Die Kritiker

«Um Himmels Willen - Karten lügen doch» (9x01)

von

Story


Mit einer mexikanischen Musikkapelle taucht Bürgermeister Wöller pünktlich um Mitternacht im Kloster auf, um Schwester Hanna ein Geburtstagsständchen darzubieten. Dumm nur, dass er sich im Termin geirrt hat. Nicht Hanna, sondern ihre Vorgängerin Schwester Lotte hat Geburtstag. Oberin Elisabeth Reuter plagen ganz andere Probleme. Die Ordensgemeinschaft «Sankt Magdalena» ist beinahe pleite. Die Oberin hatte auf einen Investmentbanker vertraut, der sich mit dem Klostervermögen verspekuliert hat und nun nach einem gescheiterten Selbstmordversuch im Krankenhaus liegt. Die Ordensgemeinschaft benötigt dringend Geld und Oberin Reuter sieht nur eine Möglichkeit: Kloster Kaltenthal muss verkauft werden. Hanna erfährt schnell von den Plänen ihrer Vorgesetzten, und versucht Bürgermeister Wöller auszureden, dass die Gemeinde das Kloster kauft.

Darsteller


Janina Hartwig («Bei aller Liebe») ist Schwester Hanna
Fritz Wepper («Die Brücke») ist Wolfgang Wöller
Karin Gregorek («Einer trage des anderen Last») ist Felicitas Meier
Emanuela von Frankenberg («Die Wolke») ist Agnes Schwandt
Rosel Zech («Lola») ist Dr. Dr. Elisabeth Reuter

Kritik


Seit nunmehr acht Jahren ist das beliebte ARD-Format «Um Himmels Willen» auf Sendung und hat sich in dieser Zeit zu einer der erfolgreichsten Serien im deutschen Fernsehen entwickelt. Die Einschaltquoten bewegen sich seit dem Jahr 2002 auf konstantem Niveau um die sieben Millionen Zuschauer, einzig in der jungen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sanken die Marktanteile von anfangs elf Prozent auf immer noch ordentliche knapp acht Prozent - bei einem durchschnittlichen Gesamtmarktanteil von zuletzt 23,6 Prozent in der achten Staffel ist das allerdings zu verkraften. Mit der neunten Staffel nimmt das Erste seinen Quotengaranten nun erneut am Dienstagabend ins Gebet.

Viel geändert hat sich im beschaulichen Kaltenthal in Niederbayern nicht. Noch immer herrscht zwischen Ortsbürgermeister Wolfgang Wöller, der das Kloster aufkaufen und umbauen will, und den Nonnen des Klosters eine intensiv gepflegte Hassliebe. Doch jetzt könnte es wirklich ernst werden, denn Oberin Elisabeth Reuter hat auf eine, wie sie es ausdrückt, «äußerst konservative und nahezu risikolose Investmentstrategie» gesetzt - vor seinem Selbstmordversuch musste der Anlageberater des Klosters allerdings eingestehen, dass die Kapitalanlage «von dem immer noch sehr schwierigen Markumfeld negativ beeinflusst» worden sei. Einziger Ausweg aus dem finanziellen Engpass scheint der Verkauf des unrentablen Klosters Kaltenthal und die Versetzung aller Nonnen auf andere Häuser zu sein.

Selbstverständlich kommt es nie zu diesem Ernstfall, denn «Um Himmels Willen» ist vor allem eine Unterhaltungsserie, die im Laufe einer Dreiviertelstunde zwar auf zahlreiche Tragödien und Dramen baut, im Endeffekt aber immer ein Happy End bietet. Langweilig ist das Format trotzdem nicht: Serienurgesteine Fritz Wepper und Janina Hartwig sorgen als rivalisierendes Bürgermeister-/Nonnen-Gespann für frische Dialoge und den ein oder anderen Lacher, zahlreiche Nebenhandlungen bieten Abwechslung. Unterschwelligen Witz bringt die Theaterspielerin Sunnyi Melles als Gaststar in der ersten Folge in die Serie: Als dubiose Wahrsagerin hat sie es ausgerechnet auf Wöllers Sekretärin Marianne Laban abgesehen - klar, dass der Bürgermeister der Sache höchstpersönlich auf den Grund geht. Dabei erfährt er nebenbei, dass es das Schicksal wohl nicht allzu gut mit ihm meint.

Eingerostet ist in der niederbayrischen Einöde nichts, im Gegenteil, die ganze Serie versprüht statt konservativem Schmarrn modernen Charme, an der sich manch andere öffentlich-rechtliche Produktion bedienen sollte. Mit der neunten Staffel erfindet sich das Format natürlich nicht neu, trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - werden die Zuschauer auch nach über hundert Folgen einen himmlischen Spaß an den ganz und gar nicht immer sauberen Geschehnissen im Kloster haben.

Das Erste zeigt «Um Himmels Willen - Karten lügen doch» am 26. Januar 2010 um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/39792
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