Die Kritiker

«Familie ist was Wunderbares»

von
Story
Christiane Bonhoffs Buchhandlung läuft eigentlich super – bis die Besitzer des Hauses die Immobilie verkaufen wollen. Eine Buchladenkette reißt sich das Haus unter den Nagel und Christiane muss sich für den eigenen Job noch einmal bewerben. Bei ihrem neuen Vorgesetzten, Paul Hieronymus, findet ihr neues Konzept für den Laden Anklang und sie bekommt die Stelle – und einen nervigen neuen Mitarbeiter. Ihr neuer Freund, der Bürgermeister der Stadt, befindet sich gerade im Wahlkampf und hat ganz andere Probleme: Ein Skandal bahnt sich an. Auch privat ist bei dem Paar nicht alles in Ordnung, denn auch hier entwickelt sich ein persönlicher Skandal zwischen Christiane und ihrem Freund Toni Hoffmann.

Als wären die eigenen Beziehungsprobleme nicht genug, hat ihre Tochter Anja ebenfalls Streit mit ihrem Mann. Auch Christianes Ex-Mann kommt ohne sie nicht aus, nachdem ein Abend sein Leben zerstört. Auch Christianes Vater macht Probleme: Da er ein Pflegefall ist, ist er auf die Hilfe eines Pflegedienstes angewiesen, die er aber vehement verweigert und damit das Leben von Christiane und ihrer Tochter zusätzlich erschwert. Die einzige Lösung scheint ein Seniorenheim zu sein, was allerdings zu weiteren Spannungen führt.

Als wäre all das nicht genug für Christiane, muss sie sich noch um ein „fremdes“ Baby kümmern. Ihr Leben scheint vollkommen aus den Fugen geraten zu sein und so versucht sie nun, all ihre Probleme zu lösen…

Darsteller
Rita Russek («Wilsberg») ist Christine Bonhoff
Karl Kranzkowski («Tatort») ist Ulrich Bonhoff
August Schmölzer («Die Familienanwältin») ist Toni Hoffmann
Horst Janson («Ein Fall für Zwei») ist Paul Hieronymus
Julia-Maria Köhler («Verrückt nach Clara») ist Anja Bonhoff
Johanna Gastdorf («Adelheid und ihre Mörder») ist Petra Bode
Branko Samarovski («Der Winzerkönig»)ist Georg 'Schorsch' Dittmann
Nils Brunkhorst(«Lotta in Love») ist Jakob
Jonas Hartmann («Der Tunnel») ist Steffen Dietz

Kritik
«Familie ist was Wunderbares» ist kompliziert. Viele Personen, viele Beziehungen, viele Probleme. So mancher dürfte leichte Probleme bekommen, durch das ganze Wirrwarr durchzublicken – Dreh- und Angelpunkt bleibt aber dennoch immer Christine Bonhoff, auf der der gesamte Film aufbaut. Würde man eine Mindmap ausgehend von ihrer Person aufzeichnen, würde es viele Striche geben. Ob die Macher sich das vor Augen geführt haben, darf bezweifelt werden, denn ansonsten hätte man das Konstellationschaos frühzeitig bemerkt und es eventuell etwas vereinfacht.

Die Geschichte ist zwar sehr komplex, allerdings auch sehr interessant. Es werden viele alltägliche Probleme thematisiert, wie zum Beispiel die einer berufstätigen Mutter, die nicht vor ihrem Mann kuschen will oder die Tochter, die ein Seniorenheim als einzig vernünftige Unterbringung für ihren kranken Vater erkennt. Das Drehbuch bietet also viel Spielraum und viele gute Ansätze, um einen inhaltlich sehr komplizierten, aber ausdrucksstarken Film zu produzieren. Genau das ist gelungen: Mit vielen Wendungen und Ereignissen führt man den Zuschauer zu der Erkenntnis, dass Familie die Lösung vieler Probleme ist.

Im Prinzip ist der inhaltliche Aspekt durchaus positiv zu werten, wenn auch einige Kleinigkeiten recht unlogisch erscheinen. So spielt die Handlung in einem kleinen Ort, der sogar im Film selbst als „Provinz“ bezeichnet wird. Aber im anhaltenden Wahlkampf um das Bürgermeisteramt gibt es eine TV-Übertragung von einem Interview des noch amtierenden Bürgermeisters. Sehr weit hergeholt – ebenso die Tatsache, dass man für die Bürgermeisterwahl nicht einen einzigen Gegenkandidaten zum amtierenden Bürgermeister zu Gesicht bekommt. In der Stadt hängen ausschließlich Plakate von Toni Hoffmann, es wird auch kein Konkurrent in den Dialogen erwähnt. Auch das erscheint sehr unschlüssig.

Rita Russek, die die Protagonistin Christine Bonhoff spielt, kommt sehr überzeugend herüber. Allerdings ist ihre Reaktion auf eine Steuernachzahlung von 23.000 Euro absolut nicht passend – ruhigen Mutes wendet sie sich wieder der Arbeit zu. Karl Kranzkowski spielt die Rolle des überforderten, allein erziehenden Vaters ebenfalls toll und auch Horst Janson fällt positiv auf. Auch Julia-Maria Köhler liefert eine gute Leistung ab. Auch hier gibt es keine Aussetzer. Besonders die Dialoge fallen auf: Diese sind sehr passend geschrieben, pointiert und vorgetragen.

Fazit: Trotz sehr komplizierter Verbandelungen der einzelnen Figuren ist «Familie ist was Wunderbares» ein sehenswerter Film. Er spielt zwar nicht in der oberen Liga der TV-Movies, aber allein die Aussage des Films macht ihn zu einer sehr ansehnlichen Produktion.

Das ZDF zeigt «Familie ist was Wunderbares» am Montag, den 21. April 2008, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/26754
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