Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Nico Hofmann

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Sein Dreiteiler «Die Patin» ist eines der TV-Highlights im Dezember. Darüber hinaus stellt der Chef der Firma teamworX derzeit die neue Sat.1-Serie «Klinik am Alex» und eine neue ZDF-Telenovela her. Mit Quotenmeter.de sprach er über die Projekte.

Herr Hofmann, um was geht es in Ihrem neuen Dreiteiler «Die Patin»?
Es geht um eine Frau, die ihr Leben neu entdeckt. Nachdem ihr Mann festgenommen wird, muss sie alles, an das sie bisher geglaubt hat, in Frage stellen. Sie wird in einen großen Kriminalfall hineingezogen. Wir haben einen Event-Krimi mit melodramatischen Elementen produziert.

Was macht die Geschichte für Sie aus? Ist es der Krimi? Sind es die beiden fast schon witzigen Kommissare, die Frau Almeda hinterher hecheln? Sind es die zum Teil brutalen Szenen?
Das Drehbuch macht für mich den Reiz an der Produktion aus. Christoph Darnstädt ist ein toller Autor, der mir schon bei «Abschnitt 40» richtig gut gefallen hat. Er hat auch bei «Das Experiment» mitgearbeitet. Wir alle schielen immer nach Amerika und sind neidisch auf deren Produktionen. Wir hatten jetzt – auch dank des Budgets von RTL – endlich die Möglichkeit auf Augenhöhe zu spielen. Das Buch zu «Die Patin» braucht sich vor «24» nicht verstecken. Wir bieten US-Formaten sowohl in Sachen Komplexität als auch bei der Bildästhetik klar Paroli.

Mit Veronica Ferres haben Sie zudem eine tolle Hauptdarstellerin…
Absolut. Das Buch wurde ihr auf den Leib geschrieben. Wir hatten immer sie im Kopf, wenn wir an die Figur gedacht haben. Veronica hat eine tolle Rolle, die in den 270 Minuten eine Reise durch verschiedene Welten mitmachen muss. In ihrer Rolle kann Veronica Ferres diesmal ihr ganzes Können zeigen.

Ist es nicht mutig einen Dreiteiler im Privatfernsehen zu zeigen? «Blackout» floppte, «Zodiak» war kein großer Hit…
Man kann die Filme nicht vergleichen. Mutig ist vor allem die Geschichte, die wir in «Die Patin» erzählen. Dieses Programm episch zu erzählen ist in Deutschland Neuland. Wir hoffen aber, dass Veronica Ferres die weiblichen Zuschauer vor den Fernseher holt und ihr die Fans während der Geschichte beistehen werden. Der Film hat aber auch harte Crime-Momente, die etwas für die männlichen Zuschauer sind. «Die Patin» ist bei Leibe kein Süßstoff-Krimi. Es ist für weibliche als auch für männliche Zuschauer eine Produktion, die begeistern kann.

Produziert wurde der Film schon vor geraumer Zeit. Sind Sie jetzt zufrieden mit dem Sendeplatz, den RTL gefunden hat.
Es ist nicht ungefährlich, Produktionen in der Vorweihnachtszeit im Programm zu haben. Sendeplätzen zwei Wochen vor Weihnachten und vier Wochen nach Weihnachten weiche ich am liebsten aus. Viele Menschen sind in dieser Zeit hektisch. «Mogadishu» war noch der letztmögliche Sendeplatz, der für mich in Ordnung war. Am Optimalsten ist es immer, wenn unsere Produktionen im November oder im Februar / März ausgestrahlt werden. Alle Hits liefen in dieser Zeit – denken Sie an «Dresden» oder «Die Flucht».



Miguel Alexandre war Regisseur von «Die Patin». Wieso fiel die Wahl auf ihn?
Er hat beispielsweise «Die Frau von Checkpoint Charlie» richtig gut umgesetzt. Er ist mir schon zuvor aufgefallen, weil er ganz besondere Fähigkeiten hat. Er ist ein Cineast, es macht großen Spaß, mit Miguel zu arbeiten. Miguel beobachte ich schon seit Jahren. Und ich habe ihn bei «Die Patin» mit Jo Haim zusammengebracht, der an der Kamera gearbeitet hat. Jo Haim war mein absoluter Wunschkandidat für diese Produktion.

Herr Hofmann, lassen Sie uns kurz weggehen von «Die Patin» und lassen Sie uns zu deutschen Serien kommen. In 2008 haben Sie mit «Unschuldig» einen guten Start hingelegt, sind dann aber deutlich abgefallen.
Wir haben darüber sehr ausführlich diskutiert. Ich meine, dass «Unschuldig» eine gute Serie war. Man kann aber darüber streiten, ob sie zu stylisch inszeniert war. Es war für mich immer problematisch, dass die von Alexandra Neldel verkörperte Hauptdarstellung derart unterkühlt war. Ich habe schon im Schnittraum gesagt, dass uns die weiblichen Zuschauer an «Die Super Nanny» verloren gehen, wenn wir das so lassen. Mit Christian Baltz und Sascha Schwingel haben wir viel darüber gesprochen – und es ausprobiert. Das Ergebnis kennen Sie: «Die Super Nanny» hatte in der Tat tolle Werte, während wir immer weiter verloren.

Dann ändert sich das also bei den zwei Spielfilmen?
Ich gehe davon aus, dass Alexandra Neldel deutlich emotionaler inszeniert wird.

