Popcorn & Rollenwechsel

Sex and the Cinema

von
«Sex and the City 2» kommt zum Schrecken der Männerwelt bald ins Kino. Was denkt unser Kolumnist darüber?

Tausende Männer werden sich kommendes Wochenende im Kino quälen. Sei es als Wiedergutmachung dafür, dass sie ihre Freundin in «Kampf der Titanen» schleppten. Sei es als Entschuldigung für diesen einen Abend, an dem Mann zu warme Worte für das neue Kleid einer Arbeitskollegin fand. Oder sei es als prophylaktisches Liebes-Bonuspunktesammeln kurz vor Start der Fußball-WM. Ganz gleich, weshalb man Augen rollend und mit den Ohren bestmöglich auf Durchzug geschaltet ins Kino geht, der Schrecken bleibt der gleiche: «Sex and the City 2»!

Natürlich lässt sich kein vernünftiges Fangirl von Carrie und Co. dieses Filmereignis durch einen genervt stöhnenden Klops Testosteron im Nebensitz verderben. Deshalb wurde der Film zuvor natürlich schon zusammen mit der besten Freundin in der Vorpremiere bejubelt. Verschämtes Gekicher, losgelöstes Lachen und ein Gläschen Sekt kann dabei natürlich ebenfalls nicht schaden. Und die wenigen Männer, die bereits in die Vorpremiere geprügelt wurden sitzen fassungs- und verständnislos daneben, bevor sie die ersten Selbstmordgedanken pflegen.

An mir wird der Kelch glücklicherweise vorüber gehen. Weder schulde ich irgendeinem holden, weiblichen Geschöpf einen Gefallen, noch muss ich «Sex and the City 2» aus beruflichen Gründen sehen, da mein Monatssoll bereits erfüllt ist. Und ich bin mir sicher, dass mich einige Kerle da draußen deshalb beneiden werden. Aber weshalb gibt es eigentlich in einer vermeintlich gleichberechtigten, aufgeschlossenen Gesellschaft noch immer solche Zerreißproben zwischen Männern und Frauen?

Ausnahmsweise ist nicht Mario Barth Schuld, selbst wenn der erschreckend populäre Comedian seit Jahren alles nur erdenkliche daran setzt, einen Keil zwischen die Geschlechter zu treiben und gehörig darauf einzuhämmern. Der Grund, dass «Sex and the City 2» Männer und Frauen dermaßen entzweit liegt vielmehr in den Darstellerinnen der Serie und Filmreihe begründet. Wie erst kürzlich eine wissenschaftliche Studie erwies, greifen die Frequenzen, in denen Sarah Jessica Parker und ihre Leinwandfreundinnen sprechen auf höchst aggressive Weise die Windungen des männlichen Gehirns an. Das ist tatsächlich wahr! Naja, bis auf den Teil mit der wissenschaftliche Studie und allem…

Das Phänomen «Sex and the City» wird für viele Männer wohl unerklärlich bleiben, ebenso wie zahllose Frauen und männliche Fußballmuffel nichts mit der Abseitsregel anfangen können. Eigentlich ist «Sex and the City» die televisionäre und cineastische Antwort der Frau auf diese komplexe Fußballregel. Sofern man nicht dem „richtigen” Geschlecht angehört und sich nicht regelmäßig mit gleichgeschlechtlichen Freunden trifft, um sich gemeinsam bei ungehemmtem Alkoholkonsum und feistem Lästern über das andere Geschlecht einen zuzuprosten, dann wird man es nicht verstehen. Und auch nicht verstehen wollen. Oder verstehen müssen.

Deswegen: Liebe Männer. Lasst eure Freundin, Verlobte, Frau, Sekretärin oder wasauchimmer doch allein in «Sex and the City 2» gehen. Zum Ausgleich lasst ihr sie während der WM in Ruhe. Und diejenigen, die aus ihren Geschlechterrollen ausbrechen, etwa um als Mann «Sex and the City 2» zu schauen oder als Frau während der WM leidenschaftlich Fußball zu gucken, die sollten nicht auf Teufel komm raus als Missionar zwischen den Parteien fungieren. Manche Dinge lässt man lieber unberührt.

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