Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: Wenn die Mauer fällt

von
Die privaten Sender nehmen das historische Ereignis nur bedingt in ihr Programm auf, beschreibt Jürgen Kirsch.

Der 20. Jahrestag des Mauerfalls ging auch an den deutschen Fernsehsendern nicht vorbei. Mit Spezial-Sendungen huldigten sie dem historischen Ereignis, dem am Montag gedacht werden sollte. Vorbildlich zeigte das erste deutsche Fernsehen ab 18.50 Uhr live die Feierlichkeiten rund um das Brandenburger Tor in Berlin. Das „Fest der Freiheit“ übertrug das Erste also live. Merkel, Wowereit und die Staatsoberhäupter Frankreichs und Russlands gaben sich die Ehre. Auch die britischen und amerikanischen Außenminister waren da. Die Rundfunkanstalten der ARD folgten diesem Vorbild: Der rbb übertrug ebenfalls und der MDR ließ wie viele andere dritte Programme einige Prominente zu Wort kommen, die von ihren ganz eigenen Erlebnisse rund um die Mauer und deren Fall erzählen wollen. So muss es sein, dafür zahlen wir doch Gebühren. Alles drehte sich um den historischen Tag, schließlich will der Bürger auch umfassend informiert sein, wenn ein wichtiges Ereignis stattfindet. Auch beim ZDF, das schon am Nachmittag eine Spezial-Sendung eingeräumt hatte, bei der auch Merkel sowie Michail Gorbatschow und Polens Ex-Präsident Lech Walesa auftraten. Den öffentlich-rechtlichen Sendern war also in ihrem Bildungsauftrag nichts vorzuwerfen. Rund um die Ereignisse beim 20. Jahrestag des Mauerfalls war der TV-Zuschauer bei ihnen bestens informiert. Die Gebührengelder waren an diesem Tag wohl gut investiert. Selbst wenn nicht jeder ARD- oder ZDF-Zuschauer sich für die Mauerfall-Feierlichkeiten interessiert haben dürfte, so konnte er doch wenigstens mitreden.

Was machten die Privaten? Die Nachrichtenkanäle N24 und n-tv hatten in Dokumentationen vom Tag des Mauerfalls berichtet und live zu den Jubiläumsfeierlichkeiten geschaltet. Das war es dann auch schon fast für die Sendergruppe von RTL und ProSiebenSat.1. Während der Kölner Sender RTL noch ein «Extra Spezial» über die Feierlichkeiten sendete, gab es auf den Sendern der ProSiebenSat.1 Mediengruppe nur in den zwischenzeitlichen Nachrichtensendungen kurze Ausschnitte. Denn mit den Übertragungen ihrer Nachrichtensendern hielten die Sendergruppe den Informationsfluss an diesem historischen Tag für ausreichend. So scheint es zumindest. Doch haben die eben nicht die Reichweiten wie die großen Sender der jeweiligen Sendergruppe: Beispielsweise RTL, ProSieben oder Sat.1. Wie schon bei den Wahlen ist es doch ein wenig die Aufgabe der privaten Sender auch die jungen Zuschauer, die sie ja zu genüge durch ihr Programm haben, zu informieren. Gerade an einem historischen Tag kann sich ruhig etwas Infotainment unter die ganzen Unterhaltungssendungen mischen. Denn wenn bei den Öffentlich-Rechtlichen die Feierlichkeiten übertragen werden oder dazu Sondersendungen laufen, sieht das junge Publikum bei RTL, ProSieben und Sat1. wie Pseudo-Dokus ihre abstrusen Geschichten erzählen, Bauern eine Frau fürs Leben suchen oder schwangere Frauen präsentiert werden.



Das Programm der privaten Sender ist nicht neu, man hätte es dem historischen Tag aber besser anpassen können. Wenn jetzt noch die schwangeren Pärchen von ihren Erlebnissen rund um den Mauerfall berichten würden oder eine gescriptete Doku von abstrusen Geschichten rund die Berliner Mauer erzählen würde, wäre ein Ansatz ja schon mal da. So hat aber der eine Teil Deutschlands mit Live-Bildern aus Berlin den 20. Jahrestag des Mauerfalls zelebriert, während der andere Teil – vornehmlich die Jüngeren – zugesehen haben, wie Deutschland schwanger wird. Dabei haben die Nachrichtenkanäle der beiden großen Sendergruppe vielleicht noch den einen oder anderen aus der Zielgruppe für Informationen zum historischen Ereignis gewinnen können, doch an den treuen Zuschauern von ProSieben oder RTL mag der 20. Jahrestag des Mauerfalls etwas vorbei gegangen sein. Schade drum. Soviel Information im Überfluss wie bei den Öffentlich-Rechtlichen muss es ja nicht unbedingt sein, aber ein paar Sendeplätze hätte man durchaus frei räumen können, auch wenn die Quote dann etwas einbricht. Es ist ja nur einmal im Jahr.

«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf - Dienstags nur bei Quotenmeter.de!

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