Die Kritiker

«Terra X: Verrat in Triest»

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Story:


Falsch gedacht hat man, wenn man denkt, die Schiffsschraube wurde von einer Seemacht wie z.B. England erfunden. Denn wie die neue «Terra X»-Dokumentation zeigt, stammt der heutzutage noch moderne Schiffsantrieb aus dem bergischen Österreich.
Vorerst sollte aber erst einmal geklärt, wer oder was «Triest» (sprich Triäst) eigentlich ist. Damals (noch in Österreich-Ungarn) wie heute (in Italien) ist «Triest » eine recht große Hafenstadt an der Adria und die Wahlheimat von Joseph Ressel, einem österreichischen Förster und Erfinder. Ressel war ein begnadeter Technik-Fan und begeisterte sich besonders für den Schiffsbau, denn damals wurden die Schiffe zu seinem Leidwesen noch mit Schaufelrädern angetrieben.

Eines Abends, bei einem gemütlichen Abendessen mit seiner Frau und einem befreundeten Paar, entfachte in ihm ein einfacher Korkenzieher den ersten Gedanken für eine neue Schiffsantriebsart. Eine revolutionäre Idee war geboren. Ressel zeichnet und probiert aus, bis er schließlich einen optimalen Prototyp vor sich hat. Weiter will ihn jedoch kein Investor unterstützen und zudem hängt ihm auch noch der Reeder Morgan im Nacken, der ein Privileg für die Überfahrt von Triest nach Venedig mit den besagten Schaufelraddampfern besitzt.

1892 gelingt ihm dann beinahe der Durchbruch, als er mit der finanziellen Unterstützung von zwei Italienern ein erstes richtiges Schiff mit dem neuartigen Antrieb baut. Hätte ihm 10 Minuten nach der Abfahrt aus dem Hafen nicht der Kessel zu lecken begonnen, hätte ihm sein Patent wohl noch zu Lebzeiten den gewünschten Erfolg gebracht. Blauäugig lässt er sich daraufhin auch noch von Franzosen seine Idee stehlen und auch die britische Admiralität will ihm die Erfindung der Schiffsschraube nicht anerkennen. Erst Jahre nach seinem Tod wird ihm und seinen Söhnen dann der verdiente Ruhm zu teil.

Kritik:

Wer hätte gedacht, dass hinter der Erfindung der Schiffsschraube solch eine Geschichte voller Pleiten, Pech und Pannen steckt. Das ZDF versetzt den Zuschauer erneut einige Jährchen zurück und bringt ihm dieses revolutionäre Ereignis sachlich, aber einfach näher. Regisseur Axel Engstfeld hat für diese umfassende Dokumentation herausragende Arbeit geleistet, indem er zum Beispiel auch in die heutige Zeitperiode wechselt und so die Grundzüge von Ressels Technik näher verdeutlicht. So wird immer mal wieder in die in Mecklenburg-Vorpommern stehende Schiffsschraubengießerei geschaltet, wo gerade die mit neun Metern Durchmesser größte Schiffsschraube der Welt gegossen wird. „Schiffsschrauben erstellen ist wie Modedesign“ ist ebenfalls ein Thema in der Gießerei, denn die auf den Millimeter genau geschliffene Schraube stellt ein wahres Kunstwerk dar.

Aber auch für Ressels Leben sind einige Wortmeldungen vorhanden. Neben dessen Ur-Urenkel berichtet auch ein historischer Archäologe über das mehr oder weniger erfolgreiche Treiben des Schiffsschraubenerfinders. Untermalt werden diese Szenen mit original Fotos und teilweise sogar Videoaufnahmen aus dieser Zeit, natürlich in Schwarz-Weiß.

Um auf das wohl wichtigste Bauteil eines Schiffes und dessen Funktion genauer einzugehen, wird dem Zuschauer ebenfalls die Physik eines solchen Antriebes näher gebracht. Denn neben dem Wasserwiderstand spielen auch noch einige wichtige andere Faktoren eine Rolle für die „perfekte“ Schiffsschraube. Aber keine Angst, man bekommt keine Formeln oder hochkomplexe Fachausdrücke an den Kopf geworfen, sondern erhält das Wissen häppchenweise, auf das Notwendigste aufbereitet und in einfachster Sprache.

Mag sein, dass «Schiffsschrauben» nicht jedermanns Thema sind, aber man erfährt in «Terra X: Verrat in Triest» mehr als nur Dinge über die Herstellung dieser metallenen Kolosse. Durch aufwendige Animationen und zusätzlichen schauspielerischen Szenen taucht man in das damalige Leben, sowie die Gesellschaft im 19. Jahrhundert, ein.

Das ZDF zeigt «Terra X: Verrat in Triest» am Sonntag, 25. Januar 2009, um 19.30 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/32707
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