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Wer machte die beste Wahlsondersendung?

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Wahlsondersendungen wohin das Auge reicht: Doch welche war die Beste? Quotenmeter.de hat genau hingeschaut.

Wahsondersendungen wohin das Auge reicht. Alle großen deutschen Vollprogramme berichteten in der Nacht auf Mittwoch über den Ausgang der US-Wahlen – doch welche der vier Übertragungen (ARD, ZDF, RTL/n-tv, Sat.1/N24) schlug sich am Besten? Der vierte Platz in diesem Ranking ging – wie auch schon 2004 – an die ARD. Dabei hatte alles gar nicht so übel angefangen. Ab 22.50 Uhr talkte Sandra Maischberger (Foto) mit eingeladenen Gästen über den Wahltag und die vergangenen vier Jahre in den Staaten. Zumindest im Vergleich mit dem ZDF hatte das Erste hier die Nase deutlich vorn.

Aber: Damit hätte man es auch gut sein lassen können. Die Verantwortlichen des Ersten setzten erneut zu viel auf Gespräche – und das zumeist noch aus viel zu dunklen Studios. Monica Lierhaus war die gesamte Nacht über im Dauereinsatz und begrüßte dabei auch noch C-Prominenz wie beispielsweise Ex-«Cobra 11»-Mann Christian Oliver, der derzeit wieder in den USA arbeitet. Was auf den Wahlpartys und auf den Straßen der großen Städte passierte, bekam der ARD-Zuschauer nicht mit. Sehenswert war «Amerika wählt» nur zur vollen Stunde, wenn Jörg Schönenborn kompetent und vor allem übersichtlich erklärte, welche Staaten an welchen Kandidaten gingen und wo er Ausgang noch „too close to call“ ist.

Genau diese Übersichtlichkeit fehlte dem Nachrichtensender N24 in diesem Jahr – 2004 gehörte das Programm noch zur besten Berichterstattung überhaupt, nun muss man sich mit Position drei zufrieden geben. Es waren vor allem die Anfangsminuten, die das Bild des Senders nach unten zogen. Nur ein Mikro für die vor dem Weißen Haus stehenden Peter Limbourg und Stephan Strothe, Chaos auch im Studio. Heiko Paluschka sollte vor der großen Videowand die Präsentation der Zahlen übernehmen, was allerdings schwierig ist, wenn die Regie Probleme mit den Grafiken hat.

À propos Grafiken: Auf sämtlichen anderen Kanälen war es möglich, eine Dauereinblendung mit dem aktuellen Wahlmänner-Zwischenstand einzurichten – bei N24 lief die Punkteverteilung lediglich im Laufbang durch. Auch Alexander Privitera machte nicht immer den sichersten Eindruck, er stolperte an einigen Stellen fast schon besorgniserregend vor sich hin. Der Berliner Nachrichtensender bot aber die interessantesten und meisten Korrespondentenschalten an und war damit sehr nah dran am Geschehen. Zudem überzeugten die Studiogäste Melinda Crane (eine US-Journalistin) und Dieter Kronzucker. Immerhin: Im Laufe der Nacht wurde die Berichterstattung klar besser - die Pannen waren beseitigt, die Berliner legten ab dann eine gute Leistung hin.




Der zweite Platz ging an das Programm von RTL und n-tv, das aber qualitätsmäßig fast auf einem Level mit N24 und Sat.1 lag. Vor allem Peter Kloeppel machte hier den Unterschied aus. Sachlich, ruhig und sicher analysierte er mit seinem Kollegen Christoph Teuner, der seine Sache ebenfalls gut machte, die aktuellen Entwicklungen. Auch dort gab es Schalten zu Korrespondenten – laut Ankündigungen hätte man sich zahlenmäßig aber sicherlich mehr erwartet. Der Kölner Sender zeigte seine Sendung aus einem recht kleinen Studio am New Yorker Times Square, was optisch nicht sonderlich viel hermachte. Hier hatten sowohl N24 als auch das ZDF klar die Nase vorn.

Zudem liefen bei RTL wahnsinnig viele Berichte, die zum Teil auch recht lang dauerten. Der geneigte Zuschauer konnte so das Gefühl bekommen, etwas zu verpassen – nämlich die neuesten Ergebnisse: Das größte Eigentor schoss man sich aber, in dem die Anzahl der überhaupt gesendeten Beiträge nicht sonderlich groß war. Und so kam es, dass zunächst Filme, die bereits bei «RTL Aktuell» und dem «Nachtjournal» liefen, in der Wahlsendung wiederholt wurden. Wer nach 23.00 Uhr noch n-tv gesehen hat, konnte manche Einspieler also drei bis vier Mal begutachten. Weniger ist manchmal doch mehr.

Wahlsieger war an diesem Abend das ZDF – und das nicht nur wegen einem Christian Sievers, der sich in der Nacht als wahrer Herr der Zahlen zeigte. Übersichtliche und klar bechriftete Landkarten und Analysegrafiken machten das Geschehen schnell sehr deutlich. Eine große Bühne in Deutschland gab der Sendung die nötige Gewichtigkeit – oftmals hatte der Zuschauer auf der riesengroßen Leinwand die Bilder von bis zu fünf Korrespondenten im Auge.

Erfrischend waren auch die Schalten zu Claus Kleber, der in den USA seine eigene Internetsendung über Berichterstattungen im World Wide Web abhielt. Ähnlich wie im Ersten – und anders als bei den Privaten – gab es auch hier stets zur vollen Stunde die Ergebnisse aus den Staaten, in denen die Wahllokale schlossen. Eine gute Übersicht, die half, im Zahlen-Wirr-Warr nicht unterzugehen.

Fazit: Vom ZDF abgesehen haben alle Redaktionsteams in diesem Jahr keine einwandfreie Arbeit abgeliefert. Am meisten enttäuscht darf man von der ARD sein, der man einzig zu gute halten kann, diesmal ein wirkliches Kontrastprogramm zu den Kollegen vom ZDF gemacht zu haben.

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