Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Justiz am Gartenzaun

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 60: Eine Sendung, die über Nachbarschaftsstreiterein berichtete und dabei selbst ins Kreuzfeuer der Justiz geriet.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer Sendung, die zeigte, wie wenig Humor RTL haben kann.

«Gute Nachbarn, Schlechte Nachbarn» wurde am 05. Juli 1999 in Sat.1 geboren und hatte ein banales Konzept als Grundlage. In jeder Ausgabe wurden mehrere Nachbarschaftsstreitigkeiten gezeigt, die sich um verunreinigte Treppenhäuser, zugeparkte Garageneinfahrten oder üble Geruchsbelästigungen drehten. Interessant wurde die Sendung nur durch den Moderator der Show, denn mit Radiomoderator (Fritz) Tommy Wosch übernahm ein Mann die Berichterstattung, der weder für sein Feingefühl noch ein hohes Maß an Empathie bekannt war. Der studierte Jurist kommentierte das Treiben bissig und half dabei nicht wirklich, die Probleme zu lösen. Nicht selten veralberte er die Streithähne zusätzlich - oft jedoch ohne, dass diese davon Notiz nahmen.

Dem Sender RTL war das harmlose Format ein Dorn im Auge, denn man glaubte, dass der Titel zu stark an die Erfolgssoap «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» erinnern würde. Mithilfe eines Gerichtsbeschlusses verbot man daher den Namen, worauf Sat.1 mit der Umbenennung in «Liebe Nachbarn, böse Nachbarn» reagierte. Da die Folgen jedoch bereits fertig produziert waren, wurden in den Text-Einblendungen die Worte „Gute“ und „Schlechte“ mit dicken, schwarzen Balken unkenntlich gemacht.

Die Sendung lief am Montagabend und war kein nennenswerter Erfolg, sodass es auch abseits der juristischen Schwierigkeiten zu keiner Verlängerung kam. Im Jahr 2009 kehrte Wosch jedoch mit dem gleichen Konzept unter dem Titel «Krieg am Gartenzaun» bei RTL II zurück. Hier wurde jedoch sein juristischer Hintergrund hervorgehoben, da er eher als Mediator auftreten sollte. Wer Wosch kennt, weiß, dass er sich aber nicht in diese Rolle zwängen ließ.

«Liebe Nachbarn, Böse Nachbarn» wurde im August 1999 beerdigt und erreichte ein Alter von sechs Folgen. Die Show hinterließ den Moderator Tommy Wosch, der später zahlreiche Ausgaben der «ProSieben Morningshow» präsentierte, dann seine eigenen Comedyshows «StarWosch» (Sat.1) und «Woschs Woche» (Regionalprogramme) bekam sowie als Regisseur und Produzent für zahlreiche Comedyformate wie «Die Wachmänner – Vier Augen sehen mehr», «ZACK! Comedy nach Maß» und «Böse Mädchen» zuständig war. Aktuell ist er im Programm des Radiosenders Radio Eins in Berlin und Brandenburg zu hören. Übrigens, eine ähnlich hektische Umetikettierung erlebte ebenso die Reihe «Judas Game» bei Kabel eins.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich der ersten Clipshow im deutschen Fernsehen und damit dem Vorgänger von «Upps – Die Pannenshow».

Kurz-URL: qmde.de/38273
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