Pro & Contra

Sollen US-Sitcoms in der Primetime laufen?

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In den USA erfreuen sich die Formate großer Beliebtheit. In Deutschland funktionieren einige von ihnen in der Daytime. Manuel Weis und Fabian Riedner diskutieren über einen Einsatz in der Primetime.

Pro von Fabian Riedner
Bereits seit vielen Jahren laufen amerikanische Sitcoms bei den großen Fernsehstationen, jedoch meist nur auf unattraktiven Sendeplätzen. So strahlte Sat.1 die finale «Will & Grace»-Staffel am Samstagmorgen gegen 04.30 Uhr aus, ProSieben zeigt den amerikanischen Hit «Two and a half Men» am Samstagnachmittag und selbst am werktäglichen Morgen gegen sieben Uhr finden derzeit Erstausstrahlungen von halbstündigen Serien statt.

Doch muss das sein? Einerseits ja, auf der anderen Seite nein. Es gibt unzählige schlechte Comedy-Serien, die nur einen Platz auf unattraktiven Sendeplätzen verdient haben. Denn nicht alles aus Hollywood ist qualitätsmäßig gut und kann die Zuschauer zum Einschalten bewegen. Doch alle paar Jahre gibt es einige echte Kracher, die in der Bundesrepublik kaum gesehen werden können. Denn zweifelsohne sind oftmals die Sendeplätze so schlecht, dass nicht einmal ein Fanstamm aufgebaut werden kann. Bei «Will & Grace» werden nur Besitzer von analogen oder digitalen Videorecordern in den Genuss der Serie gekommen sein, alle anderen lagen zur Ausstrahlungszeit wohl im Bett.

Amerikanische Serien wie «Two and a half Men» und «How I Met Your Mother» haben allerdings einen Platz im Hauptabendprogramm verdient. Ende Februar gibt es die neuen Folgen am Samstagnachmittag bei ProSieben zu sehen, wohl auch deshalb, weil die bisherigen Sitcom-Versuche der jüngsten Vergangenheit gnadenlos scheiterten. Am Mittwochabend probierten es die Verantwortlichen von ProSieben mit «Samantha Who?» und «Scrubs», doch dass das nicht aufgehen sollte, war schon vornherein klar.

Denn «Scrubs» brachte im vorletzten Jahr nicht einmal regelmäßig fünf Millionen Zuschauer in den USA zusammen. Die neue Sitcom «Samantha Who?» erreicht zwar meist mehr als zehn Millionen Amerikaner, jedoch verlor man rund die Hälfte der Zuschauer des Vorprogramms «Dancing with the Stars». Die Leistung ist ebenso inakzeptabel wie die Talkshow von Anne Will hinter dem «Tatort». Doch der Blick über den großen Teich erfolgt oftmals nicht genau und anhand der großen Zahlen kommt oftmals ein Programmchef auf fahrlässige Gedanken.

Daher muss die Auswahl der Sitcoms für die Primetime so vorsichtig erfolgen wie für die unzähligen Drama-Serien. Nicht jedes Format, das in den Vereinigten Staaten gute Quoten einfährt, ist ein Selbstläufer - weder in den USA, noch in der Bundesrepublik. Für richtige Kracher sollte man aber etwas wagen, bei «Die Simpsons» hat es auch funktioniert. Ach ja: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten laufen aus Prinzip keine Sitcoms nach 22.00 Uhr.



Contra von Manuel Weis


Fans von lustiger Serienware aus den Vereinigten Staaten wünschen es sich schon länger und deshalb umso dringender: US-Sitcoms sollen einen Platz in der deutschen Primetime bekommen. Zu gönnen wäre es den Fans ja, allerdings ist die Zurückhaltung der Programmmacher in diesem Punkt sehr verständlich und obendrein auch richtig.

Sitcoms haben in Deutschland keine allzu große Tradition: In den 90ern zeigte man einige Formate recht erfolgreich im Abendprogramm, seitdem ist in dieser Richtung allerdings nicht mehr wirklich viel passiert. Die Folge ist demnach, dass der Durchschnittszuschauer solche Formate in der Primetime nicht erwartet und sie deshalb auch nicht annimmt. Es würde einige Zeit dauern, ehe man eine solche Sehgewohnheit umändern könnte. Denn: Dadurch, dass Sitcoms lange Zeit mit unprominenten Sendeplätzen Vorlieb nehmen mussten, hat sich oftmals nur eine recht kleine Fanbase aufgebaut. Mehrere Millionen können die Formate nur selten vor die TV-Geräte locken.

Das beste Beispiel waren die Formate «Scrubs» und «Samantha Who?», die ProSieben kürzlich in der Primetime zeigte: Die Quoten waren schlecht, die Zuschauerzahlen aber etwas höher als bei den Nachmittagsausstrahlungen. Ähnlich würde es auch den in den USA sehr erfolgreichen Serien «Two and a Half Men» oder «How I Met Your Mother» ergehen: Von daher ist die Entscheidung ProSiebens, beide Formate am Nachmittag in den First Run zu schicken, vollkommen richtig.

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