Die Kritiker

«In Treatment - Der Therapeut»

von

Story:


Der 50-Jährige Paul Weston ist Therapeut. In «In Treatment» erleben die Zuschauer die Sitzungen mit vier Klienten. Montags kommt Laura zum Gespräch, die beginnt Gefühle für Paul zu entwickeln. Dienstags hat Alex einen Termin – er muss zum Therapeuten, weil sein Vorgesetzter ihm das vorgeschrieben hat. Er ist Navy-Pilot und wird in der islamischen Welt gesucht, weil er Bomben über feindlichem Gebiet abwarf. Am Mittwoch arbeitet Paul mit der Schülerin Sophie, die sich möglicherweise selbst verletzt und am Donnerstag kommt ein Paar in seine Praxis, das Beziehungshilfe nötig hat.

Am Freitag geht Paul selbst zur Therapie, denn auch er hat einiges aufzuarbeiten. Er spricht dabei mit seiner alten Kollegen und Mentorin Gina.

Darsteller:


Gabriel Byrne(«Stigmata») ist Paul
Melissa George («Grey’s Anatomy») ist Laura
Blair Underwood («Dirty Sexy Money») ist Alex
Mia Wasikowska («Alice in Wonderland») ist Sophie
Josh Charles («S.W.A.T. – Die Spezialeinheit») ist Jake
Embeth Davidtz («Bridget Jones») ist Amy
Dianne West («Category 6») ist Gina

Kritik:


Es war eine außerordentlich mutige Entscheidung von HBO, eine Serie wie «In Treatment» zu produzieren. Heutzutage ist es der Zuschauer gewohnt, zu allen Geschichten auch immer die passenden Bilder geliefert zu bekommen. Sei es bei «CSI», wenn dem Zuschauer das Geschehen mittels Rückblenden vorgekaut wird, oder auch in den Nachrichten, wenn Schalten zu Reportern vor Ort anstehen. Einer Figur im Fernsehen beim Erzählen zuzuhören und ihr dabei zuzusehen – das gibt es in längeren Sequenzen kaum mehr. Genau darauf setzt aber «In Treatment». Die US-Version ist eine Kopie des israelischen Formats «Be Tipul», das allerdings nur zwei Staffeln lang überlebte.

Für die US-Version fungierten unter anderem Mark Wahlberg und Rodrigo Garcia als Produzenten, Gabriel Byrne verkörpert den Psychologen Paul: Er wirkt wie ein Fels in der Brandung – teilweise stoisch, hochkonzentriert. Man sagt über ihn, er sei der beste – auch wenn er das nicht sonderlich gerne hört. Was die Zuschauer in den ersten Episoden nicht wissen: Paul selbst begibt sich immer freitags selbst in Therapie – hinter der Fassade des guten Zuhörers scheint ebenfalls einiges zu bröckeln.

Das Konzept der Serie ist spannend, gut und neu zugleich: Jeden Wochentag bekommen die Zuschauer einen bestimmten Klienten zu sehen. Montags ist es Laura, die zunächst heimlich und dann offen in Paul verliebt ist, dienstags ist es Alex, der für die US-Navy arbeitet. Immer freitags geht Paul dann selbst zur Therapie – der US-Sender HBO strahlte «In Treatment» deshalb werktags aus – in Deutschland läuft die Serie in Doppelfolgen, weshalb einer der Clous des Formats nicht zum Tragen kommen wird.

25 Minuten lang sollen die Zuschauer also bei einer Therapiesitzung zuhören – teilweise gibt es 15 Minuten lang keinen Szenenwechsel – man lauscht lediglich den Personen, die ihre Seele ausbreiten. Genau das ist das Besondere an «In Treatment»: Endlich bekommt der Zuschauer im Fernsehen wieder etwas erzählt – man kann die Fantasie benutzen, wenn Laura erzählt, wie sie sich einem Mann auf der Toilette annähert, wenn eine junge Schülerin von einem Unfall erzählt oder wenn Alex von Erlebnissen mit einem homosexuellen Freund spricht. Es ist ein wertvolles Gut und genau deshalb ist es schon, dass auch Fernsehproduzenten nun etwas dafür tun, dass sich der Zuschauer seine eigenen Geschichten malt.

Hervorzuheben ist zudem die schauspielerische Leistung aller – vor allem die der Darsteller, die die Partien verkörpern. Ihnen gelingt es, den Zuschauer eigentlich durchgehend zu fesseln: Und das, obwohl sie nichts anderes tun als auf der Couch zu sitzen und ihre persönliche Geschichte zu erzählen. In diesem Zusammenhang gebührt den Autoren aus Israel großes Lob: So oft gesagt, eine gute Serie braucht gute Charaktere - «In Treatment» ist das beste Beispiel dafür. Neben Paul sind alle Klienten grundverschieden, manchmal durchaus etwas verschroben, aber in jedem Fall gut gezeichnet. Es dürfte für die Darsteller eine große Freude gewesen sein, ihre Figuren über Wochen hinweg zu spielen.

Eines muss aber auch klar sein: Wer Bildgewalt und Erzähldichte wie bei «CSI: Miami» gewohnt ist, der könnte sich bei «In Treatment» schwer tun – wer aber andere Pay-TV-Formate, beispielsweise «Dexter» mag, der weiß, auf was er sich einlässt: Auf tolle Fernsehunterhaltung, die den Mainstream allenfalls streift.

3sat zeigt die erste Staffel von «In Treatment» ab Montag, 15. Februar 2010 in Doppelfolgen um 21.00 Uhr. In den ersten beiden Wochen sind jeweils zwei Ausgaben pro Abend zu sehen. Nach einer kurzen Pause gibt es weitere Folgen der 43 Ausgaben umfassenden Staffel immer mittwochs um 21.00 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/40159
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