«Kreis runde Sache»: Nichts zu erpressen

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Von Atze bis Zwegat: An drei Tagen der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Heute: David Letterman.

„I did not had sexual relations with this woman.“ Worte des einstigen US-Präsidenten Bill Clinton, der zunächst versuchte, seine privaten Sekretärinnen-Späßchen zu leugnen. Gut, dass David Letterman nicht US-Präsident ist, sondern eine eigene Show hat. Darin konnte er vor wenigen Tagen öffentlich gestehen, sich mit Mitarbeiterinnen seiner Show die Zeit vertrieben zu haben. Voller Körpereinsatz für die Sendung sozusagen – das hätte man sich in der Vergangenheit vielleicht auch das eine oder andere mal von Harald Schmidt gewünscht.

Ganz freiwillig sprach Letterman natürlich nicht über seine Freizeit-Aktivitäten: Zwei Millionen Dollar wollte ein Erpresser von ihm haben, damit die geheimen Treffen auch wirklich geheim bleiben. Nun muss allerdings dazu gesagt werden, dass es keineswegs ein armer Schlucker war, der sich von Letterman seinen Lebensabend bezahlen lassen wollte. Nein: Angeblich soll ein hochrangiger Produzent des Senders die Drähte gezogen haben. Eine Intrige, wie man sie kaum besser hätte spinnen können.



Das ist natürlich Late-Night-Unterhaltung, wie sie nur in Amerika funktionieren kann. Hierzulande unmöglich. Oliver Pocher zu erpressen, wäre eigentlich kaum denkbar. Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit, um das zu tun: Jemand müsste ihm mal sagen, dass er gar nicht so lustig ist, wie er oft denkt – und für das Verhindern der öffentlichen Bekanntmachung dieser Tatsache einen Scheck in Höhe von 2,50 Euro verlangen. Sie sehen also: Viel ist bei unserer aktuellen Late-Night-Truppe gar nicht herauszuholen.

Da wird einem als Zuschauer ganz schnell vor Augen geführt, wie es um die deutsche Late-Night steht. Hierzulande müsste der Spieß schon eher umgedreht werden: Ein Erpresser müsste einen Moderator noch Geld geben, damit er jeden Abend auf Sendung geht und dann ein wenig über sich und die Welt plaudert. Deutschland hat keinen Letterman und wird auf absehbare Zeit auch keinen bekommen. Mit zwei Millionen sollten Erpresser bei uns also besser nicht rechnen.

Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am kommenden Mittwoch - natürlich bei Quotenmeter.de.


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