Und dann drehen Sie derzeit «Klinik am Alex» für Sat.1, das vorerst aber nach hinten geschoben wurde.
Die Grundidee war hier, uns auf die klassischen Ärzte-Serien von Sat.1 zurückzubesinnen. Zwei Dinge waren den Produzenten Ariane Krampe und Tim Greve hierbei sehr wichtig: Zum einen die sehr starke Erdung der Figuren. Wir erzählen die Geschichte von jungen Assistenzärzten mit „doppeltem Leben“: Sie haben Probleme mit ihrem Umfeld, im Privatleben, die sie natürlich in die Klinik mitbringen. Und sie kämpfen gegen den Tod – es geht um Leben und Tod in einem Krankenhaus. «Klinik am Alex» hat, anders als ich es schon hin und wieder gehört habe, nichts mit «Grey’s Anatomy» zu tun. Die Charaktere und ihre Empfindungen stehen im Vordergrund, deshalb wird es immer wieder auch kurze Interviewpassagen geben. Die ersten Folgen sind schon fertig und ich bin wirklich mehr als zufrieden mit dem Ergebnis: Berufsalltag unter jungen Ärzten und das sehr natürliche Spiel des jungen Casts machen «Klinik am Alex» aufsehenerregend authentisch.

Deutsche Ärzte-Serien im Privatfernsehen: «Doctor’s Diary» war ein Erfolg, «Dr. Molly & Karl» nicht…
«Doctor’s Diary» mochte ich extrem. Ich kenne Bora Dagtekin, der die Serie geschrieben hat, schon von der Ludwigsburger Filmhochschule. Ich bin auch großer Fan von «Türkisch für Anfänger», weil ich diesen Humor liebe.

«Dr. Molly» war allerdings in allen Bereichen eher ein Reinfall.
Ich habe «Dr. Molly & Karl» gemocht. Und es ist schade, dass die Produktion jetzt nur sechs Prozent Marktanteil holt. Anders sehe ich es bei «Plötzlich Papa»: Das war für mich „Sat.1 vor 15 Jahren.“

Für das ZDF stellen Sie gemeinsam mit der Grundy UFA die neue Telenovela «Alisa» her. Die neue Telenovela soll Gefühl und Humor auf neue Art und Weise verbinden. Wie ist das gemeint?
Die Grundidee kommt von Natalie Scharf und mir. Natalie Scharf hat beispielsweise «Arme Millionäre» für RTL erfolgreich geschrieben. Das ZDF hat aktuell aber den Wunsch, über die neue Telenovela noch wenig zu sagen.

Aber Sie drehen doch schon seit einiger Zeit…
In der kommenden Woche findet sogar die Abnahme der ersten Folgen statt. Die Zusammenarbeit mit Grundy UFA klappt wieder prima. Wir haben zusammen schon «Bianca» als erste Telenovela überhaupt gemacht und wollen diesen Mega-Erfolg nun wiederholen.

«Anna und die Liebe» scheint sich derzeit etwas zu erholen – wie geht es Telenovela in Deutschland allgemein?
Im Moment ist es wichtig, das Format zu erneuern. Alte Formen und Inhalte nutzen sich ab – das gilt nicht nur für die Telenovela, sondern beispielsweise auch für den Freitagsfilm in der ARD. In Zeiten der Finanzkrise sind die Zuschauer nicht mehr naiv. Sie nehmen nicht mehr das Simpelste an. Wir Macher können uns also nicht mehr auf Herz-Schmerz und Opportunismus ausruhen. Auch die älteren Zuschauer werden in ihren Sehgewohnheiten jünger. Das heißt: Wir müssen schneller und komplexer erzählen.

War «Alles was zählt» bei der täglichen Serie da ein Vorreiter?
«Alles was zählt» ist brillant. Die Serie ist unheimlich modern produziert – man erkennt hier die erweiterte technische Genauigkeit, die inzwischen bei Dailys möglich ist. Die Bildästhetik hat Kinoqualität – genau dies werden wir im Übrigen auch bei «Alisa» versuchen.

Und Sat.1? Wurde da mit «Anna» alles richtig gemacht?
Sat.1 braucht nichts dringender als eine gut funktionierende Telenovela. Ich fand’ es beeindruckend, dass Joachim Kosack nach dem schwachen Start nicht hektisch geworden ist. Man hat sich hingesetzt und nachgearbeitet. So wie es bei «Alles was zählt» auch passiert ist.

So manche Geschichte war bei «Anna» anfangs – gelinge gesagt – doch recht Panne…
Aber es ist doch schön, dass man sieht, dass die Zuschauer es honorieren, wenn sich ein Format qualitativ verbessert. Der dumme Spruch „Wir senden so lange bis die Zuschauerzahlen stimmen“ ist überholt. Es müsste heißen „Wir senden so lange bis die Qualität stimmt“.

Zum Abschluss noch eine Frage zur «Patin». Über welche Quote würden Sie sich freuen?
Wir senden gegen einen hessischen «Tatort» - das ist richtig harte Konkurrenz. Bei den Werberelevanten möchte ich gerne über 22 Prozent kommen. Die Gesamtreichweite ist schwer zu bestimmen. Mit vier Millionen Zuschauern wäre ich sicherlich nicht zufrieden. Sechs Millionen wären toll, aber man hat ja gesehen, dass nicht einmal der vielbetrailerte Jahresrückblick mit Jauch auf sechs Millionen kam, der Sonntagabend heißt bei RTL im Fiction-Bereich ein schwieriger Abend.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hofmann.

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