Die Kritiker

«George Gently: Die Schuld der Väter»

von

Story


Eigentlich hat Detective Inspector George Gently Urlaub, doch das Verbrechen in Northumberland schläft nie: Der deutsche Pharmaunternehmer Gunter Schmeikel wird tot aus dem Hafenbecken gezogen. Er war mit seiner luxuriösen Yacht wenige Tage zuvor aus Hamburg ausgelaufen. Zwar ist Schmeikel ertrunken, doch sein Rückgrat wurde gebrochen, so dass Gently und Sergeant John Bacchus nicht von einem Unfall ausgehen können.

Schmeikels Sohn Wilhelm und dessen Frau Trudi verhalten sich auffällig arrogant und unkooperativ, außerdem scheinen sie etwas zu verbergen. Schon bald erfahren Gently und Bacchus, dass der Tote Bomberpilot der deutschen Luftwaffe war und 1944 über England abgeschossen wurde. Als Kriegsgefangener hatte er auf der Schweinefarm von Jim Hardyment gearbeitet, dem er jetzt zum ersten Mal nach der Gefangenschaft einen Besuch abgestattet hatte.

Da der Zweite Weltkrieg erst knappe 20 Jahre her ist, herrscht noch immer eine starke antideutsche Stimmung, die Gently und Bacchus bei ihrer Ermittlung auch entgegenschlägt - kaum einer denkt, dass es der tote Deutsche wert ist, herauszufinden, wer sein Mörder gewesen sein könnte. Von Bauer Hardyments landwirtschaftlichem Helfer Jimmy erfahren die beiden Polizisten, dass einer der Einheimischen, ein Mann namens Chick Shavers, ganz besonders schlecht auf Deutsche zu sprechen ist. Hat der ehemalige Wrestler Schmeikel das Rückgrat gebrochen? Im weiteren Verlauf der Ermittlungen müssen Gently und Bacchus feststellen, dass der Krieg Wunden geschlagen hat, die auch nach 20 Jahren noch Hass und Mord nach sich ziehen.

Darsteller


Martin Shaw («Macbeth») ist Inspector George Gently
Lee Ingleby («Die letzte Legion») ist Sergeant John Bacchus
Tim Healy («Ticket für ein Jahr») ist Jim Hardyment
Tony Rohr («Frontline – Zwischen den Fronten») ist China
Christian Oliver («Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat») ist Wilhelm Schmeikel
Nathalie Boltt («Doomsday – Tag der Rache») ist Trudi Schmeikel
Kevin Doyle («The Tudors») ist Robert Stratton

Kritik


Die letzte Folge der ersten Staffel von «George Gently – Der Unbestechliche» kann durch einen wohl durchdachten Aufbau und eine angemessene Dosis an Tiefgang überzeugen. Der Fall ist recht einfach und dramaturgisch aufgebaut, dass eine Spur unweigerlich zur nächsten und somit schließlich zur Lösung führt. Stets ist das ganze Handlungsgerüst dabei logisch nachvollziehbar und ergibt Sinn. Auch das Thema der Folge ist hoch interessant, denn hier geht es um die weitreichenden Konsequenzen des Zweiten Weltkriegs, der Deutsche und Engländer tief entfremdete. Nicht jeder konnte vergeben und vergessen und die fehlgeschlagene Vergangenheitsbewältigung wird tabulos problematisiert. Die Opfer sind am Schluss diejenigen, die mit der Ideologie und der Machtpolitik nichts zu tun hatten und ohne Volkshass waren.

In typisch angelsächsischer Krimi-Manier ist George Gently dabei der Ermittler, der mit starkem Selbstbewusstsein über den Dingen steht und keinen Hehl aus seinem Pragmatismus macht. Gebrochen werden die Eigenschaften dieser Figur durch den trotteligen Sergeant John Bacchus, der als Comic-Relief-Charakter jedoch etwas arg klischeehaft geraten ist und im Gegensatz zum Hauptprotagonisten wenig Tiefe vorweisen kann. Die weiteren Figuren sind dagegen durchwegs gelungen, auch wenn sie natürlich Archetypen darstellen.

Doch das ist in britischen Krimis durchaus üblich und gehört zu ihrem ganz eigenen Charme und Ton, den niemand anderes auf der Welt so imitieren kann. An dem Problem der deutschen Sprache kommt die Synchronfassung dabei nicht vorbei, weswegen sich die beiden Deutschen Wilhelm und Trudi Schmeikel ständig auf französisch miteinander unterhalten. Das wirkt etwas arg befremdlich und hier hätte sich eine durchaus bessere Lösung finden lassen können.

Übrig bleibt dabei jedoch ein starker Krimi mit interessanter Thematik und bis auf Lee Ingleby großartigen Schauspielern, auch wenn man sich als Mitteleuropäer auf die zunächst vielleicht etwas eigenwillig erscheinende Filmästhetik einlassen muss. Wer das kann, wird durchaus Freude an «George Gently: Die Schuld der Väter» finden.

Das ZDF strahlt «George Gently» am Sonntag, dem 28. Juni 2009, um 22.00 Uhr aus.

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