Hingeschaut

Zwischen Profit und Chefkoch

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«Mein wunderbares Wohnlokal» startete am Montag bei VOX – mehr als ein Abklatsch des «perfekten Dinners» war es aber nicht.

Was passiert, wenn ein Koch ein Steak und eine Kartoffel in einen Mixer haut und mal ordentlich zerkleinert? Es gibt Mus, jedenfalls kommt letztlich wohl kaum etwas Gescheites heraus. Was passiert, wenn Fernsehmacher «Das perfekte Dinner» und «Unter Volldampf» in einen Mix haut und die „Start“-Taste betätigen? Dann kommt «Mein wunderbares Wohnlokal» heraus und das ist nicht sehr viel anders wie der Mus aus Kartoffel und Steak.

Das Grundkonzept ist einfach erklärt: Wie beim «perfekten Dinner» kochen Normalos in ihren eigenen Wänden. Und wie bei «Unter Volldampf» kochen diese für eine ganze Truppe an Menschen, die die Kochkünste letztlich bewerten. Weil das alleine aber gar nicht zu schaffen ist, kochen – wie bei «Unter Volldampf» - gleich mehrere Personen. Jeder Wohnlokalbetreiber darf sich bis zu vier Helfer holen, die in der ersten Folge dann auch gleich mal die halbe Wohnung auseinander nahmen, um Platz zu schaffen.

Die neue VOX-Show erinnerte also nicht nur an zwei VOX-Formate, sondern hatte auch einen leichten Touch von Tine Wittlers «Einsatz in vier Wänden». Übernommen hat man auch witzige Off-Kommentare, wollte sich dabei aber wohl sehr deutlich vom «perfekten Dinner» abgrenzen: Gesprochen wurde diese nämlich von einer Frau – und so lustig wie in besten Zeiten des «perfekten Dinners» waren sie auch nicht. Während die Zuschauer erste Verletzungen beim Raspeln von Möhren sehen, bleibt eigentlich kaum Zeit um über das letztliche Bewertungskonzept nachzudenken.

Jeder Wohnlokalbesucher bezahlt so viel für das Essen, wie es ihm Wert war. In dieser Stufe geht es also darum, kostendeckend zu arbeiten. Die Macher haben sich dafür entschieden, um zum Ende jeder Episode eine gewisse Spannungskurve zu haben. Letztlich ist es aber völlig egal, wie es den Gästen schmeckt, denn in Sachen Wochensieg entscheidet nur einer: Ein wöchentlich wechselnder Gourmet-Experte kürt den eigentlichen Sieger der Woche. Der Chefkoch des Berliner Hilton Hotels (Foto unten) durfte in der ersten Sendung bemängeln, dass das Fleisch beim Coq au vin nicht rot genug war.

Die Meinungen der eigentlichen Gäste, die zwischen „total geil“ und „nichts besonderes“ schwankten, wurden zwar eingeholt, hatten aber nicht wirklich viel Wert. Insgesamt kann gesagt werden, dass die Grundidee eigentlich eine Gute ist – sieht man mal davon ab, dass VOX nun zwischen 18.00 und 20.15 Uhr drei Sendungen mit eigentlich gleichem Konzept auf dem Schirm hat. Die Laufzeit von fast 53 Minuten ohne Werbung ist jedoch viel zu viel, was sich vor allem beim Kaugummi-ähnlichen Anfang bemerkbar macht. Sollte «Das perfekte Dinner» einmal nicht mehr für die gewünschten Quoten sorgen, dann wäre «Mein wunderbares Wohnlokal» sicherlich eine sehr gute Alternative: Zusätzlich ist das Format aber nichts, worüber man ein lautes „total geil“ äußern könnte.

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