Die Kritiker

«SOKO Köln: Aus Mangel an Beweisen»

von
Story
Auf dem Weg zu ihrem ersten Arbeitstag wird die neue SOKO-Chefin Karin Reuter Zeuge eines Überfalls auf einen Juwelier. Bei der Verfolgung des flüchtigen Täters, der zuvor den Juwelier erschossen hatte, wird sie in einem Park vor den Augen zweier Beobachter angeschossen.

Bei der Vernehmung identifizieren diese den Täter anhand von Fotos als Ottmar Herzog. Vor fünf Jahren stand Herzog unter dem Verdacht Karins jungen Kollegen auf der Flucht so stark verletzt zuhaben, dass dieser zu einem Pflegefall wurde. Der einzige Zeuge der Tat Johannes Klein verweigerte damals die Aussage.

Als auch die aktuellen Augenzeugen bei einer Gegenüberstellung einen Rückzieher machen, bleibt dem SOKO-Team keine Wahl. Sie müssen Herzog wie damals aus Mangel an Beweisen laufen lassen. Doch die Kommissare geben nicht auf und nehmen noch einmal Kontakt mit Johannes Klein auf. Vielleicht können sie ihn nun zu einer Aussage überreden?

Darsteller
Sissy Höfferer («Die Verbrechen des Professor Capellari») als Karin Reuter
Jophi Ries («Die Pfefferkörner») als Frank Hansen
Lilia Lehner («Tatort: Heimspiel») als Julia Marschall
Steve Windolf als Daniel Winter
Kerstin Landsmann («Verbotene Liebe») als Vanessa Haas
Hans-Martin Stier («Klinikum Berlin Mitte») als Ben Schneider
Thomas Clemens («Tatort: Satisfaktion») als Dr. Philip Kraft
Martin Lindow («Der Fahnder», «Rennschwein Rudi Rüssel») als Otmar Herzog

Kritik
Das ZDF spendierte dem SOKO-Ableger aus Köln in der aktuellen Staffel satte 40 neue Folgen. Vielleicht wäre man jedoch besser beraten gewesen statt auf Masse mehr auf Klasse zu setzen. Der offensichtliche Zeitdruck bei der Produktion ist der Serie deutlich anzumerken. Die erste Folge ist von vorn bis hinten miserabel umgesetzt.

Das Drehbuch ist so vorhersehbar wie das «Das Sandmännchen» und obendrein wenig originell. Einen Täter, der Zeugen einschüchtert und mit einen Verbündeten in den Reihen der Polizei zusammenarbeitet, hat man dutzende Mal zuvor besser gesehen. Auch das vermeintlich spannende Finale wird mit einem der ältesten Tricks aufgelöst. Das alles erzeugt beim Zuschauer nur ein müdes Gähnen. Zudem weist das Drehbuch große Lücken auf, die den ganzen Inhalt der Folge in Frage stellen. Wieso besucht Karin Reuter den potentiellen Mörder allein in seinem Privathaus? Wieso sollte ein Besitzer von mehreren Restaurants und einer großen Villa einen Juwelier ausrauben? Wie haben die Polizisten den obdachlosen Zeugen gefunden?

Die Einblicke in das Privatleben der Ermittler kommen viel zu kurz, um daraus eigene Nebenhandlungen entstehen zu lassen. Vielmehr scheinen sie eine Pflichterfüllung des Autors zu sein, weil das Konzept der Serie nun einmal ein Privatleben der Protagonisten verlangen würde.

Die neue SOKO-Chefin wirkt sehr inkonsequent erzählt. Zu Beginn der Folge wird sie als harte Kommissarin gezeigt, die trotz Schusswunde nur an die Ermittlungen denkt und eine Behandlung im Krankenhaus verweigert. Doch sobald sie sich an die Ereignisse von vor fünf Jahren erinnert, ist sie den Tränen nah. Das passt so nicht zusammen und wirkt in sich unstimmig. Die restlichen Figuren erscheinen blass und verkommen zu belanglosen Statisten. Einzig der langjährige SOKO-Darsteller Jophi Ries spielt seine Rolle als Frank Hasen halbwegs glaubwürdig. Wenn auch seine Figur ebenfalls unrealistisch agiert. Welcher Kommissar würden einen Obdachlosen in seine Privatwohnung einladen und ihn mit Rehrücken und Rotwein verköstigen, nur um eine Aussage zu erhalten?

Die Inszenierung der Serie wirkt zusätzlich unprofessionell. Kameraführung und Schnitt erinnern vor allem bei der Flucht eher an ein Video bei «Upps! Die Pannenshow» als an einen ernst zu nehmenden Krimi. Letztendlich enttäuscht der Staffelauftakt von «SOKO Köln» auf ganzer Linie. Die Serie kommt kaum über das Niveau von «K11» oder «Lenßen und Partner» kaum hinaus. Für die nächsten 40 Dienstagabende kann man sich daher beruhigt etwas besseres vornehmen.

Das ZDF zeigt ab Dienstag, 23. September 2008, 40 neue Folgen von «SOKO Köln».

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