Die Kritiker

«Tatort: Das Gespenst»

von
Story
Auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen wird ein Polizist bei einer Personenkontrolle erschossen. Was aussieht wie die panische Reaktion eines Kriminellen, wird zunehmend mysteriöser. Alle Überwachungskameras waren zur Tatzeit ausgefallen. Für Charlotte Lindholm scheint der Fall allerdings bereits nach wenigen Stunden klar.

Zu ihrer eigenen Überraschung ist die mutmaßliche Mörderin ihre Jugendfreundin Manu. Sie wird von Charlotte gefasst - kurze Zeit später zieht jedoch der Verfassungsschutz den Fall an sich, um Manu wieder freizulassen. Man habe keine stichhaltigen Beweise für ihre Schuld gefunden. Charlotte ist empört und recherchiert das Leben Manus. Sie findet heraus, dass Manu lange für verschiedene Hilfsorganisationen u. a. im Kongo gearbeitet hat.

In der geheimen Akte der Freundin findet sie Hinweise, dass sie sich einer radikalen Gruppe angeschlossen haben könnte. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, den brutalen, von westlichen Nationen geduldeten Bürgerkrieg in dem zentralafrikanischen Land zu beenden.

Darsteller
Maria Furtwängler («Räuber Kneißl», «Die Flucht») ist Charlotte Lindholm
Ingo Naujoks («Hexe Lilli, der Drache und das magische Buch», «Ein Sommer mit Paul») ist Martin Felser
Karoline Eichhorn («Ossi´s Eleven», «Schattenkinder») ist Manu Seehausen
Pierre Besson («Das Geheimnis im Wald», «Die Frau des Frisörs») ist Jens Osburg
Kathrin Ackermann («Kinder, Kinder», «Mama arbeitet wieder») ist Annemarie Lindholm
David Rott («Die Rebellin», «Werther») ist Edgar Strelow
Hansa Czypionka («Die Stein», «Im Winter ein Jahr») ist Klaus Ritter
Torsten Michaelis («Der Vorleser», «Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen») ist Bitomsky
Holger Handtke («Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen», «Romy») ist Belz
Stephan Benson («Abendlied», «Man liebt sich immer zweimal») ist HK Pritt

Kritik
Regisseur Dror Zahavi hat sich zu seinem «Tatort»-Debüt eine besondere und ausgefallene Thematik ausgesucht. Gemeinsam mit Drehbuchautor Stefan Dähnert entfaltet er ein Konstrukt aus alter Kinderfreundschaft, politischem Thriller, Kriminalgeschichte und einem sehr an den Rand gerückten Bereich, der den Beziehungsaspekt der Kommissarin betrifft.

Gerade der Konflikt der zwei Hauptprotagonistinnen Kommissarin Lindholm und ihrer Freundin aus Kindertagen, Manu Sehhausen, ist es auch, welcher die gesamte Handlung über die Vorreiterrolle besitzt. Einst beste Freundinnen, haben sich beide in gegensätzliche Richtungen entwickelt und müssen nun mit ansehen, wie ihr jeweiliges Gegenüber sich in eine Gegenspielerin verwandelt hat. Vor allem Lindholm hadert hier häufig mit ihren Ansichten über Gut und Böse und wandelt auf dünnem Eis, um ihre Freundschaft aus der Vergangenheit eventuell doch noch zu retten. Warum und wieso sich die einst so korrekte Manu sich dem eigentlichen Lebensweg völlig entgegengestellt hat, was die Auslöser dafür waren, wird leider nicht beantwortet.

Neben diesem sehr persönlichen Aspekt der Handlung gesellt sich noch der oft so übliche Plot um Kompetenzgerangel der ermittelnden Behörden. In diesem Fall muss sich Kommissarin Lindholm vom LKA zum einen mit der Dienststelle am Tatort Flughafen auseinandersetzen. Andererseits führt das Einschalten vom Verfassungsschutz aber zu viel größeren Problemen, die der Geschichte die eine oder andere Wendung geben.

Nimmt man nun die gesamte Handlung, klingt diese nicht ganz neu, ist es auch nicht. Politisch thematisierte Filme, wie z.B. «Die Dolmetscherin» mit Nicole Kidman in der Hauptrolle, standen sicherlich als Pate und haben die Motive und Handlungsweisen der Protagonisten auch besser verbildlicht. Abwechslungsreich allemal, im Rahmen des sonntäglichen «Tatort» wohl aber auch zu viel des Guten. Positiv fällt zumindest die Tatsache auf, dass das bisher teilweise überstrapazierte Privatleben der Kommissarin mal nicht so zentriert im Fokus steht.

Handwerklich wurde der «Tatort» solide inszeniert. Die starken Bilder und vielen parallelen Handlung an den verschiedensten Orten wurden durch kluge Schnitte sehr gut zusammengefügt. Auch die akustische Untermalung ist dezent gewählt, passt sich aber der kühlen Bildsprache und Handlung an.

«Das Gespenst» mag zwar einer der besseren Fälle aus Hannover sein, insgesamt fällt dieser «Tatort» ein wenig aus dem üblichen Rahmen – wodurch er sicherlich für Diskussionsstoff und gespaltene Gemüter sorgen wird. Alles in allem reicht es aber an dieser Stelle nur zu einem gemäßigten Urteil.

Das Erste zeigt «Tatort: Das Gespenst» am Sonntag, den 15. März 2009 um 20.15 Uhr.

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