Die Kritiker

«Tatort: Auf der Sonnenseite»

von
Story
Cenk Batu ist verdeckter Ermittler und arbeitet seit Monaten unter geheimer Identität für den Finanzunternehmer Petermann. Als Petermann Cenks Loyalität testet und ihm die Aufnahme in den geschäftlichen Zirkel seines Unternehmens anbietet, wenn er einen vermeintlichen Verräter erschießt, droht Batus Identität bekannt zu werden und monatelange Arbeit umsonst gewesen zu sein.

Batus Chef Uwe Kohnau ist von dieser Entwicklung wenig begeistert und teilt ihm einen anderen Fall zu: Batu soll als vermeintlicher Kleinkrimineller in das Krankenzimmer des bei einem Messerangriff verletzten Deniz eingeschleust werden, dessen Onkel Tuncay Nezrem in zwielichtige Mafiageschäfte verwickelt sein soll.

Über Nacht gewinnt Batu das Vertrauen Deniz’ und seines Onkels, weil er einen Mordanschlag auf Deniz verhindern kann. Er beginnt für Tuncay Nezrem zu arbeiten und taucht in eine Welt ein, in der nicht mit Drogen oder Prostituierten gehandelt wird, sondern mit den Hoffnungen der eigenen Landsleute. Doch zu spät erkennt Batu die Zusammenhänge des skrupellosen Geschäfts, in die auch Petermann verwickelt ist.

Darsteller
Mehmet Kurtulus («Gegen die Wand», «Nackt») ist Cenk Batu
Peter Jordan (Theaterschauspieler) ist Uwe Kohnau
Aykut Kayacik («Soloalbum», «Der Dicke») ist Tuncay Nezrem
Burak Yigit («66/67 ») ist Deniz Nezrem
Patrycia Ziolkowska («Auf der anderen Seite», «Stubbe») ist Anja

Kritik
Der neue «Tatort» zeigt sich mit einem neuen Ermittler und in frischerem Gewand, während vom konventionellen Tatort nicht mehr viel zu sehen ist: Offensive Polizeiarbeit und ein harmonierendes Ermittlerduo sucht man vergeblich; auch tiefe Einblicke in das Privatleben der Darsteller bleiben aus.

Diese Einschnitte wirken sich positiv auf die Dynamik des Films aus. Der Tatort ist in sich schlanker und zeitgemäßer, die teils sperrige Art vergangener Folgen wird durch junge Schauspieler um den Grimme-Preisträger Mehmet Kurtulus, der den verdeckt ermittelnden Hauptkommissar Cenk Batu in Hamburg spielt, umgangen.

Mit der Dynamik einhergehend wird eine stetige Spannung erzeugt, da Batu nicht als Kommissar offiziell ermittelt, sondern im Dienste der Kriminellen steht. Somit ist er Teil der kriminellen Machenschaften und dichter am Fall als ein normaler Ermittler. Die Handlung wirkt flexibler, das Leben im türkischen Viertel authentisch, die Schicksale einzelner Personen können ohne großartige Verrenkungen herausgestellt werden. Hier punktet der Film vor allem mit Liebe zum Detail und schönen Städteaufnahmen rund um Hamburg.

Aber auch die Charakterdarstellung im «Tatort» macht Spaß: Ob als seriöser Unternehmer im Anzug oder in Bomberjacke auf dem Kiez, die Figur des Cenk Batu wirkt immer glaubwürdig und ist Mehmet Kurtulus wie auf den Leib geschnitten. Und auch der Mensch hinter den geheimen Identitäten hat seinen eigenen Kopf, der Freund und Chef Uwe Kohnau, wunderbar auffällig-unauffällig gespielt vom Thalia-Schauspieler Peter Jordan, so manche Nerven kostet und den Zuschauer teils erschrocken, teils vergnügt teilhaben lässt. Der Fokus aber bleibt stets auf Hauptkommissar Batu gerichtet, mit dem die Handlung steht und fällt.

Der neue Hamburg-«Tatort» ist ohne Zweifel anders, aber genau deshalb so reizvoll. Die ARD bietet spannende Unterhaltung mit tollen Schauspielern und einer durchdachten Handlung, die erst am Ende die gesamte Tragweite des Falls erkennen lässt. Auf jeden Fall sehenswert!

Das Erste zeigt «Tatort – Auf der Sonnenseite» am Sonntag, den 26. Oktober 2008, um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/30573
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