Die Kritiker

«Die Versöhnung»

von
Story
Nach über zehn Jahren kehrt Benedikt Stirner auf Bitten der Mutter auf den elterlichen Berghof in den Alpen zurück, weil der Vater im Sterben liegt. Doch der alte Stirner weigert sich, seinen ehemaligen Lieblingssohn zu empfangen: Er will und kann ihm den Tod seines Jüngsten nicht verzeihen, der bei einer Klettertour mit Benedikt abstürzte. Nach dem Unglück, für das er sich die Schuld gab, verließ Benedikt nicht nur seine Heimat, sondern auch seine große Liebe Johanna.

Die junge Frau hatte lange vergeblich auf seine Rückkehr gewartet und ist nun mit Benedikts ehrgeizigem Bruder Anton verlobt. Anton, der sich immer von seinem Vater zurückgesetzt fühlte, gefällt die Rückkehr des Bruders gar nicht, fürchtet er doch, dass der Ältere ihn nicht nur um die spärliche Gunst der Vaters bringt, sondern ihm auch Johanna abspenstig macht. Er hat aus dem Stirner-Hof einen modernen und erfolgreichen Betrieb gemacht, doch der Vater versagt ihm die gebührende Anerkennung.

Auch um die Liebe Johannas hat er lange kämpfen müssen. Als sich Benedikt und Johanna auf einer einsamen Berghütte begegnen, schlafen sie miteinander. Aufgewühlt von der unversöhnlichen Haltung des Vaters und den übermächtigen Gefühlen gegenüber Johanna beschließt Benedikt, abzureisen, um nicht erneut Unheil anzurichten. Doch als Anton von dem intimen Treffen erfährt, bricht all seine aufgestaute Wut hervor.

Darsteller
Markus Böker («Zwei Herzen und zwölf Pfoten») ist Benedikt
Victoria Mayer («Stolberg») ist Johanna
Sebastian Bezzel («Stellungswechsel») ist Anton
Gertrud Roll («Der Geschworene») ist Maria
Kurt Weinzierl («Da wo die Freundschaft zählt») ist Max
Lambert Hamel («Mein Führer») ist Pfarrer
Mathis Reinhardt («Matthäuspassion») ist Julius

Kritik
«Die Versöhnung» ist schon strukturell gesehen ein einziges Desaster. Die Enthüllung, dass Benedikt keine Schuld am Ableben seines Bruders durch einen Unfall beim Bergsteigen hat, kommt viel zu früh. Es wäre schockierender gewesen, wenn Anton dies seinem Bruder erst im letzten Akt ohne eine Antizipation des Zuschauers mitgeteilt hätte.

Der Film erinnert ein wenig an die ebenso schrecklich klischeehaften und langweiligen Heimatfilme «Wer früher stirbt ist länger tot» und «Beste Zeit» des urigen Regisseurs Marcus H. Rosenmüller. Sowohl der «Versöhnung» als auch den Rosenmüller-Filmen liegt eine banale Handlung zugrunde, die in abgelegen Orten spielt und den Zuschauer nicht mitreißen kann, weil nichts „Magisches“ entsteht. Die Autoren der «Versöhnung» Martin Kluger und Maureen Herzfeld haben entweder ein gestörtes Verhältnis zur Realität oder haben sich als Ziel gesetzt, die dümmsten Filmfiguren der letzten zwanzig Jahre zu erschaffen. Benedikt kehrt mit dem Bedürfnis auf seinen Berghof zurück, mit seiner Familie Frieden zu schließen. Und welche Maßnahme ergreift er, um das zu erreichen? - Er schläft mit der zukünftigen Ehefrau seines Bruders, der ihn sowieso schon nicht ausstehen kann. Selbst wenn man als Zuschauer Empathie mit der Hauptfigur hätte (was aufgrund des fehlenden Charismas der Figur und des Schauspielers ohnehin nicht zustande kommt), so würde selbst das nicht dafür ausreichen, dass die Handlungsschritte einen logischen und plausiblen Eindruck entstehen lassen.

Die Flashbacks, die zentrale Momente in Benedikts Leben vor seiner Rückkehr zeigen, sind ein verzweifelter Versuch der Autoren, in die langweilige Geschichte noch ein wenig Pepp zu bringen und das ganze Unterfangen mehr nach „missglückter Avantgarde“ als nach „zusammenhanglosem und sinnfreiem Aneinanderkleben von Szenen“ aussehen zu lassen. Doch die Flashbacks lassen den Zuschauer nicht mehr über Handlung oder Figuren erfahren, noch tragen sie etwas zur Geschichte bei, was nicht auch durch einen (gut geschriebenen) Dialog oder ein Bild hätte ausgedrückt werden können. Das ständige Geschwafel, das für einen nicht Alpinen nur schwer verständlich ist, geht dem Zuschauer im Lauf des Films immer mehr auf die Nerven, da die Dialoge keine Dynamik oder Steigerung enthalten.

Insgesamt ist «Die Versöhnung» daher wahrscheinlich einer der schlechtesten TV-Filme aller Zeiten und darf getrost verpasst werden.

Die ARD zeigt «Die Versöhnung» am Donnerstag, 24. Januar 2008, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/24862
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