Die Kritiker

«Der Raketenmann»

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Man hat Wernher von Braun mit vielen Superlativen bedacht: "Kolumbus des Weltalls", "wichtigster Raketenforscher", "Vater des Mondflugs". Edwin Aldrin, der am 21. Juli 1969 (MEZ) als zweiter Mensch den Erdtrabanten betrat, sagt im ZDF Film überden Raketenmann: "Ich glaube, dass es für uns damals keinen Weg zum Mond gegeben hätte ohne seine Leidenschaft und ohne seinen Einsatz".

Doch der Ruhm als Raumfahrtpionier, als "treibende Kraft" beim Bau der Mondrakete "Saturn V"ist nur eine Seite seiner Biographie. Wernher von Braun (1912 geboren) hatte schon als Jugendlicher von Flügen ins All geträumt, doch auf dem Weg in den Weltraum paktierte er mit dem NS-Regime. In Hitlers Vernichtungskrieg baute der versierte Techniker und Organisator für den Diktator "Vergeltungswaffen". Tausende von Zwangsarbeitern starben beim Bau der Anlagen und der Herstellung der von ihm konstruierten V2-Rakete, Tausende von Zivilisten wurden bei ihrem Einsatz getötet.Später rechtfertigte sich von Braun damit, er habe eigentlich immer den Mond im Blick gehabt, sei nur für die Konstruktion, nicht aber für die Verwendung der Rakete verantwortlich.

Er war bei Kriegsende 1945 gerade 33 Jahre alt. Nahtlos konnte er seine Karriere in den USA fortsetzen, weil die Supermacht an der Fortentwicklung der Waffe interessiert war. Immer deutlicher zeigten sich die Konturen eines modernen Dr. Faust, der bereit war, für seine Raketenträumemit all jenen Mächten einen Pakt zu schließen, die ihn seinem Ziel näher brachten. Doch der "Faust" allein beschreibt den Typus des Raketenmannes nur unzureichend. Keineswegs war er nur Verführter, der den Verlockungen der Mächtigen erlag. Immer wieder schlüpfte er selbst in die Rolle des "Mephisto", des Verführers - etwa als er dem NS Regime mitten im "Totalen Krieg" vormachte, seine Waffe könne
kriegsentscheidend sein, oder als er im Ost-West-Schlagabtausch der US-Öffentlichkeit suggerierte, die Sowjets seien notfalls mit Atomraketen aus dem All zu bezwingen, und zu guter Letzt, als es um die Verheißung ging, dass es noch in den 1960er Jahren gelingen werde, Amerikaner auf den Mondzu bringen.

Kritik


Unter dem Titel «Der Raketenmann» hat das ZDF eine 90-minütige Dokumentation im Programm, die weder mit spektakulären Bildern, noch mit spannenden Bildern überzeugt. Die Sendung dreht sich um Wernher von Braun, der aufgrund der schlechten Aussprache des Sprechers immer nur „Werner“ genannt wird.

So richtig überzeugt der Film nicht, der unter der Leitung des ZDF-Historikers Guido Knopp hergestellt wurde. Die nachgespielten Szenen wirken schlecht, selbst ein historisches Bauerntheater könnte mithalten. Die Verantwortlichen hätten die Figuren in den Rückblenden nicht sprechen lassen dürfen, denn diese Szenen wurden allesamt verhauen. Dabei war die Idee keineswegs schlecht, allerdings springt der Funken nicht über. Dass das den Produzenten nicht aufgefallen ist, verwundert. Immerhin produzierte der Sender auch schon mit diversen «Terra X»-Dokumentationen glaubwürdige Nacherzählungen.

Ein weiteres großes Manko dieser Dokumentation ist die trockene Aufarbeitung, denn schlicht und ergreifend ist das Erzähltempo langsam. Wer sich wirklich über von Braun informieren möchte, der kann dies selbst auf Wikipedia ausführlicher und schneller. Zwar hat «Der Raketenmann» einen sinnvollen roten Faden, dennoch werden einzelne Stellen viel zu ausführlich behandelt. In diesem Fall ist weniger manchmal mehr. So hat der Zuschauer das Gefühl, dass man nach der ersten halben Stunde keinerlei verwertbare Informationen bekommen hat.

Natürlich ist zu loben, dass das ZDF sich diesem Thema angenommen hat, aber wie die Aufnahmen beweisen, gab es schon einmal vor einiger Zeit ein recht ähnliches Thema. Denn Zeitzeugen wurden ausführlich befragt, der größte Teil von ihnen ist aber mittlerweile verstorben. Insgesamt also eine gut gemeinte Doku, die weder optisch, noch inhaltlich beeindrucken kann. Eine mäßige Sendung brachten Stefan Brauburger und Dirk Kämper zusammen.

Das ZDF strahlt «Der Rakatenmann» am Dienstag, dem 14. Juli 2009, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/36099
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