Die Kritiker

«Imperium der Päpste: Verschwörung im Vatikan»

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Nach der Katastrophe von Avignon beginnt die Zeit der Papstkönige. Sixtus IV. will Rom zum neuen Haupt der Welt machen und lässt die Sixtinische Kapelle bauen, eines der größten Heiligtümer der Christenheit, in dem bis heute das Konklave abgehalten wird. Doch der fromme Franziskaner stürzt den Vatikan in eine erbitterte Fehde gegen den mächtigen und schillernden Clan der Medici. Der Kampf gipfelt in einem tödlichen Attentat in der Kathedrale von Florenz. Der Film rekonstruiert die jahrelangen Recherchen des italienischen Historikers Professor Marcello Simonetta, der anhand eines verschlüsselten Briefes enthüllte, welche Rolle der Papst bei der Verschwörung spielte.

Maximilian Schell verfolgt die Geschichte von Alexander VI., der die "Frauen anzog wie ein Magnet die Eisenspäne" und erklärt die Motive, die den Heiligen Vater dazu trieben, ein Familienimperium zu errichten. Die filmisch begleiteten Analysen von Professor Volker Reinhardt, Verfasser der neuesten Biographie über Alexander VI. ermöglichen es, Mythos und Wahrheit über den umstrittensten aller Päpste voneinander zu trennen. Reinhardt recherchiert seit vielen Jahren in den Archiven des Vatikan und sucht nach Erklärungen, warum es zu den beispiellosen Tabu-Brüchen der Renaissance-Päpste kommen konnte.

Der Film endet mit der Entstehungsgeschichte des Petersdoms, mit dem Julius II. Rom zum neuen Haupt der Welt machen wollte. Der Kunsthistoriker Professor Horst Bredekamp, der die vollendete Architektur der Peterskirche und ihre Symbolik genau untersucht hat, erläutert die weltlichen und geistlichen Visionen, die in dem Kirchenpalast verwirklicht worden sind. Wie kein zweiter repräsentiert Julius die Renaissance: Er herrschte wie ein Monarch auf dem Papstthron und zog als "Feldherr der Kirche" an der Spitze seiner Feldzüge in den Krieg. Mit dem Prachtbau der neuen Kathedrale, die seinen Ruhm unsterblich machen sollte, riskierte er die Spaltung der Christenheit. Opulente Bilder lassen eine Epoche des Papsttums lebendig werden, in der Glanz und Abgründe eng beieinander lagen.

Kritik
Die zweite Folge aus der dreiteiligen Dokumentation ist wesentlich besser gelungen als der Auftakt. Teil II ist um Einiges interessanter aufgemacht als sein Vorgänger und auch die moderierten Einschübe von Maximilian Schell überzeugen. Mit einem Augenzwinkern spricht Schell über Alexander VI. und seinen Lebensstil – gepaart mit einem schelmischen Lächeln. Hier informiert er nicht nur, hier unterhält und amüsiert er das Publikum. Besser kann es für eine Dokumentation mit dem auf de Papier doch recht trocken erscheinendem Thema „Päpste“ nicht laufen.

Das fast schon Soap-ähnliche Geschehen in der damaligen Zeit wird sehr gut aufbereitet wiedergegeben. Auch das Entschlüsseln einer codierten Botschaft baut Spannung auf. Die Informationsdichte ist im zweiten Teil nicht so stark wie beim Auftakt, was sich positiv auswirkt – es wirkt nicht mehr allzu komprimiert. Auch in Sachen Verständlichkeit wurde noch eine Schippe draufgepackt.

Die nachgestellten Sequenzen können allerdings immer noch nicht überzeugen – zwar sind im Vergleich zur letzten Woche durchaus besser gelungen, jedoch springt der Funke nicht über und insgesamt betrachtet wirken die Darstellungen der historischen Ereignisse nicht überragend. Fazit: Die nachgestellten Szenen können nicht überzeugen, dennoch ist Teil II vom «Imperium der Päpste» inhaltlich sehr viel besser als der erste Teil.

Das ZDF strahlt den zweiten Teil von «Imperium der Päpste» am Sonntag, den 04. Mai 2008, um 19.30 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/27014
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