Die Kritiker

«Liebesticket nach Hause»

von
Story

Die 33-jährige Jackie verschlägt es nach einer herben Liebesenttäuschung von der idyllischen Müritz in die Großstadt München. Dort will sie ihren Mann Tom mitsamt seiner armseligen Surfschule und all den ihn anhimmelnden Surfschülerinnen vergessen und stattdessen Karriere in einer erfolgreichen Werbeagentur machen. Und auch in Sachen Liebe lacht die Sonne schon bald wieder: Ihre neue Eroberung heißt Frederik Forster und ist der Sohn einer reichen und mächtigen Verlegerfamilie, die sich nur in der Münchner High Society bewegt.

Frederiks Mutter Marianne empfindet Jackie als überhaupt nicht standesgemäß und lässt sie es auch sehr deutlich spüren. Trotzdem hat Frederik Jackie einen Heiratsantrag gemacht. Um ihrem Vater diese Neuigkeit zu berichten, fährt Jackie zum ersten Mal nach vier Jahren zurück nach "Meck-Pomm". Dass es noch einen Grund für ihre Rückkehr gibt, hat sie Frederik allerdings nicht gebeichtet: Denn schließlich ist Jackie immer noch mit Tom verheiratet! Bei ihrer Ankunft im Dorf hat sich nicht viel verändert: Tom lebt noch immer in der heruntergekommenen Villa und betreibt die Surfschule, was in Jackies Augen nur bestätigt, was für ein Loser er ist.

Sie will endlich die Scheidung, aber Tom liebt sie noch immer und weigert sich die Scheidungspapiere zu unterzeichnen... Schließlich erkennt sie, dass sie mit Frederik keine Zukunft hätte und begleitet Tom auf seinem Boot.

Darsteller
Wolke Hegenbarth («Mein Leben & Ich») ist Jackie
Oliver Bootz («Das Wunder der Liebe») ist Frederik
Julian Weigend («R.I.S.») ist Tom
Christine Kaufmann («Blutiger Ernst») ist Marianne Forster
Christian Grashof («Abgrund – Eine Stadt stürzt ein») ist Vater Jochen
Karin Düwel («Schöner leben») ist Nadja
Nadja Becker («Stromberg») ist Nin
Oscar Ortega Sanchez («Nachtschicht») ist Bruck
Michael Lott («Alles außer Sex») ist Kevin

Kritik
Was tut man, wenn man seine Noch-Ehefrau wieder zurückgewinnen will? Man macht sie richtig schön unglücklich, indem man sein Ego raushängen lässt, sich Jahre lang weigert, die nötigen Papiere zu unterzeichnen, lockt sie ins heimische Kuhkaff und der Rest geht ganz von alleine. Gewollt oder ungewollt, das ist die Message des Films.

Das Hauptproblem von «Liebesticket nach Hause» liegt in der Figur Jackie. Zunächst hat sie ein Ziel, nämlich sich von Tom scheiden zu lassen und den Sohn ihrer Chefin heiraten zu können. Dieses Ziel wird von ihr zunächst zielstrebig verfolgt, bis sie merkt, dass sie das gar nicht will. Das Problem an der Sache ist, dass diese Wendung in keinerlei Hinsicht nachvollziehbar ist. Im ersten Akt giften sich die zwei unentwegt an und verhalten sich so antagonistisch wie nur irgendwie möglich. Bis Jackie sentimental wird und ein Sinneswandel erfolgt. Sie verbringt immer mehr Zeit mit ihrem Noch-Ehemann und die zwei kommen sich näher. Warum sie über ihre Ehe nun anders denkt, wird nicht klar und der gesamte zweite Akt plätschert träge vor sich hin. Gut, es gibt eine kleine Intrige, doch auch das macht dieses Machwerk nicht spannend und der Film bleibt die ganzen zwei Stunden über eine Schlaftablette.

Ähnlich schemenhaft und abtörnend sind auch die anderen Figuren, die wie aus Plastik wirken. Nichts an ihnen ist organisch, keine Emotion ist echt. Der Plot ist uninteressant, viel zu vorhersehbar und klischeehaft bis zum Erbrechen. «Liebesticket nach Hause» ist ein Film, der das Landleben hochhebt. Jackie, obwohl sie lange in der Stadt gelebt hat und mit ihrer Heimat zu Beginn des Films nicht viel anzufangen weiß, mutiert schnell wieder zum Landei, weswegen auch ihre Beziehung zu Frederik scheitert. Man kann nicht ändern, wer man ist und soll sich mit den Leuten umgeben, die einem ähnlich sind. Stadtmenschen und Landmenschen passen nicht zueinander. Das hört sich ungemein bescheuert an; ist aber eine weitere Aussage, die sich aus «Liebesticket nach Hause» ableiten lässt.

Insgesamt ist der neue Sat.1-Film also eine einzige Katastrophe. Nur die charmante Wolke Hegenbarth, wenn sie auch manchmal etwas zu überdreht spielt, und der gelungene Soundtrack bringen ihm ein paar Gnadenpunkte auf der Quotenmeter.de-Skala ein.

Sat.1 zeigt «Liebesticket nach Hause» am Dienstag, 23. September 2008, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/29907
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger Artikel«Star Wars» lässt RTL und Sat.1 alt aussehennächster ArtikelUS-Wahl: ARD und ZDF übertragen vier TV-Duelle
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung