Die Kritiker

«Flemming: Glanz in deinen Augen» (Pilot)

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Inhalt


Die Arbeit von Dr. Vincent Flemming ist ein ständiger Konflikt mit der Polizeibehörde, zumal seine unmittelbare Vorgesetzte ausgerechnet seine Ex-Frau Ann Gittel ist. Da weicht die gegenseitige professionelle Hochachtung nicht selten dem verzweifelten Zweikampf, auch wenn beide spüren, dass die wahre Liebe erst nach der Scheidung beginnt.

Dr. Vincent Flemming ist bekannt durch seine Radiosendung "Die Tricks der Seele". Durch seine Universitätsvorträge hat er sich international einen Namen gemacht. Legendär aber ist das rastlose Liebesleben des Erotomanen, der keine Gelegenheit auslässt, mit raffinierten Strategien Frauen zu verführen.

Zeitgleich zu ihrer Scheidung werden Kriminalpsychologe Vincent Flemming, der eigentlich gerade den Polizeidienst verlassen wollte, und seine Chefin Ann Gittel, mit einer Kindesentführung konfrontiert. Irm Fokken (35), die in einem Call-Center arbeitet, hat ihren Sohn in der Zeit ihres Einkaufs auf einem Spielplatz zurück gelassen. Als sie kurz darauf ihren Jungen wieder abholen will, ist Kay verschwunden. Zeugen wollen gesehen haben, wie er unbefangen in ein Auto stieg, das dann wegfuhr. Offensichtlich war ihm die Person bekannt. Irm Fokken ist allein erziehend, der Verdacht auf Kindesentzug richtet sich zunächst gegen Kays Vater. Die Mutter behauptet jedoch, dass Florian Reissberg nie Interesse an seinem Sohn hatte und sich noch nie um ihn gekümmert hat.

Vincent Flemming findet allerdings heraus, dass Irm Fokken und ihr Sohn vor wenigen Wochen einen Auffahrunfall hatten, bei dem sie ausgerechnet mit Kays Vater Florian Reissberg konfrontiert wurden, der bis dahin gar nichts von seinem Sohn wusste. Florian Reißberg begann sich mit dem Kind nach der Schule zu treffen - hinter dem Rücken der Mutter. Zur Tatzeit war er allerdings nach Amsterdam unterwegs, wobei sich sein Alibi als nicht wasserdicht erweist und weitere Verdachtsmomente gegen ihn sprechen. Für Vincent Flemming, Ann Gittel und ihr Team beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn nach 24 Stunden kommt für den Jungen mit großer Wahrscheinlichkeit jede Hilfe zu spät.

Darsteller
Samuel Finzi («Sieben Tage») ist Dr. Vincent Flemming
Claudia Michelsen («Sieben Tage») ist Kommissariatsleiterin Ann Gittel
Hanns Zischler («Hilde») ist Dr. Hans Matthei
Felix Vörtler («This is Love») ist Kriminaldirektor Dr. Karl Leo
Rainer Sellien («Der Mann aus der Pfalz») ist Dezernatsleiter Kolja Geyger
Anna Thalbach («Ein Sommer mit Paul») ist Dr. Alissa Markus
Arndt Schwering-Sohnrey («Das weisse Band») ist Kalle Ux
Oliver Bröcker («Wir sind ein Volk») ist KHK Henner Blum
Inga Busch («Zwerg Nase») ist Irm Fokken
Arthur Rothfeld ist Kay Fokken
Peter Benedict («Claudia - Das Mädchen von Kasse 1») ist Florian Reissberg
Tamara Simunovic («Kommissarin Lucas») ist Mascha Bloch
Kathrin Angerer («KDD - Kriminaldauerdienst: Am Abgrund») ist Ellen Lambert
Gabriela Benesch («Jeder Mensch braucht ein Geheimnis») ist Scheidungsrichterin
Sarah Becker («Klinik am Alex») ist Emma Barkle
Traudel Sperber («Stubbe - Von Fall zu Fall: Im toten Winkel») ist die Lehrerin

