Die Kritiker

«Der Kapitän: Piraten»

von
Story
Kapitän Frank Harmsen lebt seit dem tödlichen Unfall seines Fast-Schwiegersohnes zurückgezogen in Hermanus, einem kleinen Fischerort in der Nähe von Kapstadt. Hier verdient er sich seinen Lebensunterhalt mit 'whalewatching', fährt Touristen auf seinem alten Trawler hinaus aufs Meer. Harmsen hat sich den Unfall nicht verziehen, kommt mit der vermeintlichen Schuld gegenüber seiner Tochter Anita nicht klar. Zwei Jahre nach Frank Harmsens selbst gewählter Verbannung taucht die Vergangenheit in Form seines altes Freundes und Ziehsohnes Simon Baum in Südafrika auf. Simon hat sich in den vergangenen Jahren um Anita gekümmert und weiß zu berichten, dass sie Harmsen nie die Schuld an dem Unfalltod ihres Verlobten gegeben hat.

Was sie ihm aber nicht verzeihen kann, ist seine Flucht, ist die Tatsache, dass ihr Vater sie in ihrem Schmerz allein gelassen hat. Hier ist eine dicke Entschuldigung fällig und die Zeit ist günstig: Anita liegt mit einem Schiff im Hafen von Kapstadt. Harmsen ringt mit sich, schafft es zunächst jedoch nicht, seiner Tochter unter die Augen zu treten. Als er sich schließlich doch ein Herz fasst, ist es zu spät: Anitas Frachter ist bereits ausgelaufen. Am nächsten Morgen dann der große Schock: Der Frachter wurde von Piraten entführt, Anita ist in ihren Händen. Für Frank Harmsen gibt es jetzt kein Halten mehr: Zusammen mit Simon Baum macht er sich auf den Weg, um Anita zu retten.

Anita macht in der Gefangenschaft unterdessen die Bekanntschaft der Meeresbiologin Isabel Kersten. Diese wurde ebenfalls von den Piraten entführt, wartet seit Wochen auf ihre Befreiung. Mit einer Finte gelingt es Harmsen und Simon Baum, die Reederei zu überlisten und somit selbst die Lösegeldübergabe vorzunehmen. In diesem Zusammenhang machen sie die Bekanntschaft von Manne Erdmann, Maschinist, und ab sofort festes Mitglied im Team des Kapitäns. Doch die Übergabe scheitert, und es bleibt nur eine Lösung: Frank und seine Mannen müssen direkt in das Nest der Piraten, um Anita vor dem sicheren Tod zu bewahren. Eine abenteuerliche Befreiungsaktion beginnt, an deren Ende alte Wunden geheilt und neue Freundschaften geschlossen sind.

Darsteller
Robert Atzorn («Im Gehege», «Tatort Hamburg») ist Frank Harmsen
Peter Fieseler («Über Wasser gehen», «Unschuldig - Trittbrettfahrer») ist Simon Baum
Waldemar Kobus («Operation Walküre», «Mordshunger») ist Manne Erdmann
Jasmin Schwiers («Machen wir's auf Finnisch», «König Drosselbart») ist Anita Harmsen
Nele Mueller-Stöfen («Einer bleibt sitzen», «Das Kommando») ist Dr. Isabel Kersten
Errol Trotman-Harewood («Das 100 Millionen Dollar Date», «Lippels Traum») ist Mr. Kay
Oliver Stritzel («Putzfrau Undercover», «Fünf Sterne») ist Kapitän Davidson
Andreas Windhuis («Mordgeständnis», «Die Weihnachtswette») ist Dressler
Tshmano Sebe («24: Redemption», «Der Tod meiner Schwester») ist der Anführer der Piraten

Kritik
Schon vor seinem Einsatz als «Tatort»-Kommissar Jan Casstorff war Robert Atzorn von 1995 bis 2000 sieben Mal für das ZDF als «Der Kapitän» auf den Weltmeeren unterwegs. Nach dem Ende seiner Ermittlertätigkeit für den NDR kehrt er nun als Seebär zurück. Und das gleich im Doppelpack. Zum Auftakt bekommt es der durch einen familiären Verlust gebrochene Kapitän Frank Harmsen mit Piraten vor der somalischen Küste zu tun.

Gleich zu Beginn des Films bekommt der Zuschauer in schemenhaften, schwarz-weißen Traumbildern ein Unglück zu sehen. Was es letztendlich damit auf sich hat, erfährt der Zuseher aber erst über die nächsten gut 60 Minuten. Auch der Rest der ersten Filmhälfte ist eher durch einen dramatischen als abenteuerlichen Rahmen geprägt. Hier steht die Figur des Kapitäns vollends im Mittelpunkt und es wird versucht, die Gründe für sein Handeln im Hier und Jetzt und in den vergangenen Jahren zu beleuchten. Vor allem Atzorn ist es dann auch zu verdanken, das es gelingt, dem schroffen und gebrochenen, vor Selbstmitleid strotzenden Hauptprotagonisten, die nötige viel Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Lediglich Kleinigkeiten am Skript von Drehbuchautor Rafael Solá Ferrer sind zu diesem Zeitpunkt zu kritisieren.

Erst als die Piraten ins Spiel kommen und unendlich viele Klischees zum Tragen kommen, die Hauptdarsteller in bester Einzelkämpfer bzw. Rambo-Manier durch die Gegend schippern und das Lager der Piraten zerlegen, verliert das Skript jeglichen Anspruch und der Film an Sehenswürdigkeit. Dabei hätte man, gerade wegen der aktuellen Brisanz des Themas Somalia-Piraten einen ansprechenden Film herstellen können.

Was letztlich als Gesamtwerk herausgekommen ist, ist an Vorhersehbarkeit und Spannungsarmut aber nicht zu überbieten. Da hilft es auch nicht, das Atzorn hier und da versucht, das Ruder noch herumzureißen und die Regie versucht hat den langsam ausgelutschten Geschichten um den alternden Frachterkapitän durch die Neuzugänge Waldemar Kobus als Manne Erdmann und Nele Mueller-Stöfen als Dr. Isabel Kersten eine neue Rahmenhandlung zu verpassen.

All das, was hier geschrieben steht, verwundert dann natürlich auch nicht, wenn Regisseur Axel Barth sich bisweilen auch für den platten RTL-Dauerbrenner «Alarm für Cobra 11» verantwortlich zeichnete. Alles in Allem bleibt eben neben den hübschen Bildern von Land und Leuten und großartigen Wasseraufnahmen nur eine gerade noch als solide zu bezeichnende, aber spannungsarme Fortsetzung der ZDF-Reihe.

Das ZDF zeigt «Der Kapitän - Piraten» am Freitag, den 20. Februar 2009, um 21.15 Uhr.

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