besonders deutlich wird dies bei Unitymedia, die in Nordrhein-Westfalen und Hessen das Kabelnetz verantworten.

Mit dem Thema HD hatte es Unitymedia noch nie – auch in der Zeit als das Schwesterunternehmen arena die Bundesliga ausstrahlte, gelang es nicht, die Spiele in HD auszustrahlen. Mittlerweile ist das Unternehmen in diesem Punkt absolutes Schlusslicht. In Kürze wird Sky beispielsweise 10 HD-Sender in seinem Portfolio anbieten – Unitymedia bringt seinen Kunden aber nur einen einzigen davon nach Hause. Der Ärger der Kabelkunden ist verständlich: Sie zahlen bei Sky das Gleiche wie Kunden, die andern Orts sieben oder gar alle zehn Kanäle bekommen.

Die Verhandlungen zwischen Unitymedia und Sky laufen nunmehr seit einem Jahr – getan hat sich bislang nichts. Und so fällt es auch Unitymedia-Pressesprecher Johannes Fuxjäger im Gespräch mit Quotenmeter.de schwer, seine erbosten Kunden noch weiter zu vertrösten. „Aktuell bietet Unitymedia fünf HD-Sender an, aus dem Programm von Sky haben wir Sky Sport HD im Angebot. Es ist richtig, dass wir das HD Angebot weiter ausbauen wollen – deshalb stehen wir in engem Dialog mit Sky und weiteren Programmanbietern. Ein solcher Einspeisungsvertrag ist aber mit unglaublichen vielen Details verbunden, auf die ich an dieser Stelle nicht näher eingehen möchte,“ heißt es aus dem Hause Unitymedia.

Ein Detail, auf das nicht näher eingegangen werden möchte, können die hausinternen HD-Pläne sein, von denen man seit Ende 2009 immer wieder hört. Die Chefetage von Unitymedia versteht sich aktuell wohl selbst noch zu sehr als Programmanbieter und nicht als Dienstleister. Ergo: Sky wird eher als Konkurrent denn als Kunde gesehen. Und an die eigentlichen Kunden, die Monat für Monat ihre Kabelgebühren bezahlen, wird offenbar überhaupt nicht gedacht. Wenig verwunderlich, dass im Unitymedia-Gebiet immer mehr Menschen über einen Wechsel zum Satelliten-Fernsehen nachdenken.

Keine gute Alternative, findet Fuxjäger: „Natürlich kann ich den Wechsel zum Satelliten-Fernsehen nicht empfehlen – Kabelkunden haben die Möglichkeit ganz andere Serviceleistungen in Anspruch zu nehmen – wir haben beispielsweise einen sehr guten Kundenservice. Und: Kabelkunden können Digitales Fernsehen günstig mit schnellem Internet und Telefon aus einer Hand kombinieren." Den zahlreichen Sky-Kunden im Gebiet hilft das wenig. Nach wie vor gab es keinen Termin für die Einspeisung weiterer hochauflösender Sender. „Einen genauen Termin für die Einspeisung weiterer Sky-HD-Sender kann ich nicht nennen, ich bin aber überzeugt, dass wir bald zu einem Ergebnis kommen werden,“ so der Unitymedia-Sprecher zu Quotenmeter.de.

Künftig werden aber nicht nur Kabelkunden aus NRW und Hessen auf hochauflösende Inhalte verzichten müssen, auch der größte deutsche Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland wird es bis Mitte August nicht schaffen, die drei neuen Sky-Sender aufzuschalten. Von den HD-Programmen von RTL, VOX, ProSieben, Sat.1 und kabel eins ist hier noch gar nicht die Rede. Auch sie warten noch auf eine Einspeisung ins Kabelnetz. Bei dieser Warteschlange sollte sich jeder wirklich noch einmal überlegen, ob eine Schüssel auf dem Hausdach nicht eine lohnenswerte Alternative ist.

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