TV und so

60 ist zu alt!

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Die ARD wurde 60. Richtige Geburtstagsstimmung wollte bei den Zuschauern allerdings nicht aufkommen.

Am 5. Juni 1950 begann in Deutschland der Siegeszug des Fernsehens mit der Gründung der ARD aus sechs Landesrundfunkanstalten – in diesem Jahr wird unsere Alte Rundfunk-Dame also sechzig Jahre alt. Einfach hat sie es sich bei ihrem Namen nicht gemacht: Als „Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland“ firmiert die ARD in Langform. Da lässt sich ZDF – Zweites Deutsches Fernsehen – doch deutlich besser merken. Ihr rundes Jubiläum feierte die ARD vergangene Woche in zwei großen Shows sowie vier Themennächten. Dass der Gähnfaktor sich jenem von normalen Geburtstagspartys zum 60. Lebensjahr bedrohlich nahe annähern würde, hatte man nicht gehofft. Und doch war es so.

Reinhold Beckmann präsentierte in seiner gewohnt träg-halbbesorgten Art eine Retortenshow am Donnerstag und Samstag, wie sie RTL nicht besser hingekriegt hätte. Kein Wunder: «60 Jahre ARD» wurde von „i & u“ hergestellt, Günther Jauchs Produktionsfirma. Diese ist für immergleiche Showformate mit immergleichem Studiodesign und immergleichen Gästen bekannt. Fast jede Show bei RTL wird von „i & u“ produziert, u.a. die Klassiker «Die 80er Show», «Die 70er Show», «Die ultimative Chartshow» oder zuletzt ebenfalls eine Jubiläumssendung namens «25 Jahre RTL». Und hätte anstatt Oliver Geissen nicht Beckmann die ARD-Geburtstagssause moderiert, dann hätte man fast vermuten können, man wäre bei RTL gelandet. Da werden dann im dreiminütigen Smalltalk ehemalige Gesichter der ARD wie Günther Jauch oder Gottschalk aufs Promi-Sofa geholt, es folgen die üblichen Studioaktionen und Einspieler, schnell geschnitten, schwach kommentiert.

Die Show hatte die biedere Atmosphäre eines anständigen Geburtstagsständchens, bei dem ja nicht zu stark gefeiert werden darf. So verkamen die – ohnehin viel zu zahlreichen und völlig sinnfreien – Studioaktionen zur Gähnpartie. Einige Highlights waren sicherlich dabei, denen in Einspielern gehuldigt wurde und besondere Höhepunkte des Programms der letzten 60 ARD-Jahre zeigte. Aber man kam sich so vor, als hätte man all dies schon einmal gesehen. Timetainment a la RTL. Einem solchen Geburtstag angemessen war dies nicht. Aber womöglich wäre es noch schlimmer gekommen, wenn die ARD die Produktion ihrer eigenen Geburtstagsgala selbst in die Hand genommen hätte. Denn wer will schon Florian Silbereisen die 60-jährige Existenz der ARD feiern sehen?

Tag für Tag erleben wir im Fernsehen skurrile Situationen und verrückte Ereignisse. Unser Quotenmeter-Praktikant nimmt den Wahnsinn der TV-Welt zum Anlass, um seine Gedanken aufzuschreiben. Also gibt es jeden Mittwoch die Ansichten eines Fernsehjunkies in „TV und so“. Nur auf Quotenmeter.de.

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