Die Kritiker

«Der Tote im Spreewald»

von

Story


In einem Seitenarm des Biosphärenreservats Spreewald wird in einem leeren Kahn die Leiche Daniel Bartkos entdeckt. Sein Fuß ist in einem Schlageisen verfangen. Schnell herrscht die Meinung vor: Hier waren polnische Pelztierjäger am Werk. Kriminalkommissar Thorsten Krüger nimmt die Ermittlungen auf und erfährt, dass die Nutrias, ein aus Südamerika stammendes Pelztier, schon zu DDR-Zeiten wegen ihrer begehrten Felle in die Spreewaldregion eingeführt und gezüchtet wurden.

Die Pathologie beweist, dass bei Daniel Bartko das Schlageisen erst nach seinem Tod angelegt wurde. Daniel Bartko war verheiratet und Sorbe. Seine Frau ist schwanger. Daniel war Fährmann und zum Ärger seiner traditionsbewussten Familie seinen sorbischen Wurzeln nicht sehr verbunden. Die Heirat mit Tanja, einer Nicht-Sorbin, Tochter des Revierförsters, war ein Affront in den Augen der Familie.

Krüger verliebt sich in Tanja und steht ihr bei, als in Daniels Schuppen Nutria-Felle gefunden werden. Es stellt sich heraus, dass Daniel mit den Pelztierjägern gemeinsame Sache gemacht hat und dass er seine Frau verlassen wollte, um mit seiner neuen Liebe, der Polin Maria, ein neues Leben in Australien zu beginnen. Nach einem tödlichen Duell im Moor überführt Krüger den wahren Täter.

Darsteller
Nadja Uhl («Der Baader Meinhof Komplex») ist Tania Bartko
Christian Redl («Tod in der Eifel») ist Thorsten Krüger
Hinnerk Schönemann («Marie Brand und die Nacht der Vergeltung») ist Daniel Bartko
Anne Ratte-Polle («Umdeinleben») ist Maria Jaruski
Hermann Beyer («Polizeiruf 110») ist Bodo Tankmann
Steffi Kühnert («Das weiße Band») ist Therese Bartko
Thorsten Merten («Entführt») ist Hauptwachtmeister Fichte
Claudia Geisler («Deutschland 09») ist Marlene Seefeldt
Ivan Shvedoff («Der Knochenmann») ist Thomas Jaruski
Anja Schneider («Im nächsten Leben») ist Katrin Schlegel
Niels-Bruno Schmidt («Der Baader Meinhof Komplex») ist Jens Schlegel

Kritik
Was bereits im Jahr 2006 in dem mysteriösen und kühlen Spreewald-Drama «Das Geheimnis im Moor» so verheißungsvoll begonnen hat, findet nun in «Der Tote im Spreewald» seine grandiose Fortsetzung. Damals wie heute zeichnet sich der Autor Thomas Kirchner («Das Wunder von Berlin», «Tatort») für die literarische Umsetzung verantwortlich. Neu hinzu gekommen ist hingegen Regisseur Christian von Castelberg («Die Flucht», «Bella Block»), welcher sich aber in der Vergangenheit ebenfalls mit hochdramatischen und anspruchvollen Filmen einen Namen in der Branche gemacht hat. Wieder mit an Bord ist auch Schauspieler Christian Redl. Er mimt erneut den stoisch agierenden, alternden Kommissar Thorsten Krüger. Einst der Liebe wegen in den Osten der Republik mitgezogen, trauert er nun seinen verpassten Chancen und seinem Leben nach. Denn Glück fand er in der neuen Heimat mit der Liebe seines Lebens nicht wirklich.

Nun steht er aber wieder vor einem mysteriösen Todesfall im brandenburgischen Spreewald. Inmitten einer kühlen, einsamen Winterlandschaft wird die Leiche des Sorben Daniel Bartko entdeckt. Schnell sind erste Verdächtige ausgemacht, doch wirklich stichhaltige Beweise findet Krüger nicht. Vor allem Bartkos schwangere Witwe hat es ihm aber angetan, lässt sogar ein wenig von seiner Kälte dahinschmelzen, wenn er sie im versteckten Waldhaus kurz in seine Arme nimmt. Gänzlich frei sprechen kann er sie von seinem Verdacht aber auch nicht. Und so spinnt sich ein immer größer werdendes Netz aus verlorenen Seelen, die sich allesamt irgendwo zwischen den Themen illegaler Geschäftemacherei und Problemen mit Minderheiten im deutsch-polnischen Grenzgebiet bewegen.

Die größten Tragpfeiler, die zum Gelingen dieses Krimidramas beitragen sind eindeutig das immens starke Drehbuch von Thomas Kirchner auf der einen und das überzeugende und harmonierende Schauspielensemble – allen voran Christian Redl und Nadja Uhl – auf der anderen Seite. Sie sind es dann auch, die trotz aller Dramatik und Tristesse, einen kurzen Schimmer von Hoffnung und ein leises Aufglimmen der Liebe andeuten, ehe sie wieder im mystischen Bilderrausch verschwinden. Diesen verdanken wir vor allem der hervorragenden Kameraarbeit von Martin Farkas, welcher die Landschaft, die Mystik und die brisanten gesellschaftlichen Brennpunkte kunstvoll einfängt und eben auch die Zeit hat, den kleinen und harmonischen Momenten genügend Freiraum im Bild zugute kommen zu lassen. Es sind aber auch die kunstvoll miteinander montierten Rückblenden, die sich über den gesamten Film erstrecken und erst zum Ende hin ihren wahren Hintergrund offenbaren. Anfangs irritiert diese Art der Erzählweise doch etwas, zum Ende hin wird aber vieles klar und man fühlt sich im Sog der Bilder und Erzählebenen geradezu gefangen.

Autor und Regisseur verstehen ihr Werk als eine Art Sinnbild auf die Zeit nach der Wende und entwickeln ein ebenso spannendes wie erschütterndes Krimidrama mit einer hervorragenden Schauspielriege und einem spannenden und überraschenden Ende. Denn welche Hintergründe wirklich hinter dem Mordfall stecken, erfährt der Zuschauer erst in den letzten Minuten. So kann spannende und zugleich anspruchsvolle Unterhaltung aussehen.

Das ZDF zeigt «Der Tote im Spreewald» am Montag, den 26. Oktober 2009, um 20.15 Uhr.

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