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Sorgenkind Vorabend

Obwohl der Einstieg des amerikanischen Geschäftsmannes Haim Saban bei ProSieben/Sat.1 und damit einer der spektakulärsten Deals in der jüngeren deutschen Mediengeschichte geplatzt ist, überwiegt bei den Mitarbeitern Erleichterung: Endlich gibt es wieder Planungssicherheit. Zumindest ist dies die Parole der Insolvenzverwalter, die jetzt zügig abwickeln wollen, was neben den lukrativen Fernsehsendern nach dem Einsturz des einstigen Kirch-Imperiums sonst noch an Trümmern herumliegt.
Vordringlichste Aufgabe für Sat1 und ProSieben ist es nun, verlorenes Terrain wieder gutzumachen. Die Monate der Lähmung hat vor allem der Konkurrent RTL genutzt, um die Fernsehlandschaft auf ähnlich imposante Weise zu dominieren wie Bayern München in der letzten Saison die Fußball-Bundesliga. Nun müssen die einstigen Kirch-Sender überzeugende Programmargumente finden, mit denen sich das Publikum wieder zurückholen lässt. ProSieben hat, wie berichtet, bereits eine Umstrukturierung seines Nachmittagsprogramms hauptsächlich mit Dokusoaps bekannt gegeben.
Spektakulärster Coup von Sat.1 ist zunächst einmal der Erwerb der Champions-League-Rechte. Kostenpunkt: geschätzte 30 Millionen Euro. Möglicherweise ein Eigentor - bei RTL gibt man unverblümt zu, man sei froh den Klotz am Bein wieder los zu sein. Fürs Image mag die Euroliga ja ganz nützlich sein, doch ähnlich wie bei der Fußball-Bundesliga lässt sich der teure Sport kaum refinanzieren; und sollten Bayern, der VfB Stuttgart und Borussia Dortmund, die Qualifikation vorausgesetzt, frühzeitig ausscheiden, sitzt Sat.1 auf Spielen, die kaum jemand sehen will.
Doch das Sorgenkind von Sat.1 ist das Familienprogramm, das schon seit Jahren am Vorabend vor sich hinkränkelt und sich an den zuschauerstarken Wochenendabenden regelmäßig mit jenen Krümeln begnügen muss, welche die Konkurrenz übrig lässt. Optimiert werden soll vor allem die Zeit zwischen 17 und 20 Uhr, denn sie ist zu 43 Prozent für die Marktanteilsverluste von Sat1. verantwortlich. Ein erster erfolgreicher Schritt in diese Richtung war die Etablierung der täglichen ausgestrahlten juristischen Dokusoap "Lenßen und Partner" um 18 Uhr; die damit erzielten Marktanteile von über 15 Prozent können sich sehen lassen. Nun soll noch das Boulevardmagazin "Blitz", das um 18.50 Uhr ausgestrahlt wird, inhaltlich und optisch überarbeitet werden. Für 19.30 Uhr Uhr soll ein weiteres Dokusoap-Format entwickelt werden.
Ein ungleich schwieriger Patient ist das Wochenende. Während sich das neue Superstar-Format "Star Search" sein Publikum auf dem alten "ran"-Termin erst noch erobern muss, ist den Programmplanern für den am meisten umkämpften Sendetermin im deutschen Fernsehen bisher noch nichts Neues eingefallen: Am Samstagabend um 20.15 Uhr sollen familienfreundliche Spielfilme wie die Asterix-Abenteuer oder die "Star Trek"-Reihe für bessere Quoten sorgen. Sonntags locken immer mal wieder "Event-Shows" mit Hape Kerkeling und Anke Engelke sowie prestigeprächtige TV-Movies wie etwa "Das Wunder von Lengede", ein Mehrteiler, der im Herbst ins Programm kommen soll. (fabs)

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