Die Kritiker

«Ein Paradies für Pferde»

von
Story
Thomas Donnhofer und seine große Liebe, Dr. Bettina Kern, leben auf seinem malerischen Gut im Salzburger Land, das sich zum Therapiezentrum für Pferde gewandelt hat. Das Glück wird perfekt, als Bettina entdeckt, dass sie schwanger ist. Doch das Unglück lässt nicht lange auf sich warten: Sven Jacobs, Unterhändler einer großen Hotelkette, soll das Gut erwerben – mit allen Mitteln. Thomas lehnt vehement ab. Kurze Zeit später erhält er die Kündigung der Bürgschaft der Gemeinde für seine Kredite. In drei Wochen muss er entweder drei Millionen Euro, oder einen neuen Bürgen auftreiben.

Bettina, die von den finanziellen Schwierigkeiten nichts weiß, erleidet eine Fehlgeburt. Sie ist verbittert und wird eifersüchtig auf Karla und Robby. Die Mutter und ihr Sohn, der am Asperger Syndrom leidet, gehen auf dem Gut ein und aus. Die Tiere sollen dem Jungen helfen, aus seiner Abschottung herauszukommen und sich zu öffnen. Als Karla, Finanzexpertin einer Bank, auch noch Thomas beim neuen Finanzkonzept hilft, packt Bettina ihre Sachen.

Darsteller
Francis Fulton-Smith («Ihr Auftrag, Pater Castell») ist Thomas Donnhofer
Susanne Michel («Der Winzerkönig») ist Dr. Bettina Kern
Herbert Fux («Vineta») ist Hans Hader
Stefan Fleming («Ein Paradies für Tiere») ist Jakob Federer
Tommy Schwimmer («Dahoam is dahoam») ist Felix Federer
Irina Wanka («Klimt») ist Karla Reisinger
Severin Sonntag («Untreu») ist Robby Reisinger

Kritik
Die ARD-Mittwochsfilme vermochten es noch nie, gutes Fernsehen zu bieten. Aber «Ein Paradies für Pferde» schlägt dem Fass den Boden aus. Die Handlung ist langweilig, dämlich und überhaupt nicht interessant. Einem Gutsbetreiber wird die Bürgschaft gekündigt – na und? Das hat man schon hundert Mal gesehen. Wo bleibt das Neue, das Mitreißende?

Schlimmer noch ist der Handlungsstrang um Bettinas Fehlgeburt. Denn sie reagiert in einer Weise, die völlig an den Haaren herbeigezogen und keineswegs nachvollziehbar ist. Statt sich mit der Sache auseinanderzusetzen, wodurch eine zumindest halbwegs interessante Konfliktsituation geschaffen hätte werden können, flüchtet sie in wirre Vorstellungen von der Untreue ihres Mannes, obwohl es überhaupt keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass er sie betrügt. Trotzdem wird sie immer patziger und packt schließlich ihre Sachen, weil sie eine Auszeit möchte. Warum denn, wenn er sich doch rührend um sie kümmert? Das wird nicht erklärt, und das weiß wohl nur der Autor, wenn überhaupt.

Auch die anderen Figuren sind hölzern und stereotyp. Da ist der alte Hofknecht Hans, der in breitem Dialekt spricht und die „gute Seele“ des Hofes ist. Immerhin hat man ihn nicht Josef genannt, um den übelsten Klischees zumindest ein wenig aus dem Weg zu gehen. Dann ist da noch der Metzgersohn, der seine Zeit lieber damit verbringt, auf dem Gut anstatt im väterlichen Schlachthof zu helfen und dann auch noch eine Romanze mit der neuen Hilfskraft in der Pferdeidylle beginnt. Dummerweise ist sein Vater gleichzeitig Bürgermeister des Ortes, der dann auch Thomas Kredite kündigt. Wie man sieht, sind die Figuren allesamt nach Schema F orchestriert und besitzen keinerlei Individualität, geschweige denn Identifikationspotential.

Die Darsteller geben sich – anders als der Autor - wenigstens Mühe bei ihrer Arbeit, auch wenn das ihren offensichtlichen Mangel an Know-How natürlich keineswegs auszugleichen vermag. Sie finden zu ihren Rollen etwa genauso wenig Zugang wie der Zuschauer.

Insgesamt ist «Ein Paradies für Pferde» selbst für die äußerst lachsen Bewertungskriterien des „FilmMittwochs im Ersten“ ein neuer Tiefpunkt, der allenfalls mit einem Gnadenpunkt auf der Quotenmeter-Skala bewertet werden kann.

Die ARD zeigt «Ein Paradies für Pferde» am Mittwoch, 13. August 2008, um 20.15 Uhr.

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