Die Kritiker

«Nachtschicht - Ich habe Angst»

von

Story
18:00 Uhr: Einsatzbesprechung im Kommissariat. Am Abend ist eine Razzia geplant. Ziel ist die Textilfabrik, in der Markenklamotten im großen Stil gefälscht werden. Die Hinweise kommen aus erster Hand, denn man hat eine Kollegin eingeschleust: Mimi Hu hat nähen gelernt! Der Schlag gegen die Markenfälscher läuft zunächst nach Plan, doch dann kann der Chef der Fabrik Hadschi Ramzi Kommissar Erichsen in seine Gewalt bringen. Da Teddy seine Waffe im Auto gelassen hat, kann er dem Kollegen nicht helfen, und so gelingt Hadschi eine spektakuläre Flucht.

Zur gleichen Zeit geht im Revier ein anonymer Anruf ein. Eine Frau will eine Kindesmisshandlung anzeigen. Ein unangenehmes Feld, weil Misshandlungen schwer nachweisbar und oft sogar von den betroffenen Kindern geleugnet werden. So auch im Fall von Johnny Eggers. Obwohl offensichtlich ist, dass zwischen Vater André und Sohn Johnny etwas nicht stimmt, bleibt der nächtliche Kontrollbesuch von Lisa Brenner und Teddy Schrader bei Familie Eggers ergebnislos. Der Junge bleibt dabei: die große Beule am Kopf hat er sich beim Eishockey zugezogen.

Ein paar Stunden später sieht sich der KDD erneut mit Eggers konfrontiert. Man findet die Leiche seines Ex-Kollegen Tommy Prokopp auf einem Parkplatz. Er wurde mit einem Springmesser erstochen, das Hadschis zehnjährigem Sohn gehört. Gibt es eine Verbindung zwischen Väter und Söhnen, oder ist es Zufall, dass die beiden Kinder in dieselbe Schule gehen?

Als die anonyme Anruferin im Kommissariat auftaucht, schließt sich der Kreis. Denn Violetta Kiesewetter ist Johnnys Klassenlehrerin. Sie hat Beweise für die Misshandlung des Jungen durch den eigenen Vater. Am anderen Ende der Stadt will Ramzi nach Paris flüchten, wird aber von seiner Frau Soraya verraten. Die gibt dem KDD noch einen zweiten wertvollen Hinweis. Er betrifft das Springmesser ihres Sohnes. Plötzlich erschließen sich die Zusammenhänge. Aber den Ermittlern bleibt nicht viel Zeit, denn die Nacht fordert weitere Opfer.

Darsteller
Armin Rohde («Keinohrhasen», «Die Bluthochzeit») ist Erich Bo Erichsen
Minh-Khai Phan-Thi («Tatort», «Ein starkes Team») ist Mimi Hu
Ken Duken («Krieg und Frieden», «Störtebeker») ist Teddy Schrader
Barbara Auer («Donna Leon», «Der Novembermann») ist Lisa Brenner
Pierre Semmler («M.E.T.R.O.», «Das Jesus-Video») ist Walter Jülich
Ulrike Krumbiegel («Bloch», «Polizeiruf 110») ist Violetta Kiesewetter
Matthias Brandt («Contergan», «Tatort») ist André Eggers
Sandra Borgmann («KDD - Kriminaldauerdienst», «Tatort») ist Marlies Eggers
Henry Stange («Die Sturmflut») ist Johnny Eggers
Manuel Cortez («Verliebt in Berlin», «Angie») ist Hadschi Ramzi
Melika Foroutan («Der Fürst und das Mädchen») ist Soraya Ramzi
Peter Jordan («Mein alter Freund Fritz», «Der Mann im Strom») ist Engelbert
Peter Kurth («Good Bye Lenin!», «Tatort») ist Tommy Prokopp
Oscar Ortega Sanchez («Alles über Anna», «Eine stürmische Bescherung») ist Martinelli

Kritik
Der ganz große Wurf ist Autor und Regisseurs Lars Becker mit seinem mittlerweile fünften Teil aus der Reihe «Nachschicht» sicherlich nicht gelungen. Der aktuelle Fall bietet aber ein bedeutendes Maß mehr an düsterer Stimmung, als es die Vorgänger aufweisen konnten, trägt aber dennoch die deutliche Handschrift Beckers und macht den Krimi zu einem insgesamt soliden Krimi.

Inhaltlich greift Becker zu einem Mix aus Mord, Kindesmissbrauch und die allgegenwärtige Problematik an den deutschen Schulen. Hinzu gesellen sich noch die Themengebiete Markenpiraterie, häusliche Gewalt, Schleusertum und illegale Beschäftigung. Und hier liegt auch gleich eines der größten Probleme des TV-Films – die Themenvielfalt. Die ganze Palette des Handlungsmixes erscheint völlig überfrachtet und ist einfach zu viel für ein Format dieser Länge. Das diese Handlungsfäden dann auch noch ineinander übergreifen und einem tragischen Finale münden ist zudem unglaubwürdig – noch dazu in einer einzigen Nacht.
Dennoch sind die aufgegriffenen sozialen und gesellschaftlichen Themen brandaktuell und führen dem Zuschauer die Probleme der deutschen Gesellschaft unterhaltsam vor.

Demzufolge ist auch das Drehbuch viel zu ambitioniert ausgefallen. Mit all seinen Plots und Nebenhandlungen in 90 Minuten eine komplexe Story zu erzählen ist somit als gescheitert zu erklären. Weniger wäre hier mehr gewesen.

Pluspunkte der Produktion sind sicherlich die perfekte Hamburger Großstadtkrimikulisse, die dunkel, lebhaft und bedrohlich von der Kamera eingefangen wurde und das hochkarätige Schauspielquartett aus Barbara Auer, Armin Rohde, Ken Duken und Minh-Khai Phan-Thi. Diese erledigen ihre Sache äußerst zufrieden stellend, besonders das Zuspitzen der Handlung auf das tragische Ende hin gewinnt durch sie emotionalen Tiefgang.

Insgesamt also eher ein mäßiger Film der ZDF-Reihe, der außer einer routinierten Umsetzung mit einer zu ambitionierten Themenpalette nicht viel zu bieten hat.

Das ZDF zeigt «Nachtschicht - Ich habe Angst» am Montag, den 28. Januar 2008 um 20.15 Uhr.

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Kurz-URL: qmde.de/24949
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