Kritik
Zwei Jahre nach dem tragischen Tod von Ulrich Mühe und dem damit einhergehenden Ende der beliebten Krimiserie «Der letzte Zeuge» wagt sich das ZDF nun daran, mit «Flemming» einen potentiellen Nachfolger für den Freitagabend einzuführen. Genauer gesagt, ist die Rede von Dr. Vincent Flemming, seines Zeichens Kriminalpsychologe und damit auch Sachverständiger für die Berliner Polizei. Er agiert ebenso unkonventionell wie einfühlsam, auf der anderen Seite aber genauso gewitzt und penetrant. Eine eigenwillige Mischung, die sich irgendwo zwischen «Dr. Psycho», «Der letzte Zeuge» und «Frasier» ansiedeln lässt. Letzterer vor allem deswegen, weil Flemming nebenberuflich auch als Radiopsychologe für Beziehungsfragen Rede und Antwort steht und auch mit so manch einem Charakterzug an den versnobten Amerikaner erinnert.

Im Hintergrund zeichnet sich im Übrigen der erfolgreiche Autor Gregor Edelmann für die Serie verantwortlich. Eben jener, der auch schon 61 Folgen von «Der letzte Zeuge» zu Papier brachte. Für sein neues Projekt verlagerte er sich thematisch dann nur vom körperlichen Sezieren hin zum Seelischen. Hier beweist Edelmann aber genau das Gespür für einfühlsame Geschichten, die ihn schon zuvor berühmt gemacht haben. Hinzu kommt dann halt noch die nötige Prise Psychologie, ohne die ein Kriminalpsychologe naturgemäß wenig arbeiten kann. Es sind dann auch weniger die einzelnen Kriminalfälle, die bei den Geschichten im Vordergrund stehen, sondern die Beweggründe von Tätern, die Sichtweisen von den Opfern und den Angehörigen. Alles in allem ein sehr interessanter und durchaus spannender Ansatz, der sich von der riesigen Masse der deutschen Krimiproduktionen abzusetzen weiß.
Von der Regieseite aus greift im Piloten auf Claudia Garde («Tatort», «Doktor Martin») in das Geschehen auf der Mattscheibe ein. Sie konnte sich bereits in zahlreichen deutschen Film- und Serienproduktionen auszeichnen und zeigt im aktuellen Fall einen neuen, einen interessanten und einen ungewöhnlichen Helden. Und auch Berlin als Schauplatz wird von ihr und Kameramann Jochen Stäblein anders dargestellt. Verschwunden sind die dunklen und dreckigen Hinterhöfe, die allseits beliebten sozialen Brennpunkte. Hier gibt es moderne und helle Schauplätze, die den Weg frei machen für ihre Akteure und den Handlungsrahmen.

Für die Hauptfigur des Dr. Vincent Flemming konnte man den Theaterschauspieler Samuel Finzi gewinnen. Er überzeugt dabei mit seinem intensiven Spiel als sehr trickreicher, charmanter „Ermittler der Seele“ und weiß vor allem in den Szenen mit seiner Ex-Frau Ann Gittel, dargestellt von Claudia Michelsen, seine komödiantischen Trümpfe einzusetzen. Beide standen auch schon gemeinsam für die Filmproduktion «Sieben Tage» vor der Kamera und sind schon merklich ein harmonisierendes und eingespieltes Team. Der Handlungsfaden über ihre im Piloten geschiedene Ehe zieht sich übrigens über die gesamte erste Staffel hin und wird noch für so mache Verwicklung sorgen.

Für Finzi spricht zudem, das man es ihm nicht anmerkt, das sein Engagement bei «Flemming» seine erste Serienrolle ist. Er versteht es seine Gestik und Mimik treffend einzusetzen und kann gleichzeitig der große Verführer aber auch der hintersinnige Provokateur sein. Dabei macht er dann auch vor so mancher Überspitzung nicht halt. Aber gerade dies ist es dann auch, was die Faszination dieser Rolle – ja sogar dieser Serie – ausmacht. Alles wohl ein Vorteil, wenn man jahrelang auf den Brettern, die die Welt bedeuten auftreten durfte.

Alles in allem eine dialogstarke, witzige und charmante Serie, die dem deutschen Fernsehen wieder einmal einen neuen und wirklich überzeugenden Sympathieträger beschert.

Das ZDF zeigt den 90-minütigen Pilotfilm «Flemming - Glanz in deinen Augen» am Freitag, den 13. November 2009, um 21:15 Uhr. Die weiteren fünf Folgen starten eine Woche später.

Kurz-URL: qmde.de/38393
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