Vermischtes

Scherer, Schreyl & Co.: Peinliche Tage für den hr

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Dem hessischen Radiosender FFH ist ein Coup gelungen, der dem hr nicht gefallen dürfte. Was Marco Schreyl damit zu tun hat…

Es klang nach einem großen Coup, als der hessische Privatradiosender FFH vor wenigen Monaten den Abschied seines Moderators Johannes Scherer (Foto) zur Konkurrenz vom Hessischen Rundfunk (hr) verkünden musste – seit vielen Jahren prägte der 36-Jährige das Programm.

Nun ist bekannt: Scherer wird FFH doch nicht verlassen und dem Sender auch weiterhin treu bleiben. Und das, obwohl man beim hr fest auf ihn baute und Scherer sogar die Moderation von Fernsehsendungen anbot. So sollte er etwa die sonntägliche Rateshow «Dings vom Dach» präsentieren. Jetzt also die Rolle rückwärts – doch warum? Ein Grund spielte wohl nicht zuletzt seine tägliche Show am Nachmittag, die Scherer ursprünglich nur für die Zeit bis zu seinem Wechsel zur Konkurrenz moderieren sollte.



Schmackhaft machte sein Haussender ihm den Verbleib allerdings auch mit einer Stelle an der neugegründeten FFH Academy, wo Scherer künftig den Nachwuchs coachen soll. Klar ist: Durch Scherers geplatzten Wechsel ist dem Privatsender ein wahrer Coup gelungen, der wohl nicht zuletzt dem Einsatz von Geschäftsführer Hans-Dieter Hillmoth zu verdanken ist. Er setzte sich für sein Zugpferd ein, das seinem Sender in den vergangenen Jahren viele der zahlreichen Hörer brachte, auf die man nicht ganz zu Unrecht stolz sein kann. Der Einsatz hatte Erfolg: Johannes Scherer bleibt, seine nachmittägliche Personalityshow läuft weiter und der Dauerrivale hr darf sich ärgern.

Der öffentlich-rechtliche Sender sah schon wie der sichere Sieger aus, doch letztlich kam es anders. Dienstagnachmittag in Bad Vilbel: FFH-Chef Hillmoth lud zur Betriebsversammlung mit allen Mitarbeitern des Hauses und verwunderte damit zunächst die Belegschaft, die nach der Ankündigung des Wechsels mit Trauermienen durchs Funkhaus lief. Dann die erlösende Nachricht: Scherer bleibt. Minutenlanger Applaus folgte, der wohl zeigt, wie wichtig Johannes Scherer für den Sender geworden ist. Das Ziel des Moderators war eine langfristige Planungssicherheit, die ihm zunächst nur der hr geben konnte, wo er als freier Mitarbeiter tätig gewesen wäre.

Hillmoth: „Wir wollten Scherer den Abschied so schwer wie möglich machen.“ Und genau das tat er dann auch – mit einer unkonventionellen Show am Nachmittag und den Bereich der Aus- und Fortbildung. Dagegen kam selbst das Fernsehangebot des Hessischen Rundfunks nicht an, zumal Johannes Scherer ohnehin schon mit «Weck Up!» Moderator eines TV-Formats ist und das auch bleiben wird. Letztlich gingen dem 36-Jährigen wohl die Argumente für einen Wechsel zu den Öffentlich-Rechtlichen aus, sodass im Grunde alles bleibt wie bisher, mit dem Unterschied, dass Scherers Rolle bei FFH noch gestärkter ist als je zuvor.

In die Röhre schaut man nun beim Radiosender hr1, wo man schon mit Scherer plante und ihm die Morgenshow von RTL-Gesicht Marco Schreyl übergeben wollte. Dessen Zukunft ist nun unsicher, schließlich sehen Vertrauensbeweise des Arbeitgebers anders aus. Dennoch: „Marcos große Leidenschaft ist das Radio“, sagte Schreyls Managerin Anke Lönne gegenüber dem Online-Fernsehmagazin Quotenmeter.de. Für die kommenden Wochen steht Schreyl daher auch weiterhin auf dem Moderatoren-Plan.

Wie es weitergeht mit Schreyl und dem hr, ist indes "völlig unklar", wie hr-Sprecher Tobias Häuser im Gespräch mit Quotenmeter.de sagte. Ob der 35-Jährige auch in Zukunft noch die Morgenshow moderieren wird, steht daher noch nicht fest. Derzeit laufen Verhandlungen mit dem Moderator - womöglich auch bezüglich einer anderen Sendung bei hr1. Doch peinlich ist die Lage für den schon zu siegessicheren hr allemal, auch wenn man das beim Hessischen Rundfunk anders sieht. Die Scherer-Absage sei zwar schade, so Sendersprecher Häuser. "Doch der hr wird auch ohne Scherer glücklich."

Und auch wenn man sich bei FFH am Tag der frohen Botschaft nicht schadenfroh gibt: Die Tatsache, dass Johannes Scherer nun doch nicht geht, ist ein großer Coup, den man im hessischen Bad Vilbel ganz sicher ausgiebig genießen wird.

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