Die Kritiker

«Countdown - Die Jagd beginnt: Sniper» (1x02)

von
Story
Das Zielfernrohr eines Scharfschützengewehrs ist auf Roman Böttcher gerichtet. Doch der sitzt nichtsahnend in seinem Rollstuhl und beobachtet das Treiben im Stadtpark…

7 Stunden vorher:
Vor einem Nobel-Hotel am Rheinufer wurde Ingo Michalek, Fahrer eines Geschäftsmanns, offenbar von einem Heckenschützen ermordet. Erste Recherchen ergeben, dass Michalek ein ehemaliger SEK-Polizist ist. Vor einigen Jahren unterlief ihm ein Fehler mit verheerenden Konsequenzen: Sein Kollege Roman Böttcher wurde angeschossen und sitzt seitdem im Rollstuhl. Daraufhin quittierte Michalek den Polizeidienst.

Kommissar Jan Brenner und Leonie Bongartz vernehmen Roman Böttcher. Der hat jedoch ein Alibi und gibt an, keine Racheabsichten zu hegen. Böttcher macht Brenner und Leo auf einen Speditionsbesitzer namens Bernd Kaiser aufmerksam, der den Tod seines Bruders rächen möchte. Zudem finden sie eine Verbindung Kaisers zu einem gewissen Milan Boskovic, einem Profikiller, der möglicherweise von ihm engagiert wurde.

Als Brenner und Leo Bernd Kaiser mit aufs Revier nehmen wollen geraten sie selbst ins Visier des Scharfschützen. Sie können sich jedoch gerade noch rechtzeitig aus dem Fadenkreuz retten. Auch der Leiter des damaligen Einsatzes, Peter Brück, scheint etwas mit der Sache zu tun zu haben. Als Brenner und Leo Brück aber verhaften wollen, finden sie ihn gefesselt und geknebelt. Plötzlich erhält der Fall eine überraschende Wende...

Darsteller
Sebastian Ströbel («Gonger») ist Jan Brenner
Chiara Schoras («Tulpen aus Amsterdam») ist Leonie Bongartz
Oliver Stritzel («Fünf Sterne») ist Dr. Ritter
Anne Diemer («Lilys Geheimnis») ist Eva Mayerhofer
Andreas Windhuis («Nicht von dieser Welt») ist Klaus Frings
Philip Baltus («Soul Kitchen») ist Mario Falck

Kritik
Im Vergleich zum Auftakt der neuen RTL-Krimiserie «Countdown – Die Jagd beginnt» kann nun die erste reguläre Serienepisode keinen Deut zulegen. Die Geschichte ist genauso ausgelutscht und wurde schon x-Mal besser verfilmt. Die Akteure sind an hölzernem Spiel und peinlichen Einlagen kaum zu überbieten. Und der Kniff mit der ewig wiederholten Tat – der eigentliche Clou der ganzen Serie – nervt schon jetzt unendlich. Aber nähern wir uns dem Problem doch der Reihe nach…

Dass es den deutschen TV-Sendern und Produktionsfirmen an kreativen Ideen bzw. dem Mut, die bereits vorhandenen zu verwirklichen, mangelt, ist keine wirkliche Neuigkeit. Wenn in vergangener Zeit etwas Erfolg hatte, dann doch eher auf die Zielgruppe beschränkt oder im als zu alt „abgestempelten“ öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Dass dort jedoch wirklich gute Unterhaltung produziert wird, erschließt sich wohl außerhalb der dort wohl oder übel angestrebten Zielgruppe niemandem mehr. Vielleicht (er-)kennen die jungen Zuschauer aber gar keine „1“ oder „2“ mehr auf ihrer Fernbedienung. Doch zurück zum Zielgruppen-orientierten Programm bei RTL: hier knallt es, hier kracht es und ein dummer Spruch folgt auf den anderen. Angereichert wird die dutzendfach produzierte Serienware mit dümmlich dreinblickenden aber adrett aussehenden Köpfen. Modekataloge sind nichts dagegen. Titel sind letztlich austauschbar. Nur der Protagonist wird hier und da etwas angepasst. Einmal ist es die Autobahnpolizei, einmal ein Mönch auf Rachetour und im aktuellen Fall zwei Polizisten des LKA auf Verbrecherjagd. Schnelle Autos und Stunts gibt’s wie immer oben drauf. Und das nicht zu selten.

Blickt man schon allein auf die Vita von Regisseur Heinz Dietz («Alarm für Cobra 11) und
Drehbuchautor Hagen Moscherosch («Alles außer Sex»), dürfte jedem klar werden, worauf er oder sie sich da eingelassen haben. Klar will man sich abends vor der Glotze nicht andauernd die Birne zermartern, doch ist deutsche Privat-TV-Unterhaltung denn gleichzusetzen mit dem Niedergang jeglichen Anspruchs? Leider gibt den Sendern und Produzenten ja der Erfolg - gerade zum Start der Serie in der letzten Woche - Recht. So wird also weiterhin auf Dutzendware gesetzt.

Aber gucken wir uns doch mal den Aufbau der aktuellen Folge an: In dieser Woche verfolgen Brenner und Leo einen Scharfschützen, der scheinbar wahllos Personen erschießt. Nach und nach kommen sie einem zwielichtigen Spediteur auf die Schliche, aber der momentan querschnittsgelähmte Polizist hat auch noch irgendein Geheimnis? Oh je, der wird doch nicht etwa? Zusätzlich verdächtigt Leo den Brenner dann noch, mit einer verheirateten Kollegin eine Affäre zu haben. Doch der schweigt und lässt sich nichts an seinem Dackelblick anmerken. Die Auflösung ist dann genauso spannend wie das belanglose Finale der eigentlichen Hauptstory.

Und auch von der Umsetzung her hapert es an einigen Stellen. Das Zielfernrohr am Scharfschützengewehr kann magischer Weise – während es durch die Menschen hindurch wandert – nach dem Passieren auch die Gegend hinter die Personen erkennen. Somit quasi durch die Menschen hindurch schauen. Es wandert permanent hin und her und das nur mit einem klitzekleinen Dreh. Über die Dialoge soll an dieser Stelle kein Wort verloren werden, denn diese sind so banal, dass es schon weh tut. Brenner-Darsteller Sebastian Ströbel bekommt anscheinend in jeder Folge dann noch einen Stunt, bei dem er aus ein paar Metern Höhe in die Tiefe springen darf. Sieht halt gut aus und irgendwie muss er sich ja mal beweisen. Zu guter Letzt dann noch der Hinweis, dass der Clou mit der Tat im Opener der Episode und dem permanenten Zurückblenden zur Tat im weiteren Verlauf der Folge unheimlich nervt und dem gesamten Konzept den Fluss nimmt. Spannung kann die rückwärts zählende Uhr dann auch nicht erzeugen. Als Info ist sie allerdings ganz nützlich, denn je weniger Zeit die Protagonisten noch zur Verfügung haben, umso schneller ist die Sendung auch wieder vorbei. Hoffentlich…

Das einzige, womit die Serie halt noch mit ihren Vorbildern einigermaßen mithalten kann, ist die schnelle Bildfolge und die allgemeine Kameraarbeit. Das war‘s dann aber auch schon. Stereotype Charaktere, ein vermeintlich innovatives Konzept, permanentes Hin- und Herschalten zwischen Tathergang und dem eigentlichen Verbrechen und ein Verbrechen, das langweiliger hätte nicht sein können. Abschalten!

RTL zeigt «Countdown – Die Jagd beginnt: Sniper» am Donnerstag, den 21. Januar 2010, um 21:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/39706
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