US-Fernsehen

Jay Leno kehrt zurück

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Am Montag wird Jay Leno mit seiner neuen Show auf den Bildschirm zurückkehren – zum ersten Mal in der Prime Time.

Seit NBC im Mai bekannt gab, dass Late-Night-König Jay Leno nicht nur beim Sender bleibt, sondern auch eine neue Show bekommt, die noch dazu in der Prime Time stattfinden soll, redet man sich in der Fernsehbranche die Köpfe heiß über Sinn oder Unsinn dieser Entscheidung. Ist doch der angepeilte werktägliche Sendeplatz um 22 Uhr seit jeher Serien vorbehalten. Kurzum, das Prime-Time-Debüt der neuen «Jay Leno Show» am kommenden Montag ist das bestimmende Fernsehereignis in diesem Herbst und - möglicherweise - weit darüber hinaus. Leno sei nichts weniger als die „Zukunft des Fernsehens“, behauptet etwa das „Time Magazine“ in der aktuellen Ausgabe, auf dem Cover prangt das Konterfei des Entertainers.

Diese „Zukunft“, für die die «Jay Leno Show» steht, ist in erster Linie eine Zukunft der Kosteneinsparung angesichts der sinkenden Ertragsmöglichkeiten im werbefinanzierten Fernsehen. Zwar verdienen CBS und Co. im Gegensatz zu NBC nach wie vor gutes Geld mit ihren naturgemäß sehr teuren Serien. Sollte NBC aber mit einer vergleichsweise günstigen Talk-Show Erfolg haben, dürfte das Beispiel Schule machen.

Nimmt man die Programmtrailer für die «Jay Leno Show» als Maßstab, geht es selbstverständlich um andere Dinge. So begegne man lediglich dem überbordenden Wunsch der Zuschauer nach „comedy“ mit einer einer ebensolchen „brand new hour of comedy“ und zwar mit dem populärsten Entertainer, den das amerikanische Fernsehen zu bieten hat. Wirklich „brandneu“ ist da natürlich nicht so viel. Jay Leno um 10 wird sich nur unwesentlich unterscheiden von Jay Leno um 11. Auch wenn das Tempo der Show dem Sendeplatz entsprechend angezogen werden soll. Mehr Außendrehs, aufgezeichnete Segmente und eine ganze Reihe von „Korrespondenten“ sollen Abwechslung bringen. Nicht weniger als zwölf Stars wurden als Sparringpartner für Leno verpflichtet, darunter D.L Hughley («The Daily Show»), NBC-Hauptnachrichten-Moderator Brian Williams und Rachel Harris («Hangover»).



Erhalten bleibt der rituelle Eröffnungsmonolog. Allerdings wird der Gastgeber im Anschluss nicht an seinem Schreibtisch Platz nehmen. Dieses klassische Element der Late-Night-Shows soll allenfalls eine Nebenrolle spielen. Andere aus der «Tonight Show» bekannten Comedy-Rubriken wie das populäre “Jaywalking”, bei dem Leno das Allgemeinwissen von Passanten auf die Probe stellt, wurden in den hinteren Teil der Show verlegt, um den Nachrichtensendungen der Affiliate-Stationen ein respektables Publikum übergeben zu können.

Nicht fehlen dürfen Stargäste und Musiker, wenngleich mehr versprochen wird als der übliche Austausch von Anekdoten. So sollen sich die Gäste in Autorennen miteinander messen. Einweihen wird den eigens für diesen Zweck gebauten Parcours Jerry Seinfeld, der als erster Stargast in die «Jay Leno Show» kommen wird. Als musikalische Gäste stehen Jay Z, Rihanna und Kayne West mit ihrer neuen Single ins Haus, die freilich bereits am Donnerstag bei der Konkurrenz von David Letterman ihre Fernsehpremiere erlebt hat.

Gerade die Frage der Gäste sorgte in den vergangenen Wochen für Diskussionen - nicht nur angesichts der Tatsache, dass nun eine Show mehr um die hochkarätigen Stars buhlt. Auch ob die Serienstars der Konkurrenz überhaupt bei Leno auflaufen sollten, erregt die Gemüter. Schon machte das Gerücht von einem Boykott die Runde. Leno nimmt derlei kritische Töne gewohnt locker: “Das ist alles Trash Talk. Wenn du das Spiel gerne spielst, dann ist so etwas amüsant. Und ich spiele gerne.” Den Serienformaten der Konkurrenz will er gerne ein Forum einräumen: „Warum unterstützen wir uns nicht alle gegenseitig und schauen, dass wir im Geschäft bleiben können.“

Bisher bleibt NBC relativ vage, was die Erwartungen an die neue «Jay Leno Show» betrifft. Bereits jetzt scheint es allseits akzeptiert zu sein, dass Leno nicht in einer Liga mit den Serien der Konkurrenz spielen wird. Allerdings galt dies auch für die Serien von NBC, die in den vergangenen Jahren auf dem 22 Uhr-Sendeplatz ausgestrahlt wurden. Im Gegensatz zu Conan O 'Brien, seinem Nachfolger bei der «Tonight Show», muss Jay Leno nicht eben in große Fußstapfen treten. Selbst wenn er keine Zuschauer hinzugewinnt und lediglich sein Niveau von durchschnittlich fünf Millionen Zuschauern hält, wäre die Sendung wirtschaftlich gesehen ein Erfolg für NBC – jedenfalls für den Augenblick. Ob der Sender aber dauerhaft gut fährt mit der Maxime der Gewinnmaximierung auf immer niedrigerem Niveau, ist zumindest zweifelhaft. Die Qualität des Fernsehens wird jedenfalls nicht profitieren.

Leno selbst gibt sich von all den Rechenspielen unbeeindruckt. Im Interview mit der „New York Post“ offenbart er seine „Strategie“ für den Fall eines Misserfolgs: “Ich habe die «Tonight Show» 17 Jahre lang gemacht, habe sie an der Spitze gehalten und an der Spitze abgegeben. Wenn die Show floppt und mich in einem Jahr jemand fragt, was ich gemacht habe nach der «Tonight Show», werde ich einfach sagen: 'Ich? Nein, Nein, Ich bin im Ruhestand'.“

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