Die Kritiker

«Das Wunder von Berlin»

von
Story
Berlin, im Sommer 1988: Als Sohn eines Offiziers der Staatssicherheit hat es der 18-jährige Marco Kaiser besser als die meisten seiner Freunde. Und doch gefällt es dem Jungen, als Punker das linientreue Spießertum seines Elternhauses immer wieder herauszufordern. Marcos Vater, Jürgen Kaiser, arbeitet im Bereich Rückwärtige Dienste der Stasi, zuständig für die Organisation erlesener Konsumgüter. Für ihn und seine Familie, Ehefrau Hanna, Sohn Marco und Großvater Walter, fällt dabei genügend ab.

Während sich Jürgen mit seinem Leben gut arrangiert hat und nebenher eine Affäre mit seiner Kollegin Marion pflegt, gehört Hanna zu einer wachsenden Zahl von Menschen, die mit den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR unzufrieden sind. Hanna registriert mit Wohlwollen, dass ihr Sohn mit der 18-jährigen Schwesternschülerin Anja endlich ein "anständiges" Mädchen nach Hause bringt. Nicht viel später aber werden Anja und Marco bei einem illegalen Punk-Konzert verhaftet. Vater Kaiser fürchtet, dass sein eigener Ruf Schaden nehmen könnte und zwingt seinen Sohn, für seine und Anjas Freilassung endlich seinen Militärdienst zu absolvieren.

Widerwillig rückt Marco zum Grundwehrdienst bei der NVA ein, doch tatsächlich weckt der Rekrutendienst rasch seinen alten sportlichen und kameradschaftlichen Ehrgeiz. Er mag es kaum zugeben, aber die Ausbildung macht ihm Spaß.

Darsteller
Kostja Ullmann («Stellungswechsel») ist Marco Kaiser
Karoline Herfurth («Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders») ist Anja Ahrendt
Veronica Ferres («Die wilden Hühner und die Liebe») ist Hanna Kaiser
Heino Ferch («Die Luftbrücke») ist Jürgen Kaiser
Michael Gwisdek («Elementarteilchen») ist Walter Kaiser
André Hennicke («GSG 9») ist Heinrich Wolf
Gesine Cukrowski («Der letzte Zeuge») ist Marion Niemann
Tino Mewes («Was nützt die Liebe in Gedanken») ist Moskau
Anna Loos («Die Unbeugsamen») ist Juliane

Kritik
Von den Machern von «Die Luftbrücke», «Dresden» und «Die Sturmflut» kommt eine weitere aufwändige Produktion in das Fernsehen. Die Filmschmiede teamworx konnte für «Das Wunder von Berlin» wieder deutsche Top-Schauspieler wie Veronica Ferres und Heino Ferch verpflichten. Allerdings sind es nicht die beiden, die den Film auszeichnen, denn Ferres und Ferch, die beide schon sechs Filmpreise gewonnen haben, spielen bestenfalls nur mäßig bis gut.

Die Jungschauspieler Kostja Ullmann und Karoline Herfurth können die Zuschauer in die frühere DDR-Welt mitnehmen. Es ist schon schade, dass man zwei solche Talente nicht öfters in teuren Produktionen sieht, sondern meistens die gleichen Schauspieler. Ebenfalls eine gute Figur macht Michael Gwisdek, der den Vater von Jürgen spielt.

Der neue teamworx-Film kommt ohne teure Spezialeffekte aus. Denn obwohl das Filmstudio vor allem durch aufwändige und teure Effekte bekannt ist, legte man hier sehr viel Wert auf das Drehbuch. Das von Thomas Kirchner («Das Geheimnis im Moor») geschriebene Werk schafft es besser als beispielsweise «Das Leben der Anderen» dem Fernsehzuschauer bei der Stange zu halten. Das Thema DDR und die Wiedervereinigung wurden in den vergangenen Jahren so oft durchgekaut und hinter diesem Hintergrund hatte es «Das Wunder von Berlin» sehr schwer, den Anforderungen gerecht zu werden. Kirchners Stück setzt sich neben der DDR auch mit dem zweiten Weltkrieg in Verbindung mit Vater und Sohn auseinander. Gott sei Dank wurden die angesprochenen Probleme nicht ewig ausdiskutiert, sondern kurz und knapp präsentiert.

Die Figur des Marco Kaisers verändert sich im Laufe der Handlung und zeigt, wie beeinflussbar die Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik waren. Der Krankenschwester Anja Ahrendt traut man fast bis zum Ende nicht über den Weg, da sie anscheinend etwas zu verbergen versucht. Jedoch ist die Auflösung weitaus einfacher als zunächst gedacht. Vor allem Hanna Kaiser dürfte die meisten Menschen überraschen. Zunächst wünscht sie sich ein neues Land, als dann die Mauer geöffnet wird, kann sie sich mit diesem Gedanken gar nicht anfreunden. Sie wollte die Revolution der DDR, aber keine Grenzöffnung.

Die neue teamworx-Produktion «Das Wunder von Berlin» ist eine sehr authentische Verfilmung der damaligen Zeit. Die Charaktere sind nicht platt gezeichnet, sondern haben alle einen eigenen Charakter, der sich zeitweise deutlich von den anderen abgrenzt. Den einzigen Minuspunkt bekommt der Film für die teilweise sehr schlechte Verständlichkeit der Charaktere, da diese "berlinerisch" nuscheln.

Das ZDF zeigt «Das Wunder von Berlin» am Sonntag, 27. Januar 2008, um 20.15 Uhr als Erstausstrahlung.

Kurz-URL: qmde.de/24899
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