Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Maschendrahtzaun reloaded

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In einer neuen Doku-Soap werden bald Nachbarschaftsstreits geschlichtet. Gab´s das nicht schon mal?

RTL schickt demnächst auf dem Doku-Sendeplatz am Mittwoch um 20.15 Uhr das nächste neue Format auf Sendung: In «Nachbarschaftsstreit - Kolb greift ein» soll es ab Ende Juli heiß her gehen, denn der Sender verkündete schon Konflikte um Überwachungskameras, manipulierte Bremsen und zerstörte Familien, die in dieser Sendung thematisiert werden. Ein wenig fühlt man sich in das Jahr 1999 zurückversetzt, als eine gewisse Regina Zindler sich bei «Richterin Barbara Salesch» über einen Knallerbsenstrauch beschwerte, der ihren Maschendrahtzaun beschädigte. Aus der TV-Situation machte Stefan Raab einen Charthit und Zindler zur bekanntesten Nachbarschaftsstreiterin Deutschlands. Will RTL wirklich mit solchen Geschichten auf Quotenfang gehen?

Empirisch gesehen sind die Konflikte unter Nachbarn nicht viel mehr wert als kurze Beiträge in Boulevardmagazinen. Schon Sat.1 versuchte es vor ziemlich genau zehn Jahren erfolglos mit der Nachbarschaftsdoku «Gute Nachbarn, schlechte Nachbarn», deren Sendungstitel nach kurzer Zeit – übrigens nach einer Klage von RTL – in «Liebe Nachbarn, böse Nachbarn» umgewandelt werden musste. Diese Sendung wurde vom damaligen Sat.1-Gesicht Tommy Wosch moderiert, das heute komplett aus der Fernsehlandschaft verschwunden ist.

RTL geht mit seiner Sendung aber einen etwas anderen Weg und setzt auf die bekannte Doku-Erfolgsformel „Glaubwürdiger Experte hilft verzweifelten Personen“: Dies funktioniert bisher sehr gut bei Shows wie «Rach, der Restauranttester», «Raus aus den Schulden» oder «Die Super Nanny». Primär verfolgt man also einen deutlich ernsteren Ansatz und will zur Lösung der Nachbarschaftsstreits beitragen, während Clips in Magazinen oder eben oben genannte frühere Sendungen einen Schritt vorher Schluss gemacht haben und die Konflikte entweder ohne jegliche Schlichtungsversuche dargestellt oder hat sie ins Lächerliche gezogen und die Streitparteien vorgeführt.

Mit diesem dann doch etwas neuen Ansatz könnte RTL ein neues erfolgreiches Format gelingen. Wenn RTL es schafft, die Konflikte vielleicht an der einen oder anderen Stelle mit einem Augenzwinkern aufzubereiten, wie es gut bei «Raus aus den Schulden» gemacht wird, anschließend aber in ernster Weise eine Lösung für die Situationen gefunden wird, würde guten Quoten nicht mehr viel im Wege stehen. Der wichtigste Punkt aber wie bei allen RTL-Dokus ist das Gesicht der Sendung – hier der Mediator Ernst Andreas Kolb. Kann er sich selbst glaubwürdig und sympathisch vermitteln, dann hat RTL einen neuen potenziellen Doku-Hit im Programm.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.

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