Glenns Gedanken

In der Sitcom-Krise

von
Unser Kolumnist outet sich: «Two and a Half Men» - eine Serie voller Sparwitze?

Eines wollte ich schon immer mal loswerden: Ich finde «Two and a Half Men» absolut unlustig. So, jetzt ist es raus. Nein, ich kann mit dieser Sitcom einfach nichts anfangen, und ich habe es wirklich mehrmals probiert. Es ist für mich völlig unverständlich, weshalb diese Serie so erfolgreich ist. Charlie Sheen & Co. sind für mich ein Paradebeispiel für das Problem der Sitcoms der heutigen Zeit. Sie besteht offenkundig aus oberflächlichen, sexistischen und infantilen Gags am laufenden Band. Alles ist so berechenbar, so vorhersehbar, und man kann regelrecht die Uhr danach stellen, bis das Konservengelächter nach 10 Sekunden wieder beim nächsten Sparwitz losprustet. Wer hier lacht, der findet wahrscheinlich auch die Klein-Fritzchen-Witze von anno dazumal noch urkomisch. Zum "nebenbei laufen lassen" taugt die Serie vielleicht noch, aber zum konzentrierten Konsumieren ist sie mir einfach zu flach.

Doch das Problem ist hausgemacht. Keine der Sitcoms der vergangenen Jahre konnte mich als langjährigen Fan des Genres mehr begeistern. Ob es sich nun um «Ehe ist...», «Alle lieben Raymond», «Keine Gnade für Dad» oder «How I Met Your Mother» handelt - überall wird einem die Pointe regelrecht um die Ohren gehauen. Sobald einer der stets stereotypen Charaktere anfängt einen Satz zu sagen, kann ich mittlerweile schon ziemlich präzise vorhersagen, welcher Gag folgen wird. Sitcoms sind leider zu einem bloßen Abfeuern eines Pointenfeuerwerks verkommen. Es ist alles so herrlich stumpf und banal geworden. Genausogut könnte man sich ein beliebiges Witzebuch zur Hand nehmen und sich gegenseitig Witze vorlesen.

Was all den genannten Sitcoms fehlt ist der ganz bestimmte Charme, das Herz, die Seele. Wo bleibt der tiefere Sinn wie bei etwa bei «Roseanne» oder «Blossom»? Wo die perfekten Charakterdarstellungen wie bei «Seinfeld» oder «Frasier»? Wo die herrlichen Nebendarsteller wie bei «King of Queens» oder «Eine schrecklich nette Familie»? Wo bleibt der anarchische Humor wie bei «Scrubs» oder «Parker Lewis»? All diese Merkmale vermisse ich bei den neueren Sitcom-Produktionen. Sicher ist das alles Geschmackssache, aber ich erkenne eine deutliche Tendenz hin zur lieb- und belanglosen Fließbandproduktion. Es bleibt zu hoffen, dass die Macher irgendwann wieder einsehen, dass es nicht nur bei Dramaserien, sondern auch bei Sitcoms erheblich auf die Charaktere und deren Entwicklungen ankommt, und eben nicht nur auf den schnellen Witz. Bis es soweit ist, vertreibe ich mir die Zeit lieber mit der «Roseanne»-DVD-Box und den beiden unsterblichen «Hot Shots»-Filmen mit einem Charlie Sheen in Höchstform.

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