Die Kritiker

«Zeit zu leben»

von
Story
Als Annabelle Kohut eines Tages von ihrer Mutter angerufen wird, kehrt sie sofort aus einem fernen, warmen Land nach Deutschland zurück. Dort wird sie von ihren Eltern, ihrem Bruder und dessen Frau recht herzlich empfangen. Doch dann kommt sie dem Grund näher, warum sie eigentlich zurückkehren sollte: Beim gemeinsamen Beisammensitzen eröffnen die Eltern ihren Kindern, dass sie vorhaben, sich zusammen umzubringen. Grund dafür sind Erkrankungen, die sie nicht mehr lange leben lassen würden.

Entsetzt und geschockt von dem Plan, muss Annabelle trotzdem ihre Absichten akzeptieren. Zusammen fahren sie nach Holland in ein Hotel, um dort die letzte Tat zu verrichten. Doch etwas geht schief: Während Lena Waldheim das Gift geschluckt hat, erbrach sich Rolf. Er entscheidet sich dafür, weiterzuleben. Jetzt stellen sich allerdings einige Fragen – auch für das ermittelnde Polizistenteam. Wollte er vielleicht ohne sie weiterleben? War alles vorher geplant? Welches Geheimnis verbarg die so glücklich anmutende Beziehung?

Darsteller
Maja Maranow («Liebe nach dem Tod», «Ein Starkes Team») ist Annabelle Kohut
Friedrich von Thun («Schindlers Liste», «Die Apothekerin») ist Rolf Waldheim
Nicole Heesters («Solo für Klarinette», «Treibjagd») ist Lena Waldheim
Katharina Böhm («Ein Sommertraum», «Die Sache mit dem Glück») ist Rieke Waldheim
Thomas Dannemann («Falscher Bekenner», «Ein toter Bruder») ist Achim Waldheim
Bernhard Schütz («Hamlet X», «Auf Nummer sicher?») ist Louis Rehagen

Kritik
Wenn man den ersten Teil der Inhaltsbeschreibung ließt, könnte man meinen, es handele sich um einen Film wie «Das Beste kommt zum Schluss» von Rob Reiner, der davon erzählt, dass sich die Charaktere von Jack Nicholson und Morgan Freeman vor dem Tod noch die letzten Lebensträume erfüllen wollen. Oder es ist ein Film wie «Le Temps Qui Reste» (zu deutsch «Die Zeit, die bleibt»),der sich auch um die letzten Tage eines Lebens dreht. Doch mit dieser Art von Filmen hat der Film unter seiner Fassade rein gar nichts zu tun. Es geht vielmehr um Familiengeheimnisse, die erst durch die Suizidversuche ans Tageslicht befördert werden.

Man muss den Film unbedingt in zwei Abschnitte teilen, um ihn analysieren zu können. Die ersten 30 Minuten handeln von der Zeit vor der Fahrt nach Holland. In ihnen wird beleuchtet, was die Eltern zu der Entscheidung führt, wie die Kinder darauf reagieren und wie Annabelle an diesem Vorhaben fast verzweifelt. Es ist höchst interessant, hinter die verschiedenen Ansichten der Figuren zu blicken. Matti Geschonneck schafft es, den Zuschauer in den Bann des Werks zu ziehen und ihn mitfühlen zu lassen. Dabei spielen die Schauspieler, vor allem Maja Maranow und Nicole Heesters, so authentisch und glaubwürdig, dass es den Zuschauer direkt packt. Die Szenen, in denen sie ins Hotel gehen, berühren einen menschlich.

Der erste Teil ist so fast ohne Einschränkungen zu empfehlen, insbesondere fallen die geschliffenen Dialoge auf (Annabelle: „Du willst dir noch nur das Elend ersparen!“, Lena: „Das ist die einzige und gute Entscheidung!“, Annabelle: „Das ist eine feige Entscheidung!“). Die Szenen, in denen die Tochter begreift, dass ihre Mutter das Leben nicht mehr zu schätzen weiß, sind großartig inszeniert. Doch sobald der zweite Teil des Films beginnt und langsam alle Familiengeheimnisse auf den Tisch kommen, verliert sich auch etwas die Spannung. Schließlich hat sich nun das Thema des TV-Films grundlegend geändert.

Die Ermittlungen der ortsansässigen Polizei geraten etwas dröge, da sich der Zuschauer nun mit vollkommen anderen Problemen auseinandersetzen muss und die straffe Inszenierung etwas an Zugkraft verliert. Denn die Frage ist nun, ob Rolf, gespielt von Friedrich von Thun, der besonders ab hier sein Können beweist, den Tod seiner Frau vorsätzlich geplant hat, um alleine weiterleben zu können. Hinzu kommt noch das Alkoholproblem von Achim.

Spannend ist es dennoch an verschieden Stellen, da der Zuschauer die Position von Annabelle einnimmt und so stets damit konfrontiert ist, damit klarzukommen, dass andere Familienmitglieder und Freunde mehr wissen als man selbst. Außerdem ist noch hinzuzufügen, dass Matti Geschonnecks Stringenz beachtlich ist, das Drama nicht mit einem Happy-End verseichen zu lassen.

Fazit: Der Film «Zeit zu leben» gehört eindeutig zu den besseren Fernsehfilmen der Woche, obwohl die Qualität zum Ende hin abnimmt.

Das ZDF strahlt «Zeit zu leben» am Montag, den 28. April 2008, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/26901
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