Die Kritiker

«Pieter Aspe - Mord in Brügge: Die Affaire Dreyse»

von

Story


Patrick Claes, ein reicher Börsenmakler und Waffensammler wird in seinem Haus überfallen. Die Einbrecher plündern seine Sammlung antiker Pistolen - und mit ihr eine CD-ROM, auf der seine Geschäfte mit der Russenmafia dokumentiert sind. Als Judith, die Frau des Börsenmaklers verschwindet und die Spur zu einem Sex-Club führt, hat Van In das Gefühl, in einer Schlangengrube gelandet zu sein. Zudem wird Hannelore zur Untersuchungsrichterin befördert und damit zu seiner Vorgesetzten, was Peter nicht behagt.

Als sie sich vor Ort selbst ein Bild machen will, steht sie plötzlich einem Mafiakiller gegenüber. Während Van In übersieht, dass ein Callgirl ihre Dienste gleichzeitig dem Mafiaboss und dem belgischen Vize-Premier erweist, entdeckt Hannelore eine brisante Verbindung zwischen Geldwäsche und Staatsbeteiligungen.

Bei ihren Enthüllungen gegen den Börsenmakler findet sie heraus, dass dessen Frau in einem geheimen Atombunker unterhalb der Villa festgehalten wird, wo sie S/M-Spiele praktiziert hat. Nur mit knapper Mühe entrinnt Hannelore dem Tod und bekommt im Krankenhaus Besuch von dem Callgirl, das einen Vorschlag macht, der sich für alle als Glücksfall erweist.

Darsteller


Herbert Flack («Lili & Marleen») ist Pieter Van In
Francesca Vanthielen («Louislouise») ist Hannelore Martens
Lucas van den Eijnde («The Over the Hill Band») ist Guido Versavel
Maaike Cafmeyer («Loft») ist Carine Neels
Erik De Backer («State of Mind») ist André Bruynooghe
Michel van Dousselaere («The Runner») ist Roger De Kee
Dimitri Dupont («Familie») ist Beekman
Herman Boets («Spring») ist Leo Vanmaele
George Arrendell («Zone stad») ist Cardoen
Sjarel Branckaerts («Witse») ist Burgemeester Moens
Bart Dauwe («Flikken») ist Wille
Mireille Leveque («Suspect») ist Judith
Hugo Metsers («Black Book») ist Serov
Carl Ridders («Team Spirit») ist Asselberghs
An Van Den Broeck («Happy Singles») ist Joyce
Koen van Impe («Dirty Mind») ist Patrick Claes

Kritik


Bei importierten ausländischen TV-Produktionen ist es meist schwierig eine Erfolgsvorhersage für das deutsche Publikum zu treffen. Natürlich haben sich neben den etablierten skandinavischen und britischen Krimidauerbrennern auch vereinzelt andere Perlen im zumeist öffentlich-rechtlichen Rundfunk verirrt – Erfolge blieben aber häufig aus.

Das ZDF wagt sich jedenfalls nun daran, einer neuen Krimireihe eine Chance auf dem festen Sendeplatz am späteren Sonntagabend zu gewähren. Und weil Skandinavien und Großbritannien schon zahlreich vertreten sind, kommt die neue Reihe aus dem Nachbarland Belgien und basiert auf den dort sehr erfolgreichen Roman von Pieter Aspe. In Deutschland noch relativ unbekannt, zählt der eigentlich auf den Namen Pierre Aspeslag hörende Autor dort zu den erfolgreichsten seiner Zunft. Der belgische Rundfunk hat sich nun daran gemacht, zehn seiner Romane zu verfilmen, von denen das ZDF wiederum vorerst drei im Programm aufführen möchte. Warum allerdings mit dem fünften Film bzw. Roman begonnen wird bleibt ein Rätsel. Aber die Thematik der Reihenfolge bzw. Ausstrahlungsfolge – siehe «Inspektor Barnaby» - sollte an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden.

Im Zentrum des Geschehens stehen der Kommissar Pieter van In alias Herbert Flack und die Staatsanwältin Hannelore Martens – dargestellt von Francesca Vanthielen. Das pikante an dieser Figurenkonstellation ist, das beide privat auch ein Paar sind und somit etliche Konflikte vorprogrammiert sind. So auch schon im vorliegenden Fall. Hier wird Martens nämlich zur Ermittlungsrichterin ernannt und ist zugleich neue Vorgesetzte von van In.

Des Weiteren wäre da noch van Ins homosexueller Assistent Guido Versavel – seines Zeichens äußerst loyal und intelligent – aber in der Verfilmung häufig zu albern und trottelig. Zudem wird jeder halbwegs adrette Mann mit irgendwelchen Sprüchen bedacht, die auf Dauer einfach nur lächerlich sind. Und auch die anderen Randfiguren sind zum Teil sehr stark überzeichnet und haben eher den Anschein einer Karikatur, als den eines ernstzunehmenden Krimi-Charakters. Und das gilt sowohl für die Seite der Polizisten als auch für die der Verbrecher. Verstärkend kommt hier dann noch die sehr schwachen und alberne Synchronisation zum Tragen.

Es mag zwar sein, das in Deutschland ein anderer Anspruch an Handlung und Qualität eines Films besteht, und dennoch ist das, was wir hier zu sehen bekommen zugleich auch einer der größten Schwachpunkte der Reihe. Hätte man sich daran gemacht, die Aspe-Filme als Komödie zu drehen und zu bewerben, wäre alles noch einigermaßen im Rahmen geblieben. So aber schwanken die Filme immer zwischen den Genres hin und her und schmecken so weder nach Fisch noch nach Fleisch. Weitere Kritikpunkte gehen an die doch arg billig wirkende Ausstattung des Films - die Kulissen wirken wie aus den Daily-Soaps geborgt – und an die bereits oben erwähnte Schwäche bei den Figuren. Diese sind neben ihrer doch häufig sehr platten Art, sehr Eindimensional geraten und lassen den Zuschauer ziemlich außen vor. So kann keine wirkliche Sympathie mit den Protagonisten einsetzen, alles wirkt steril, aufgesetzt und langweilig. Was die Reihe auf Dauer ansehnlich machen könnte sind und bleiben die Beziehungen des Paares van In und Martens. Alles andere ist kalter Kaffee. Da können auch die hier und da sehr freizügigen Szenen nicht drüber hinwegtäuschen.

Inhaltlich kann an dieser Stelle nur von Seiten der Verfilmung her beurteilt werden, doch auch hier fehlt es – zumindest im deutschen Auftakt der Reihe – gehörig an Spannung. Der Fall ist platt durchstrukturiert, die meisten Verwicklungen werden gar nicht erst zu ende erzählt. So gerät im Film eine Daten-DVD mit brisantem Inhalt in die falschen Hände und ein Skandal bis in die Spitze der belgischen Regierung steht zu befürchten. Doch Andeutungen in diese Richtung werden nur wage gezeichnet, das Potential der Verschwörung bei Weitem nicht ausgereizt.

Und so kann das Experiment, eine neue starke Programmfarbe am Sonntag im ZDF zu etablieren, zumindest für den Auftakt als gescheitert erklärt werden. Außer einer Aneinanderreihung bekannter Klischees und eine müden Krimiplots erwartet den Zuschauer rein gar nichts.

Das ZDF zeigt «Pieter Aspe - Mord in Brügge» ab Sonntag, den 05. Juli 2009, um 22.00 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/35909
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