Popcorn & Rollenwechsel

...und Zombies!

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Das gute und nervige im Kino, das auffällige und das, was im Verborgenen bleibt. Ob das Geschehen vor der Leinwand, auf der Leinwand oder hinter den Kulissen: Unser Filmkolumnist richtet sein waches Auge auf die Filmkultur und lässt uns wissen, was er von den Ereignissen rund ums Kino hält.


Vergangenen Freitag wurde bekannt, dass Natalie Portman die Hauptrolle in einer von ihr produzierten Adaption des berühmten Entwicklungsromans "Stolz und Vorurteil" von Jane Austen übernehmen wird.
Verwechslungsgefahr mit der Verfilmung aus dem Jahre 2005, in der Keira Knightley die Protagonistin verkörperte, besteht jedoch nicht. Denn Natalie Portmans Abhandlung des klassischen Stücks britischer Literatur beinhaltet eine ganze Gruppe von neuen Figuren:

Zombies.

Richtig gelesen.
Der von Portman produzierte Film "Pride and Prejudice and Zombies" wird Jane Austens England des frühen 19. Jahrhunderts um eine Armee Untoter bereichern. Diese kuriose Mixtur entstammt dem Gehirn eines Buchverlegers, der eine Liste von in der Popkultur geliebte Themen (wie etwa Ninjas und Piraten) sammelte und sie mit gemeinfreien Werken klassischer Literatur zu kombinieren versuchte. Die Vereinigung von "Stolz und Vorurteil" und Zombies sprach ihn besonders an, und so forderte er den Comicfan Seth Grahame-Smith dazu auf, diese Idee zu verwirklichen. Am 1. April dieses Jahres kam das Ergebnis auf den englischsprachigen Markt - unter großem Interesse Hollywoods. Verständlicherweise, schließlich laufen Zombiefilme immer recht gut, und in einem solch originellem Rahmen hat man die untote Meute bislang nicht wüten sehen.

Der skurrile Roman "Pride and Prejudice and Zombies" besteht zu ungefähr 80 % aus Jane Austens Originaltext, die Veränderungen Grahame-Smiths halten sich quantitativ gesehen zurück. Die inhaltlichen Auswirkungen sind dagegen enorm: Mit trockenem Humor entwirft er eine alternative Dimension, in der tödliche Zombies mit großer Selbstverständlichkeit als Teil des Alltags gesehen werden. Sie sind eine gewöhnliche, nervige Plage. Und so werden die Charaktere des Romans in Nahkampftechniken unterrichtet und Frauen wägen ab, ob es klug sei eine Waffe zu tragen oder nicht. Sie könnte einem ja das Leben retten, doch es sieht so undamenhaft aus…

Sollte diese ungewöhnliche Form der Literaturverarbeitung im Kino Erfolg haben, dürfen wir sicherlich mit weiteren trocken-absurden Paarungen aus hoher Literatur und Spaß rechnen.
Wie wäre es beispielsweise mit einer Neubearbeitung von Shakespeares "Hamlet", in der sich herausstellt, dass Claudius eine Truppe von Ninjas unterhielt?
Und um "Vom Winde verweht" auch für die jüngste Generation liebessehnsüchtiger Mädels attraktiv zu gestalten, könnte man ja eine Hand voll Vampire reinschmeißen (natürlich nur Exemplare der Sorte, die hübsch in der Sonne glitzert).
Tja, und in der Neuverfilmung von "Das Parfum" wird die Kaufmannstochter Laure von einer stacheligen Schildkröte namens Bowser entführt, weshalb sich Jean-Baptiste Grenouille mit einem schnauzbärtigen, übergewichtigen Klempner zusammentun muss, um sein Parfum perfektionieren zu können.

Eventuell könnte man zusätzlich zu diesen verrücktem Remakes extra für Gegner übernatürlicher Elemente, also für die bodenständigen Nasenpopler dieser Welt, große Fantasyerfolge als realistische Geschichten neudrehen.
Ob "Harry Potter und die Kammer des Hausmeisters", "Der Herr der Ringe - Die Geschichte eines Mannes, der mit seinen Freunden ausbrach um einen Ring umzutauschen" und "… der Karibik" sich kommerziell mit ihren übernatürlichen Verwandten anlegen könnten, wage ich allerdings zu bezweifeln.

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